de9 Obersten A n ton io P e r e ir a L ag o ist die jährliche mittlere T em p e ratur
in der Stadt = 21,12 R .; der Barometerstand war nach unserer
Beobachtung vierundzwanzig Fuss über dem Meere = 2 8 '', 1///. Nördliche
Winde herrschen einen grossen Theil des Jahres hindurch, und tragen
viel zur Verminderung der Hitze bei. Die Regenzeit beginnt auf der Insel
später, als in den inneren Theilen der Provinz, nämlich im Monat
Januar; sie dauert bis Mai oder Junius, meistens mit anhaltender Heftigkeit,
und die Regen sind von starken, hochziehenden Donnerwettern begleitet.
Obgleich die Stadt so nahe am Erdgleicher, und gleichsam mitten
zwischen einer noch jungfräulichen tlrwaldung liegt, deren Vegetation
durch die! Feuchtigkeit des niedrigen, kaum irgendwo mehr als zweihundert
und fünfzig Fuss über dem Oeean erhabenen, Terrains immer wach
erhalten wird, ist sie dennoch ein sehr gesunder Ort; ja die ganze Insel,
mit Ausnahme einiger wenigen Küstenstriche zunächst den sumpfigen Man-
glewaldungen, verdient, besonders während der trocknen Monate, das
Lob der Salubrität. Es herrscht hier keine einzige endemische Krankheit,
und ausser den Blattern kennt man keine Epidemie. Entzündungskrankheiten
sind sehr selten; am häufigsten kommen Wassersucht, Dysenterie
und Cholera Morbus, doch letztere immer nur sporadisch vor ( 3.) .
Der Handel von Maranhäo hat seit der vermehrten Baumwollen-
cultur einen unglaublichen Aufschwung genommen, und die drei Hauptar-
tikel welche von hier ausgeführt werden, Baumwolle., Reis und Häute,
verleihen der Ausfuhr ein grosses Uebergewicht über die Einfuhr. Nach
officiellen Berechnungen betrug das Mittel der Ausfuhr in den Jahren 1815
bis 1820 die Summe von 3,080,604,298 Rëis oder 8,56i,5 i 5 fl. 17 kr.;
das der Einfuhr aber 2,841,179,613 R. oder 7,896,111 fl. 40 kr. Genauere
Ansicht von dem Zustande des Handels geben die zu Ende des Kapitels
beigebrachten, aus officieller Quelle fliessenden Tabellen, auf welche
ich den Leser verweise (4 .) . Aus denselben geht auch hervor, dass die
bei weitem grösste Staatseinnahme in den Abgaben von der Baumwolle
bestehe. Früherhin war der Zehent von diesem Artikel, so wie von an-
*) In Annaes das Sdendas, das Artes e das Letteras. 1822. Tom; 16. 2. S. 55 — 88.
nach ▼ . Humboldt, Relat. histor. Tom. 3.
dern Producten der Landwirtschaft an reiche Pächter verpachtet gewesen,
später aber wurde von der Regierung eine eigene Inspection (M eza
da Inspecgäo dos Algodoes) niedergesetzt, welche wöchentlich nach dem
Mittelpreise der sechs Werktage den Preis der zur Stadt gebrachten Baumwolle
bestimmt, und von diesem Preise den Zehent baar einnimmt. Ausserdem
wird von jeder zu verschiffenden Arroba noch eine Ausfuhrabgabe
von 600 Reis erlegt. Von je zehn Arrobas, welche der Baumwollenbauer
verkauft5 erhält er 1,280 Reis als Entschädigung der Frachtkosten zurück.
Es sind jedoch nicht die Baumwollenbauer {Lavradores'), welche diese
Summe des Zehent an die Meza entrichten, sondern dieses geschieht sogleich
durch die Kaufleute, welche das Gut von dem Producenten übernehmen.
Einigen der reichsten und angesehensten Kaufleute ward von
der Meza gestattet, die sie treffenden Summen nicht sogleich baar, sondern
durch Assignationen {Bilhetes) zu bezahlen, welche binnen eines
halben Jahres eingelösst werden müssen, und bisweilen von dem Tribunal
selbst wieder statt baarer Münze ausgegeben werden. Bei der Solidität
jener Handelshäuser , welchen zum Theile unglaublich grosse Capitalien
zu Gebote stehen, hat dieses Verfahren keinen Nachtheil gehabt, und
die Finanzen dieser Provinz befinden sich in einem blühenden Zustande
was unter andern die beigefügten officiellen Darstellungen der Einnahme,
und Ausgabe der Provinz in den Jahren i 8 i 3 und 1821 und das Budget
für das Jahr 1822 beweisen ( 5.) . Der Ueberschuss der hiesigen Staatsrente
ward immer theils nach Para, theils durch Wechsel und durch
unmittelbare Gelegenheit nach Rio de Janeiro übersendet.
-<f Man würde übrigens einen Trugschluss machen, wenn man die
grosse Staatsrente dieser Provinz zugleich als einen Beweis von der
Höhe des Gewerbewesens betrachten wollte. Die Liste über den Zustand
der Industrie ( 6 .) , welche, da sie mir von einem der unterrichtetsten
Staatsdiener zu «S. L u i z mitgetheilt wurde, fast officielle Richtigkeit verbürgt,
deutet an, dass nur die gröberen Gewerbe bis jetzt getrieben werden.
Bei dem günstigen Erfolge des Landbaues wendet man sich ihm
ganz vorzüglich z u , und die bedeutende Anzahl der gegenwärtig nach
Maranhäo eingeführten Neger wird fast ausschliesslich mit der Cultur
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