der Provinz, -vorzüglich aber in Sergipe d'El Rey und den benachbarten Gegenden fabricirtwird.
Man kann hier fünf Sorten von Baumwolle unterscheiden; die besseren sind mehr seiden-, die
schlechten mehr wollartig. Die vornehmste Sorte kömmt von Cotinguiba; sie zeichnet sich eben
so sehr durch ihre glänzendweisse Farbe, als durch die Feinheit und Geschmeidigkeit ihres Fadens
aus. Ihr steht die Sorte vom Rio de S. Francisco, nördlich von der Hauptstadt am nächsten;
darauf folgt an Qualität die häufigste, welche aus Minos novas, vom Rio Gavido u. s. f.
eingeführt wird. Die vierte Sorte ist die von Caetete, und die schlechteste die von Älagoas in
Pemambuco; jedoch könnte auch diese Sorte bedeutend mehr werth seyn, wenn sie fleissiger gereinigt
ausgeführt würde. Von allen bahianischen Artikeln liegen auf der Baumwolle die grössten
Lasten, sowohl rücksichtlich der Zölle als der Frachten nach Enropa, so dass die Commis-
sionäre für sie 8 Procent aufzurechnen pflegen.
Kaffe. Er wird bis jetzt nur wenig in der Provinz von Bahia gebaut, und- am meisten
in der Comarca von Ilheos und in einigen Districten des Reconcavo. Man unterscheidet zwei Sorten,
als deren Repräsentanten der Kaffe von Muriliba und der von Camamii -zu betrachten sind.
Ersterer hat kleine, stark zugerundete, sehr schwere, letzterer grosse und flache Bohnen, welche
denen von Rio de Janeiro in Ansehen imd Geschmack ähnlich sind. Man will bemerkt haben,
dass der Kaffe, welcher in frischausgerodeten Urwäldern gezogen wurde, in den ersten Lesen
einen unangenehmen Erdgeruch au sich hatte; dieser Vorwurf trifft jedoch den Kaffe von Muri-
tiba keineswegs. Uebrigens hängt die minder gute Qualität des hiesigen Kaffe’s , und namentlich
sein Bleichwerden, vorzüglich von imzweckmässiger Behandlung bei dem Ablösen des Fleisches
und bei dem Trocknen ab. Die Cultur dieses Artikels dürfte hier, wo man so sehr für den Bau
des Zuckerrohres eingenommen ist, auch deshalb weniger schnell zunehmen, weil die Fazendeiros
ein grosses Gewicht auf den Umstand legen, dass der Kaffebaum den Boden weit mehr erschöpfe,
als das Zuckerrohr. Man schätzt in Bahia einen Kaffebaum auf 800 Reis. Man pflegt den
Kaffe in baumwollenen Säcken zu versenden.
Talback. Die Cultur des Tabacks war früher im Reconcavo sehr verbreitet gewesen, da
für eine grosse Rolle nicht selten ein Sclave in Guinea einzutauschen war; jetzt nimmt der Anbau
und Handel dieses Artikels beträchtlich ab. Die beste Sorte kömmt von Cachoeira und S.
Amaro. Lose Blätter werden weniger aüsgefiihrt, als Rollen. —■ Man unterscheidet zwei Hauptsorten:
Aprovado und Refugo. Letzterer wird theils im Lande, theils für den Negerhandel verbraucht;
ersterer geht nach Europa. Neuerlich ist in Bahia von französischen Unternehmern
eine Tabackfabrik angelegt worden.
( 6.) Von allen Nationen treiben die Portugiesen den ausgebreitetsten Sclavenhandel. Seit
mehr als drei Jahrhunderten an mehreren Puncten der africanischen Küste angesiedelt, haben sie
ihre Herrschaft daselbst viel fester begründet, als man gewöhnlich zu glauben: pflegt, und
ihre Hauptniederlassungen in dem Königreiche Angola, als dessen Oberherrn.sich Se. Allergetreueste
Majestät betrachtet, in Benguela, Mozambique und auf den guineischen Inseln, de
Fernando Po., Oha do Principe, de S. Thome und do Anno Born sind ganz so organisirt, wie
die ostindischen Colonien, oder wie Brasilien es vor der Ankunft D. Johann VI. war. Die Krone
von Portugal steht mit. sehr vielen Fürsten des Innern von Mittelafrica in einem Verhältnisse
als Schutzherr oder Verbündeter, und der Sclavenhandel wird von zahlreichen Portugiesen,
von Mischlingen portugiesischer Abkunft und von, in den portugiesischen Niederlassungen gebor-
nen Negern nicht blos an der Küste, sondern im tiefsten Innern getrieben. Zwischen der Stadt
S. Felipe de Benguela, einer Dependenz von Angola, in welcher ein Gouverneur vom Range eines Majors
und ein Juiz deFöraresidiren, und den südöstlich und östlich davon liegenden Prezidios Caconda,
Ambaque, Canjango u. s. f. wohnen auf der gesunden Hochebene viele portugiesische Ansiedler, welche
in ausgedehnten Pflanzungen Lebensmittel fiir die einzufangenden Sclaven bauen, und neben
dem schändlichen Menschenhandel auch noch den mit Elfenbein, Wachs, Schwefel u. s. f. treiben.
