romantisch und bietet gleich herrliche Ansichten dar, als der nach Lin-
guissa. Der Bach hat sich mit grosser Gewalt mitten durch massige
Quarzschieferfelsen einen W e g gebahnt, aus welchem er durch ein sehr
mühsames und kostspieliges Weh r von Felsenblöcken und Zimmerwerk in
ein anderes durch Felsen gesprengtes Bett abgeleitet werden musste. Nur
der Muth und die Geschicklichkeit eines d a Cam a r a konnten die Schwierigkeiten
dieser ungeheuren Unternehmung besiegen, welche durch die
Steilheit des wüsten Thaies und durch die Entfernung alles Bauholzes *)
in dieser hohen Gegend, wo hur niedriges Gestrüpp und verkrüppelte
Zwergbäume fortkommen, bedeutend erhöht wurde. Doch gelangte der
Intendant glücklich zu seinem Zwecke, und nachdem er eine vierzig Fuss
tiefe Schicht von feinem Sand und Steinblöcken hinweggeräumt hatte,
welche in Jahrtausenden hier zusammengehäuft worden seyn mochten, stiess
er auf einen sehr reichen Cascalho, der seit vier Jahren, binnen welchen
nun hier gearbeitet wird, fünftausend Quilates Diamanten geliefert hat.
E r war in dieser Unternehmung glücklicher, als der Pächter Joäo F er-
n a n d e z d e O l i v e ir a , welcher in dem nun verlassenen Servigo von Vd o
ein tiefes Loch unterhalb der Felsen mit ungeheuren Kosten entblösste,
und doch keinen Cascalho darin fand. Hier war es, wo der letzte grosse
Diamant von drei Octaven Gewicht gefunden wurde. Als w ir Matta Malta
besichtigten, waren gegen hundert Neger beschäftiget, unterhalb des
alten Baues ein hölzernes Bett für den Fluss herzustellen, worein er im
Monat October geleitet werden sollte, um das alte Bett mit Leichtigkeit
untersuchen zu können. Da solche Arbeiten immer vor der Regenzeit
fertig werden müssen, so ist grosse Umsicht in ihrer Anordnung nöthig.
Matta Matta war früher eine sehr reiche Goldmine f als in ihr Diamanten
entdeckt wurden, gab es unter dem herbeiströmenden Volke blutige Händel,
welche dem Orte seinen jetzigen Namen: t ö d t e , tö d t e , gegeben
haben sollen.
* ) Man benützt zu diesen Wasserbauten die Bäume Munjol und Parova do Serro,
eine Acacia und einen andern Baum aus der Familie der Hülsenfrüchtigen (Leguminosae),
welche sehr festes, dauerhaftes Holz haben.
In der nämlichen Richtung, wie die Goldmine von Bandeirinha,
und nördlich yon derselben liegt das Servigo diainanlino dos Calderoes,
zwei Legoas von Tejuco. Der W e g führt auf der Höhe des Gebirgs über
lauter öde, wiewohl überwachsene Campos und durch niedrige Thäler
bis an den kleinen Bach Rio das Pedräs. Sobald man diesen passirt
hat, gelangt man in eine lange Schlucht, die von hüglichen, zerrissenen
und sonderbar ausgefressenen Quarzschieferfelsen gebildet wird. Hier
hatte man früher reiche Ausbeute an Diamanten gefunden, und in einigen
benachbarten Lehmhütten die arbeitenden Neger untergebracht. Gegenwärtig
war dieses Servigo wegen Mangels an Fonds nicht im Betriebe.
Die Gesellschaft, welche uns hierher begleitete, fand in dem hohen Grase,
welches diese grosse monotone Ebene bedeckt, ganze Heerden von Rebhühnern,
deren Jagd mit wohl abgerichteten Hunden zu den Lieblingsun-
terhaltungen der Bewohner v o n , Serro Frio gehört; . uns Naturforschern
fiel aber eine neue, I sonderbare Art von Käfern (Aesopus thoracicus,
nob.) auf, welche die Brust in einen Höcker ausgewachsen hat, und sich
an den beinahe ausgetrockneten Gesträuchen in Menge vorfahd.
Eine andere lehrreiche Excursion schien uns die Besteigung des
Itambe zu seyn. Dieser B e rg, welchen man zum Unterschiede auch
Itambe da V illa nennt, * ragt wie ein Fürst der ganzen Gegend
empor, und bildet den Hauptstock des Gebirges, welches östlich gegen die
Meeresküste hinläuft, und westlich sich in Hügelland und gegen den Rio
de S. Francisco im Niederungen verliert. Aus seinen Schluchten entspringt
der kleine Fluss Capivary, ; und zunächst mit zwei Wurzeln der gold-
und diamantenreiche Jequetinhonha. Man rieth uns allgemein von dem
Vorhaben ab, diesen Berg zu besteigen, indem sein Gipfel bis jetzt von
Niemanden erklommen worden sey. Nur d a Cam a r a ' feuerte uns an, die
Höhe dieses merkwürdigen Berges zu messen, und erbot sich, uns zu begleiten
, und in allen zu dieser Unternehmung Nöthigem behülflich zu seyri.
Am 5. Juni 'machte^ w ir uns daher mit dem Intendanten, dessen Sohn
und einem zahlreichen Gefolge auf den W eg . W i r passirten den Rio
Jequetinhonha, in dessen Nähe ein der Familie O l iv e ir a ’s gehöriges Haus
steht, welches, obgleich jetzt gänzlich verfallen, doch eine grosse Mei-
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