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 denen  die  Wolle  bereits  genommen  worden,  über  die  übrigen  zu  schütten. 
   Die  Trennung  der  Wolle  von  den  Saämen  geschah  früher  durch  
 eine  sehr  einfache  Vorrichtung,  nämlich  durch  zwei  in  entgegengesetzter  
 Richtung  über  einander  laufende  Walzen,  die  mit  der  Hand  bewegt  wurden; 
   gegenwärtig  besitzen  aber  viele  Fazendeiros  auf  gleiches  Princip  gegründete, 
   mehr  oder  minder  zusammengesetzte,  Maschinen.  Auch  das  
 Einpacken  der  Wolle  in  Säcke  von grobem Baumwollenzeuge,  früher durch  
 einen  Neger  bewerkstelligt,  der  die  Wolle  mit  den  Füssen  in  den  aufgehängten  
 befeuchteten  Sack  trat,  und  täglich  nur  einen  Sack  füllen  konnte,  
 geschieht  jetzt  schon  überall  durch  einfache  Pressen *).  Der  inr^r§  wahre  
 W e r th   der  Baumwolle,  im  gereinigten  und  verpackten  zur Aufruhr  geeigneten  
 Zustande,  wird  von  einem  scharfsinnigen  portugiesischen  Staatsökonomen, 
   nach Anschlag  der  Erzeugungskosten ( 1 .) ,  auf 33 oo Reis  (9 Gulden  
 1 o ! kr.),  berechnet**). 
 In  den  ersten  Tagen  unseres  Aufenthaltes  wurden  w ir   einmal  gegen  
 Abend  durch  ein  brüllendes. Geschrei  auf  der  Strasse-  an’s  Fenster gelockt, 
   wo  sich  uns  das  seltsame  Schauspiel  einer  Horde  von  etwa  fünfzig  
 Indianern  darbot,  welche  in  aller  Nacktheit  und  Rohheit  des  Naturzustandes  
 durch  die  Strassen  zogen.  Diese  Wilden  waren,  auf Veranlassung  
 ihres  Principals,  aus  den  Wäldern  zwischen  dem  Rio  JMearim  und  dem  
 Rio  das  Alperccdas  herabgekommen,  um  sich  von  den  Einwohnern  mit  
 Kleidungsstücken,  Beilen,  Messern  und  allerlei  Kleinigkeiten  versehen  zu  
 lassen,  wogegen  sie  grosse  Kuchen  von  W a c h s ,;  schönfarbige  Federn,  
 und  einige  zierlich  gearbeitete  Bögen  und  Pfeile  zum  Geschenke  brachten.  
 Aehnliche  Züge  werden  jetzt  nicht  selten  gemacht,  und  sind  eines  der  
 Mittel,  welcher  sich  die  Ansiedler  bedienen,  um  diese ursprünglichenHer- 
 *)  In  da  Camara’s  erwähnter Abhandlung  sind  die,  von  ihm  zu  diesen  Zwecken,  der  Enthornung  
 und  Einpackung  der Wolle,  erfundenen  Maschinen  abgebildet. 
 *’ )  Raimundo  Joze  de  Souza  Gayozo,  compendio  historico-politico  dos  principios  da  Ia-  
 voüra  do  Maranhao,  etc.  Paris.  1818-  8*  Wir  werden  Gelegenheit  haben,  mehrere  Thatsachen  
 aus  diesem  schätzbaren  Buche  beizubringen,  welches  von  der Wittwe  des  Verfassers  zurückgenommen  
 worden,  und  nicht  in  den  Buchhandel  gekommen  ist. 
 ren  des  Landes  in  freundschaftlichen  Gesinnungen  zu  erhalten.  Erst  in  
 den  letzten  Decennien  war  man  so  glücklich,  einen  friedlichen  Verkehr  
 zwischen  den  freien  Indianern  der Provinz IMaranhäo  und  den  Ansiedlern  
 herzustellen;  und  da  die  Klugheit  gebietet,  die  zahlreichen  Hörden  von  
 ihren  angestammten  feindseligen  Gesinnungen  abzubringen,  so  beeiferte  
 man  sich  auch  in  Cachias,  die  Einziehenden  gut  aufzunehmen,  und  mit  
 Mehl,  Branntwein,  Taback  und  bunten Baumwollenzeugen  reichlich  zu beschenken. 
   Diese  Indianer  gehörten  zu  zwei  verwandten  Stämmen,  zu  
 den  Aponegi- er ans  und  den  Mäcame - er ans,  welche  auch  Carauüs  
 genannt  werden.  Ihre  äussere  Gestalt war  so  kräftig  und  ebenmässig,  ihr  
 Gang  und  Benehmen  hatte  so  viel  Sicherheit  und  Gewandtheit,  dass  w ir   
 hierin  einen  auffallenden  Unterschied  von  allen  bisher  gesehenen  Stämmen  
 bemerken  mussten.  Die  meisten  wären  von  unserer  Statur,  und  die  Gesichtszüge  
 der  Jüngeren  unter  ihnen waren offen und nicht  unangenehm;  jedoch  
 verriethen  die  kleinen' Augen,  die  kurze  breitgedrückte ■ Nase,  die  
 stark  hervorragenden  Stirnhöhlen  und  die  niedrige  Stirne  auf  den  ersten  
 Blick  den  Typus  der  americanischen  Ureinwohner.  Nur  die Aelteren  unter  
 ihnen  waren  durch Löcher  in  der Unterlippe  und  durch  aufgeschlitzte, zwei  
 bis  drei  Zoll  in  die Länge  gezogene  Ohrlappen  verunstältet.  In  dem Loche  
 der Unterlippe trugen sie glänzende gelbe Cylinder von Harz oder von Alabaster,  
 die  anderthalb bis drei Zoll lang  waren,  und leicht  herausgenommen  werden  
 konnten.  Die  Ohren,  deren  ungewöhnliche  Verlängerung  durch  Holzblöcke  
 vermittelt  worden  wa r ,  Hessen  sie  nur  auf  unser  Verlangen  frei  herabhängen, 
   wo  sie  fast  die  Schultern  erreichten;  gewöhnlich  trugen  sie  
 sie  von  unten  aus  über  den  Obertheil  der  Ohrmuschel  gestülpt.  Die  
 Hautfarbe  war  bei  diesen  starken  und  wohlgenährten  Menschen  ein  glänzendes  
 helles  Kupferbraun,  so  wie  w ir   es  bei  den  meisten? wilden  Indianern  
 gefunden  haben,  wenn  sie  einer  kräftigen Gesundheit  genossen;  denn  
 nur  durch  Krankheit,  Vermischung  und  verfeinerte  Lebensart  wird  diese  
 eigenthümliche  Farbe  der  americanischen  Autochthonen  in  hellere  Nüan-  
 $en  umgeändert.  Unter  allen  hier  Anwesenden  befand  sich  keiner  mit  
 tatowirtem  Gesichte;  und  diese  Art  der  Verunstaltung  soll  bei  keinem  
 Stamme  in der Provinz  Maranhao  üblich  seyn.  Als  sie  aber  aufgefordert  
 wurden,  in  der  Nacht  bei  Fackelschein  zu  tanzen,  erschienen  die  Meisten