Diese' Sertanejos sollen bisweilen ihre Streifereien bis in das Centrum von Africa ausdehnen,
und über ihre zerstreut liegenden Fazendas sollen schon mehrere unternehmende Portugiesen,
von S. Felipe de Benguela aus quer durch das Continent, nach Mosambique gedrungen
seyn. Die Sclaven, welche von ihnen erbeutet werden, gehören zu den Stämmen der Cazimbos,
Schesches (Xexys)*) und Schingas (Xingas) ; lauter Menechen von der entschiedensten äthiopischen
Rape^ von starkem, gedrungenen Körperbaue, dunkelschwarzer, oft selbst bis auf dieLippen
ausgedehnter .Hautfarbe, und einem entschlossenen, zur Ausdauer in allen Unternehmungen und
zu Excessen in Leidenschaften, in Liebe und Hass, hinneigenden Charakter. Sie werden in S.
Felipe de^Benguela und in Novo Redondo eingeschifft. Auf gleiche Weise unterhalten die Portugiesen
voivSTTäolo, de Loanda, der Hauptstadt des Reino de Angola, wo ein General-Gouverneur
und ein Ouvidor residiren, und eine Bevölkerung von siebzigtausend Seelen angegeben
wird, einen lebhaften Handel mit den östlichen Gegenden zwischen dem 11.® und 90 s. B ., bis
tief in das Innere,des Continentes. Die Sclaven, welche in Angola eingeschifft, und gemeiniglich
nur mit dem Namen der Angolas bezeichnet werden, sind vom Stamme der Ausazes, Pem-
la s , Schingas, Tembas, und, mit Ausnahme der ersteren, sanftmüthig, mehr cultivirt, und mit
der portugiesischen Sprache mehr vertraut, als die übrigen. Nördlich von diesen Gegenden wird
das sogenannte Königreich Congo stark von den Sclavenhändlem besucht, aber die Portugiesen
haben hier weder Herrschaft noch selbstständige Niederlassungen, sondern legen mit ihren Schiffen
in der Meerbucht von Cabinda vor Anker. Hier empfangen sie die Sclaven, welche ihnen aus
den nördlichen Landschaften Loango und Cacongo zugeführt werden, und andere hohlen sie aus den
Häfen am Rio Zaire, oder Congo, wo sie sie von den dortigen Häuptlingen einhandeln. Die Neger, welche
von hier aus nach Brasilien gesendet werden, heissen dort gewöhnlich Cabindas und Con-
gos. Sie sind etwas schwächer und kleiner, als die früher genannten, und von minder schwarzer
Farbe, ja bisweilen von Gesichtszügen, welche bedeutend von dem äthiopischen Typus abweichen.
Man schätzt sie vorzüglich, als für den Landbau geeignet. Von der östlichen Küste
Africa’s (Contracosta) bringen die Portugiesen, vorzüglich seit der Beschränkung des Sclavenhan-
dels im nördlichen Guinea, viele Neger nach Brasilien. Sie werden zum Theil aus dem tiefsten
Centrum von Africa nach Mosambique geschleppt, und gehören vorzüglich den Nationen Macuas
und Anjicos an. Sie sind bei weitem nicht so wohl gestaltet und kräftig, auch minder schwarz,
als die Neger von Cabinda und Angola, träger, stumpfsinniger und von minderer Gutmüthig-
keit Sie assimiliren sich nur mühsam in Brasilien, und werden weniger zum Dienste des Hauses,
als zum Ackerbaue verwendet. Aus den Inseln des grünen Vorgebirges, aus Cacheu [und
Bissao kamen früher Neger nach Pemambuco, Maranhdo und Para; dieser Handel hat aber gegenwärtig
fast gänzlich aufgehört, und eben so selten werden Sclaven aus dem Gouvernement
*) Die von Bowmch gemachte Bemerkung, dass unter Schagga jeder kräftige Stamm von Bergvölkern
in Hochafrica verstanden werde, stimmt damit überein, dass ich auch von Schischis hörte,
welche von Cabinda (die Portugiesen sprechen nicht Cabenda) seyen nach Brasilien gebracht worden.
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