aufwärts nach Weahjah gezogen hat. Das ist eben das Loos der
meisten dieser Negerresidenzen: sie vergehen eben so rasch, wie
sie entstehen, und schliesslich, wenn der unaufhaltsam vordringende
Buschwald die letzte -Spur, die letzte Ruine eines
solchen, einst berühmten Platzes verschlungen hat, ist es nur
noch der Name, der an die einstigen Wohnstätten von Tausenden
erinnert.
Da ich, bevor mir eine Gelegenheit geboten wurde, nach
Monrovia zurückzukehren, noch einige Tage zur Verfügung hatte,
so verabredete ich noch am gleichen Abend • mit J ackson
einen Ausflug nach Cambama und Japaca, sowie nach Bendoo
und Buluma; denn ich verlangte sehr danach, zu sehen, was
seit meiner langen Abwesenheit aus den frühem Stätten meines
Aufenthalts geworden sei. Erst wollte ich jedoch die baptistische
Missionsstation in Tala, Baptist Missisippi Vey Station genannt,
besuchen, um J ackson’s Tochter Ma r t , meine frühere Insekten-
und Conchyliensammlerin, zu begrüssen, die nun auf dieser Station
Haushälterin geworden war. Meine kleine Ma r t war inzwischen
eine stattliche, junge Dame geworden, die sich über meine
Ankunft ungemein freute und uns vortrefflich bewirthete. Der
Missionär B. K. Mc. K inney , ein sehr intelligenter, amerikanischer
Neger von so zu sagen unverwüstlicher Gesundheit und herkulischer
Gestalt, glaubte allen Gefahren des Klima’s ungestraft
trotzen zu können und erklärte, seit seiner Ankunft in Liberia
1879 kein Fieber gehabt zu haben. Zwei Monate nach dieser
Begegnung war er todt. Der erste Fieberanfall hatte den Unverwüstlichen
hingerafft.
Am folgenden Tage fuhren wir schon früh den nahen Morfi
River hinauf nach Cambama. Der Morfi River mit seiner herrlichen
Scenerie von über das Wasser hereinhängenden Pandanusbüschen,
Mangroven, Wein- und Rotangpalmen und umgefallenen
Bäumen verfehlte auch diesmal nicht, seinen bezaubernden Einfluss
geltend zu machen. Wie gerne hätte ich einige der' reizendsten
Punkte photographirt! Doch nirgends war ein offenes Fleckchen
zu finden, von dem aus mir eine Aufnahme möglich gewesen
wäre, und das Canoe war viel zu klein und lag nicht fest genug,
um von diesem aus einen Versuch zu wagen. Schliesslich erkletterten
wir mit vieler Mühe einen überhängenden Baumstamm,
und unter steter Gefahr, den Apparat zu verlieren, wurde mein
Versuch mit Erfolg gekrönt. Leider ist, nebst vielen ändern,
diese Platte während der Reise nach Europa zerbrochen,, und
nur ein kleines Stück davon' konnte noch gerettet werden. Auch
der Japaca Creek mit seinem hellen, rasch dahinströmenden
Wasser und seinen prachtvollen, schattigen Laubtunneln entzückte
mich aufs Neue.- Leider war es mir aus dem schon
genannten Grunde auch hier nicht möglich, eine Aufnahme zu
machen.
In Cambama wurden wir auch diesmal, wie im Juni 1884,
von old mammy N ono mit grösser Herzlichkeit empfangen. Die
gute Frau war inzwischen recht alt und kränklich geworden und
lebte augenblicklich in ärmlichen Verhältnissen. Das Dorf war
jetzt etwas grösser und zählte etwa 25 Häuser.
Während unserer Rast kam ein Neger von Passaro an, der
■nach Canga oberhalb Fali reiste. Ich übergab ihm Grüsse an
König P eter und beauftragte ihn, dem Häuptling Dauwana
von Canga zu sagen, derselbe möchte mir die drei Hühner
senden, die er mir von meinem frühem Besuche vor Jahren
her noch schulde, widrigenfalls ich ihm einen Constabel auf den
Hals schicken werde. Die Drohung hat natürlich nichts gefruchtet,
wohl aber kam König P eter einige Tage später selbst hach
Robertsport, um mich wiederzusehen und brachte mir ein schön
montirtes Kriegshorn als Geschenk mit.
Nachdem ich eine Aufnahme von einer Häuser- und Menschengruppe
gemacht, fuhren wir weiter und kamen, ohne unterwegs
in Passaro anzulegen, gegen Mittag nach Japaca, wo mich Königin
Sandimany durch ihren Sohn V arney freundlich, empfangen liess.
Japaca fand ich seit meinem letzten Besuche wenig verändert.
Noch immer zeugten die säubern, solide gebauten Negerhütten
von einem gewissen Wohlstände, denn Sandimany lässt ihre
Leute nicht müssig gehen und führt nach wie vor ein strenges
Regiment. In einer sogenannten kitchen sahen wir drei Sklaven
in Halseisen, alle drei an einer schweren Kette vereinigt, und
obendrein jeden einzeln mit einem Holzklotze am linken Bein,
um sie am Weglaufen zu verhindern.