eifrig betriebenen Viehzucht erhalten. E r zeigte uns sehr gut gegerbtes
Rinds- und Ziegenleder, zu dessen Zubereitung man sich dort vorzüglich
des Ochsenhirnes bedient, und mehrere Sorten von feiner Seife. Wenige
Jahrzehende werden hinreichen, um die nördlichen Provinzen Brasiliens
von der Einfuhr dieser Artikel aus Europa und Nordamerica unabhängig
zu machen. An den Seeküsten der Insel fanden w ir hier den Meerfenchel
(Batis maritima, L i) sehr häufig; er wird jedoch von den Einwohnern
nicht so_ benützt, wie von den Colonisten auf den Antillen, welche
bekanntlich eine sehr wohlschmeckende Essigconserve daraus bereiten. Der
W e g von der Fazenda A r ra y a l, drei Legoas weit in nordwestlicher
Richtung, führte uns durch niedriges feuchtes Land. W i r erstaunten, die
grösstentheils niedrige, an Stachelpalmen reiche Waldung so wenig gelichtet,
und Anpflanzungen nur so selten zu sehen. Bei der Fazenda da
Bacanga bestiegen w ir ein kleines Boot, und ruderten in dem, von der
Ebbe stark entleerten, Ria Bacanga hinab. Dieses seichte Binnenwasser
breitet sich, nach »vielen Windungen, in grosse und grössere Büchten aus,
und tritt endlich in ausgedehnter Fläche mit dem Ocean zusammen. Die
Stadt erhebt sich am nordöstlichen Ufer der Hafenbucht auf niedrigem
und sehr ungleichem Grunde, und gewährt, von dieser Seite gesehen,
nichts weniger als einen grossartigen Anblick. W i r landeten im Hafen,
und gingen sogleich durch die Strassen, die Stadt zu besehen. Ein
guter Genius liess uns noch am Abende den grossbrittanischen Consul besuchen,
an den w ir Briefe brachten. Welche Freude, als uns hier in
R o bert H esketh Esq. ein Mann entgegentrat, der in reinster Liebe für
jede wissenschaftliche Bestrebung und in edelster Bildung des Gemüthes sich
berufen fühlte, uns kranke Reisende aufzunehmen, und mit zartester Gastfreundschaft
zu pflegen. Seiner wahrhaft brüderlichen Sorgfalt verdankten
wir die Wiedergeburt zu Gesundheit und Leben; und wenn ich auch
hier das Gefühl des Dankes ausspreche, selbst auf die Gefahr hin, seiner
Bescheidenheit zu nahe zu treten, so wird diess der gemüthvolle Leser
dennoch geziemend finden.
Anmerkung zum dritten Kapitel.
( i . ) Die Productionskosten der Baumwolle in der Provinz Maranfioo werden von Gayo-
zo (a. a. O. S. 264.) folgen der maassen berechnet:
Fünfzig Sclaven erzeugen in einem guten Landstriche neben einer Quantität von Reis undMan-
dioccamehl, die hinreicht, um sie zu ernähren, um die Ackergeräthe in Stand zu halten, und die
Kosten der Arzneien zu decken, jährlich im Durchschnitte 2000 Arrobas Baumwollensaamen (Al-
godäo em caropo), oder 600 Arrobas reine Wolle (Algoddo em pluma), nach Abzug des Zehn-
teri: Die tägliche Arbeitsrente eines Negers darf nicht unter 200 Reis angenommen werden. Angeschlagen,
dass er täglich 80 Reis an andern, neben dem BanmwoQenbaue fortlaufenden, Arbeiten,
an-diesem aber 120 Reis verdiene, und dass, nach Abzug der Sonntage» 3oo Tage in
Rechnung kommen, beläuft sich:
1) der Arbeitslohn von fünfzig Negern auf . . . . . . . 1,800,000 Reis.
2) Fracht von 109 Säcken (mit 600 Arrob. Baumwolle) von den Plantagen
nach der Stadt, im Durchschnitte, zu 465 R . .............................................. 5o,685 „
3) Vierthalb Varas grobes BaumwoRenzeug für jeden Sack, oder 4 Rollos de
Panno ä 18,000 R . .............................................. 72,000 „
4) Dritthalb Rollen desselben Zeuges, um die Sclaven zu bekleiden . . 45,000 „
Summa 1,967,685 Reis.
Nach dieser Berechnung wäre der reale Werth einer Arroba Baumwolle iaMarahhdo auf
3,300 Reis anzuschlagen; und die Lager- und Commissionsgebühren, die Assecuranzen u. dgl.
dazugerechnet, dürfte man den wahren Mittelwerth dieses Productes, wenn es zur Ausfuhr bereit
ist, auf 4,000 Reis annehmen. Es scheint, als würde kein anderes Product derLandwirthschaft
in dieser Provinz mit verhältnissmässig grösserem Nutzen erzeugt, und schon darin mag der
Grund liegen, warum der Anbau von türkischem Korne und von der Mandioccawurzel bisweilen
bis zu dem Grade vernachlässigt wird, dass Mangel und übergrosse Theuerung dieser nothwen-
digsten Nahrungsmittel eintritt. Schon öfter als einmal ist in der Stadt ein solcher Mangel an
diesen Erzeugnissen eingetreten, dass die Einwohner fest nur auf den Reis angewiesen waren,
dessen, jährlich im Durchschnitte au f,600,000 Arrobas steigende, Production einer Hungersnoth
vorbeuget. Auch die Zufuhr des Schlachtviehes wird auf gleiche Weise bisweilen vernachlässigt.
Das meiste kömmt aus den Flüren (hier Perizes) am Rio Mearim uud de Anatajuba, welche,
während eines Theils des Jahres, wenn sie überschwemmt sind, nur--ijothdürftig Weide darbie-
ten, weshalb man in jenen Monaten von der Zufuhr aus Piauhy abhängt. Uebrigens wird die
Versorgung der Stadt mit Schlachtvieh von der Regieruug an gewisse. Personen, mit der Bedingung,
einen fixirten Preis zu halten, verpachtet; eine Maassregel, welche ebenfalls geeignet ist,
die Einwohner bisweilen dem Mangel an gesundem Fleische auszusetzen.