getränkten Lappen umwickelten, an den Dachsparren auf. Bei
früheren Gelegenheiten war uns Honig eine willkommene Zugabe
zu Brod und Butter gewesen, oder wir verwendeten ihn beim
Backen von Honigkuchen. Nun aber waren unsere Yorräthe
grossentheils erschöpft, so dass wir uns damit begnügen mussten,
denselben mit Keis zu essen. Nachdem endlich auch der Letztere
aufgebraucht war , wussten wir mit unserem grossen Honigvor-
rath kaum mehr etwas zu beginnen.
Die Nahrungssorgen hatten allmälig einen bedenklichen Grad
erreicht, so dass wir als letzte Rettung zu den grauen Erbsen
greifen mussten, die wir als Munition für unsere Blaserohre mit
uns führten, ein Beginnen, das den Vögeln- des Waldes wie unseren
knurrenden Mägen gleich gut zu statten kam.
Da wir des Schacherns mit den Eingebornen bald überdrüssig
waren und Zobu Dubbah die in Bavia zurückgelassenen Basten
nicht ausliefern wollte, so entschloss ich mich, nach Monrovia
zu gehen, um uns dort neu zu verproviantiren und auf der
Reise dahin zugleich auch den König von Bavia zu besuchen.
Am 30. April machte ich mich in voller Jagdrüstung auf den
Weg, begleitet von Bebeh, der in einer kleinen Blechkiste die
mitgenommene, in Spiritus aufbewahrte Fischsammlung trug. Wir
waren nun schon einen ganzen Monat in Soforeh Place, und
noch immer hatten wir die in Bavia zurückgelassenen Kisten
nicht erhalten, trotz häufiger Reklamationen und des Absendens
von Boten, die sie in Empfang nehmen sollten. Auch wurden
wir unaufhörlich von den Leuten aus Soforeh Place gedrängt,
ihnen die Löhnung für den Transport unserer Bagage nach diesem
Platze auszuzahlen.- Zobu Dubbah hatte ihnen nämlich erklärt,
es sei das Geld, das wir ihm gegeben, nur für ihn allein gewesen
und wir hätten uns verpflichtet, sie für ihre geleisteten Dienste
selbst zu entschädigen. Bei meiner Ankunft sagte.er mir nun,
dass er nie geweigert habe, meine Kisten auszuliefem, hielt
aber daran fest, dass die bezahlten 15 Dollars ihm allein gehörten
und die Träger aus Soforeh Place ihn nichts angiengen. Ich sah
bald ein, dass unser Palaver auf diese Weise zu keinem Ende
führen würde und forderte ihn daher auf, zur . Ordnung der
Angelegenheit mit mir zu Mr. Day zu gehen, worauf er sich
nach einigem Zögern auch einliess. Hierauf machte ich mich an
die Revision unserer Kisten. Alle drei waren aufgebrochen, durchwühlt
und verschiedener Gegenstände beraubt. Eine volle Flasche
Branntwein war auf schlaue Weise durch eine zerbrochene ersetzt,
so dass man hätte glauben sollen, der Branntwein sei herausgelaufen.
Natürlich wurde der Diebstahl von -Zo b u entschieden
in Abrede gestellt. Die in der zweiten Kiste befindlichen Häute
waren verschimmelt und hatten durch die Feuchtigkeit stark
gelitten. Der Inhalt der Bücherkiste aber war, obschon durcheinandergewühlt,
gänzlich unversehrt. Da sich nun eine gute
Gelegenheit zum Transporte darbot und es viel bequemer war , die
Säugethierhäute mit nach Monrovia zu nehmen, als sie. noch
weiter landeinwärts schleppen zu lassen, so miethete ich von
Zobu. .einen Sklaven, der die Kiste nach der Mission bringen
sollte. Dann besuchte ich unsern alten Lagerplatz unten am
Flussufer. Das Gerippe der Hütte stand noch da, aber der Vorplatz
sammt der Küche lag bereits unter Wasser. Die vielen
reizenden Felsinseln waren sämmtlich unter der um 4—5' gestiegenen
Fluth verborgen, und nur hie und da ragte ein einsamer
Strauch, der sich mit den Wurzeln zwischen Felsspalten festgeklammert
haben mochte, über das Wasser empor, so dass der
Fluss mit seinem fast lautlos,: aber schnell dahinströmenden
Wasser jetzt einen viel grossartigern Eindruck als früher machte.
Nach einem erfrischenden Bade zog ich mich mit meinem Jungen
in die mir zur Verfügung gestellte Hütte zurück und gieng da.rm
zur Ruhe, um am ändern Morgen in aller Frühe marschbereit
zu sein.
Mitten in der Nacht rief mir Be b e h , der, sich hinter dem als
Thür dienenden Mattenverschlusse zum Schlafen hingelegt hatte,
mit einem Male zu, dass Diebe an der Thür seien und versucht
hätten, dieselbe zu öffnen, und im nämlichen Augenblicke sah
ich denn auch wirklich einen Schatten an der kleinen, ziemlich
hoch angebrachten Fensteröffnung vorübergleiten. Ohne Zögern
ergriff ich die neben mir hegende Doppelflinte und machte die
Runde um die Hütte. Nirgends, war etwas Verdächtiges zu
bemerken. Es war zwei Uhr. Der Mond schien so hell, dass
ich ohne .Licht die Zeitung hätte lesen können. Da es nun
LIBERIA, I . jq