sches Hinbrüten, aus dem w ir sie nur durch die Versicherung erwecken
konnten, dass ihre Leitung ganz mit der Aussage unseres Compasses
übereinstimme. So zeigten uns diese verwahrlosten Kinder des Waldes
selbst in ihrem Elemente jene Schwäche des Verstandes und jenen Mangel
an Selbstvertrauen, welche einen Hauptzug in dem Charakter des Indianers
ausmachen. Inzwischen war der Abend hereingebrochen, es fing
an langsam und immer stärker zu regnen, und auf einmal umgab uns
die Nacht mit undurchdringlichem Schleier. In der .Nahe eines kleinen
Baches ward nun Halt gemacht, und in wenigen Minuten war ein schräg-
aufsteigendes Lattenwerk errichtet, das w ir mit den Wedeln einiger gefällten
Palmen deckten,, und durch eine dichte Lage von Farnkräutern zu
unserer Schlafstätte einrichteten. Die Indianer bauten sich , Jeder einzeln,
einen ähnlichen Zufluchtsort, oder suchten sich grosse Stücke von Baumrinden
abzuzieheri, womit sie sich bedeckten. W i r waren zwar hinreichend
mit Mundvorrath, und auch mit Kaffe versehen, aber ein Kochgeschirre
war vergessen worden. Die Erfindungskraft unserer Führer wusste
auch dafür Rath; ein junges, noch ungeteiltes Blatt (Palioba) der
Patipalme (Cocos botryophora, M. t. 83.84.) Von etwa vier Fuss Länge, ward
kahnförmig unter einem Stocke festgebunden, und, mit Wasser gefüllt,
dem Feuer ausgesetzt. Zu unserer Verwunderung erreichte das Wasser
den Siedepunct, ohne Beratung dieses Vegetabilischen Topfes, und wir
entbehrten bei unserem idyllischen Abendmahle selbst den erregenden
Trank Arabiens nicht. Die Wachtfeuer, welche w ir vorzüglich zum Schutze
gegen wilde Thiere anzündeten, drohten, bei der Nässe des Brennmaterials,
alle Augenblicke zu erlöschen, und da unser Elätterdach dem
Regen nicht mehr widerstand, brachten w ir den grössten Theil der Nacht
wachend zu. Die Eindrücke einer solchen Einsamkeit bereichern das Ge-
müth des europäischen Wanderers mit früher unbekannten Gefühlen. In
besonderer Schönheit und Glanz erschienen die Leuchtkäfer (Elater phos-
phoreus und noctilacas, Fahr.) , welche von Zeit zu Zeit, besonders
wenn es aufgehört hatte zu regnen, in grosser Menge um uns schwärmten.
Diese Thiere können das phosphprichte Licht, welches von beiden
gelblichen Puncten ihres Thorax ausstrahlet, erhöhen und schwächen; bald
ist es flammend und röthlich, bald bleich wie Mondschein. Sie behalten
es an die. Nadel gespiesst noch fünf bis acht Tage bis zu ihrem Tode.
Bei der Eröffnung der gelben Puncte überzeugte sich Dr. S r ix , dass die
Phosphorescenz von einem kleinen Säckchen, in dem Thorax, ausgehe,
welches mit einer, dem zerflossenen Phosphor ähnlichen, talgartigen Masse
angefüllt sey, und über welches sich Aeste der Tracheen ausbreiten. Es ist
ihm wahrscheinlich,- dass die Thiere mittelst der Tracheen, gleichsam durch
Zuströmen der Luft, dieses Feuer beliebig anfachen und schwächen können.
Dass das Organ der Phosphorescenz nicht mit den Geschlechtstheilen
Zusammenhänge, schien aus seiner Untersuchung überzeugend hervorzugehen.
Eine andere Erscheinung in den Wäldern, die hier von Neuem unsere
Aufmerksamkeit auf sich zog, war das durchdringende Schnarren einer
grossen Cicade ( Tettigonia tibicen, F a h r .), welches sich dem Tone einer
Nürnberger Kinderfrompete vergleichen lässt. Es entsteht nicht durch das
Reiben der Flügel, sondern durch die, von starken Muskelbündeln vermittelte
Zusammenziehung und Erweiterung des eigenthümlichen Trommelapparats
dieser Thiere am Unterleibe. Mit Aufgang der Sonne bemerkten
w ir , dass sich ein dichter Nebel in der Waldung gelagert halte, und
jetzt empfanden w ir auch am lebhaftesten die Einwirkung der, aus den
faulenden Pflanzenstoffen entwickelten, Dünste auf unsere Geruchsnerven.
Diese mephitische Eflluvien sind von einem ganz eigenthümlichen Gerüche,
und brachten nur zu schnell eine üble Wirkung auf unseren, solcher
Einflüsse ungewohnten Reisegefährten, Hrn. S ch lü ter , und auf unsern
weissen Diener hervor, der vor kurzer Zeit aus Portugal angekommen
war. Sie fühlten sich von einem heftigen Schauder ergriffen, und bekamen
ein Tertianfieber, welches sie während der ganzen Reise nicht mehr
verliess. , Ueberhaupt sind solche fieberhafte Zufälle in diesem Striche der
Wälder an der Küste Sehr häufig, nehmen jedoch keinen so bösartigen
Charakter an, wie die Fieber im Innern des Landes. Nass und ermüdet
setzten w ir die Reise, durch einen eben so dichten und unwirtlichen
Wald, über Berge, Bäche und umgestürzte vermoderte Bäume, bis gegen
Mittag fort, wo endlich die Indianer einige Waldwege erkannten, welche
jedoch uns selbst unkenntlich geblieben wären, da sie sich vielmehr durch
Verstümmelung der benachbarten Bäume und Gesträuche, als durch Ent-
blössung des Bodens von niedrigen Pflanzen auszeichneten. Jetzt gelang-
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