Nur die Monate Januar und Februar bleiben so zu sagen
gänzlich regenfrei. Wührend dieser Zeit schlagen Eingeborne und
Ansiedler die für ihre Farmen nöthigen Stücke Wald nieder.
Nach einigen Tagen ist das Astwerk trocken und wird es weggebrannt,
während die gefällten Baumstämme und die oft 10 und
mehr Fuss hohen Baumstümpfe sp>so hoch werden manchmal
die ~Rg.nmat3.mme abgehackt — halb verkohlt Zurückbleiben.
Schon gegen Ende Februar bedeckt sich der Himmel wieder
mit Wolken, und dumpfer Donner kündigt erst vereinzelt, bald
aber fast täglich einen Tornado an, obwohl lange Zeit kein
Regen fallen zu können scheint. Endlich aber gelangt ein Tornado,
angekündigt durch furchtbaren Sturm, zum Durchbruch--' der
erste Regen fällt. Yon diesem Zeitpunkte an werden die Gewitter
immer häufiger, bis sie gegen Ende März und noch mehr im
April beinahe alltägliche Erscheinungen sind. Die Pflanzenwelt,
die während der heissen Monate, Januar und Februar, in ein
Stadium von Sommerschlaf getreten, wobei manche Bäume und
Sträucher ihren Blätterschmuck abwerfen, erwacht unter dem
mächtigen Einflüsse der wieder eintretenden Regengüsse zu neuem
Leben, kleidet sich in frisches Grün ,und entfaltet die ganze
Pracht und Fülle einer grossartig üppigen Tropennatur. .
Dies ist die günstigste Zeit zur Bestellung der Felder. Reis
und Mais werden zwischen die wirr über- und durcheinander-
liegenden, angebrannten Stämme und Aeste hineingesäet und
nachher oberflächlich in den Boden eingekratzt, wobei sich die
Holzasche mit der Erde vermengt. Die immer häufiger werdenden
Regengüsse, bringen die Körner in dem durchwärmten und derart
gedüngten Boden bald zum Keimen; die junge Saat schiesst
unter Thau und Regen üppig auf und steht nach zwei Monaten
in voller Rlütbe. , ,
Mit dem Monat Mai machen die Gewitter mehr und mehr
einem allgemeinen Landregen B der eigentlichen Regenzeit -
Platz Der Himmel ist fast beständig bewölkt, und es regnet,
wie man zu sagen pflegt, um jede Kleinigkeit. Regenfreie Tage
werden bald eine grosse Seltenheit. Dabei wird die Luft schwül
und dampfig, denn die Tornados erschüttern und reinigen Sie
nicht mehr, und die vor und nach dem längsten Tage senkrecht
über der Erde stehende Sonne macht, obschon sie selten den
schweren Dunst- und Wolkenschleier zu durchdringen vermag,
die Hitze von Tag zu Tag unerträglicher.
So wohlthätig dieser Zustand auch auf die Vegetation wirken
mag, auf den Menschen, den Eingebornen selbst nicht ausgenommen,
übt er einen höchst erschlaffenden Einfluss aus. Die mit Wasserdampf
geschwängerte Luft ist nicht im Stande, die Produkte der
erhöhten Ausdünstung des menschlichen Körpers aufzunehmen.
So macht sich denn ein mühsam zu beschreibendes Gefühl von
Aufgeblasenheit und Beengtheit seiner Meister, das höchst nachtheilig
auf Verdauung, Respiration und Nervensystem wirkt und
dadurch einen schädlichen Einfluss auf die ganze Constitution
ausübt, welche durch die Trübseligkeit des Wetters noch gesteigert
wird. Die gewöhnlichen, lästigen Leberleiden treten während
dieser Zeit in ihren schlimmsten Stadien auf; überall hört man
Klagen über gestörte Verdauung; biliöse Fieber sind an der
Tagesordnung und reduciren die menschlichen Kräfte in merkwürdig
kurzer Zeit auf ganz bedenkliche Weise.
Gegen Mitte Juli lichtet sich der Wolkenschleier. Die Sonne,
die man während und kurz nach ihrem höchsten Stande oft
tagelang gar nicht zu sehen bekam, bricht, jetzt von Norden
her, wieder durch, und die zweite Hälfte dieses Monats bietet
ein äusserst willkommenes Intermezzo von sonnigen, trockenen
Tagen mit dunstfreier Luft und tiefblauem Himmel mitten in
der trostlosen Regenzeit. Unterdessen ist der Reis in den Farmen
zur Reife gelangt, und der Eingeborne beeilt sich, ihn trocken
einzubringen, da die nun folgende zweite Hälfte der Regenzeit
ihm dies nicht erlauben würde.
Nur gar zu bald sind diese schönen Tage, deren Zahl übrigens
in verschiedenen Jahren sehr variirt, wieder vorbei, und es beginnen
die Regen mit verdoppelter Kraft wieder einzusetzen.
Es regnet nicht mehr: es giesst in Strömen nieder, Tage und
Nächte, oft eine Woche lang ohne Unterbrechung. Die in der
Trockenzeit krystallhell über Felsen und Rollsteine dahinrieselnden
Waldbäche werden zu Strömen, die stillen Waldsümpfe zu
Seen, aus denen Buschwerk und Hochwald traurig emporragen.
Die Flüsse setzen, wo sie nur ihre Ufer überschreiten können,