anhaltenden Marsches erschöpft, aber die Sorge für den folgenden Tag
Hess uns nicht schlafen; überdiess war der Arieiro, von tödtlicher Mattigkeit
niedergeworfen, ein Gegenstand des bangen Mitleidens. Als die Sonne
aufging, fanden w ir die Mannschaft in dumpfes Hinbrüten versunken,
die meisten Lastthiere traurig um uns herstehend, andere weit zerstreut
im Dickicht, wo sie, von Durst gequält, umherliefen« In den Cisternen
fand sich aber kein Tropfen Wassers. W i r selbst leckten den Thau von
den kahlen Granitplatten auf, und stärkten die Thiere durch Zuckerbrode.
Zwei derselben waren unvermögend, uns weiter zu folgen, die übrigen
trieben w ir zu fernerer Anstrengung vorwärts. Endlich, als unsere Noth
den höchsten Gipfel erreicht zu haben schien, waren w ir so glücklich,
uns erlöset zu sehen. In Imbuzeiro, einigt Legoas von C ist er na, hatte
es stark geregnet, und der Bewohner hatte das wohlthatige Element in
eiligst gemachten Gruben aufgesammelt. Hier stärkten w ir uns so , dass
wir am 6. Mai glücklich die Fazenda do Rio do P e ix e , und daselbst
die Grenze dieses furchtbaren Districtes erreichen konnten.
Der Bach Rio do P e ix e .war zwar ohne Wasser, und bot nur
eine Reihe unzusammenhängender Pfützen dar, deren Wasser salzig und
höchst widerüch schmeckte. Doch war es auffallend, dass w ir von nun an die
Vegetation minder vertrocknet, die Luft feuchter, und Wasser sowohl in
Cisternen, als in Felsenquellen häufiger fanden. Auf der ferneren Reise
wurden wir öfter von Regen überfallen, der jedoch niemals lange anhielt.
Diese Veränderungen in dem Klima schienen uns vorzüglich mit der gebirgigen
Oberfläche des Landes in Verbindung zu stehen. Nach dem
niedrigen Bergzug bei der Feira de S. Anna hatten w ir das Terrain
söhlig, oder allmälig sanft ansteigend, oder nur in welligen Erhöhungen
und Vertiefungen wechselnd gefunden; aber vor dem Rio d o P e ix e führte
uns der W e g an einer zweiten Bergreihe, von den Einwohnern Ser-
ra do Rio do P e ix e genannt, vorüber, auf deren Rücken und Flanken
gigantische isolirte Gneissblöcke, von seltsamen Formen , umherlagen, und
von nun an ward die Gegend bergiger. Auf dem gesammten Districte,
welchen wir eben durchreisst hatten, wurde als herrschend die Gneissforma-
tion und ausserdem viel Granit bemerkt. Das Streichen dieses Gesteins wechselt
zwischen N. nach S. und N. W . nach S. O. mit wenig geneigten, selten
auch mit fast gestürzten Schichten; oft ist aber gar keine Schichtung bemerkbar.
Nur an einigen wenigen Stellen', wie bei der Fazenda Gra-
vatä, und zwischen Jurema und Umbäuva tritt über dem Granit Hornblendegestein
auf., Die Vegetation ist überall eine dichte Catingas Waldung,
deren Stämme im Allgemeinen nicht höher als dreissig oder vierzig
Fuss sind. Cactusbäume, mit langen weissen Borsten oder mit dro-
nenden Stacheln bewaffnet, bilden hie und da undurchdringliche Pallisaden.
Die bisherigen Mühen. und Gefahren chatten unsere Gesundheit bedeutend
angegriffen; w ir selbst litten an anhaltender Diarrhöe, die. wir
dem salzigen Wasser zuschreiben zu müssen glaubten; der Arieiro und
einer seiner Gehülfen wurden täglich von heftigen Fieberanfällen heimgesucht,
die übrige Mannschaft klagte über Kopfweh und Schwindel. Nur
ein Diener, ein geborner Franzose, den wir zu Bahia in Sold genommen
hatten, blieb verschont; beinahe aber wäre er an diesem Tage auf andere
Weise verunglückt. Als er in der Nähe der Fazenda die Thiere zusammentrieb
, . fiel ein Schuss aus dem Gebüsche, glücklicher Weise neben
ihn; jedoch, wie w ir zu argwohnen Ursache hatten, nicht ohne böse
Absicht. Die Bewohner schienen nämlich ungerne zu sehen, dass w ir
hier .einige Tage verweilen wollten, und hatten bereits früher, . wegen
geringfügiger Ursache, mit jenem Diener Streit begonnen. Vertraut
mit dem heftigen und rachsüchtigen Temperamente der Sertanejos,
die nur gar zu oft ihre Misshelligkeiten mit einem Flintenschüsse zu
Ende zu führen gewohnt sind, zogen w ir am nächsten Tage weiter.
W o sich die einförmige blattlose Waldung öffnete, erblickten wir vor uns
einen langen, grösstentheils mit Wald bedeckten Gebirgszug, einen Theil
der sogenannten Serra de Tiaba {Thiuba). Dieses Gebirge durchzieht
in bedeutender Ausdehnung und Verästelung den nordwestlichen Theil der
Capitania von Bahia, und nimmt in verschiedenen Gegenden verschiedene
Namen an; es bildet die Wasserscheide zwischen dem Rio de S. Francisco
in W ., und den kleinen, oft theilyveise versiegenden oder wasserlosen
Flüssen in O., die südlich von dem ersteren in den Ocean fallen, und
unter welchen der Rio Itapicurü den längsten Lauf hat. Bei dem Ar-
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