begleitet von zwei königlichen Prinzen und zahlreichen ändern
Leuten, verschiedene Jagdausflüge in die Umgegend. Dabei schoss
ich gelegentlich für den König einige Turteltauben und Graupapageien,
einmal auch einen Affen, den er jedoch nicht annahm,
da seiner Mutter, und somit auch ihm, Affenfleisch zu essen
verboten sei.
Als Wohnung hatte man mir das schönste Haus der ganzen
Stadt angewiesen. Es war ein rechteckiges, auf einer 3' hohen
Terrasse errichtetes Gebäude mit weissgetünchten Lehmwänden,
braun gestrichenen Thüren und Fensterläden, zwei kühlen, säubern
Wohnräumen uad einer guten,- mit Matten und weichen Tüchern
wohl versehenen Lagerstätte. In der schmalen Veranda des Hauses
lag eine kleine, geladene Alarmkanone, deren mit Schiesspulver
gefülltes Zündloch mit einem trockenen Baumblatt bedeckt, war,
und an der weissen Mauer des Hauses stand in grösser Antiqua
die Aufschrift: „peince davinda of cobolia.”
Ich kann diesen Namen nicht nennen, ohne über die Person
selbst einige Worte zu sagen. Prinz Da v in d a , einer der zahlreichen
Söhne des Königs Mo ea n a , trachtete in seinem ganzen
Benehmen den Gentleman herauszukehren. Er gieng in Hemd
und Hose gekleidet und trug darüber einen bis fast auf die Füsse
reichenden Talar von leichtem, blauem Baumwollzeug. Lang und
fast schmächtig gebaut, hatte er ein sehr intelligentes Gesicht,
aus dem zwei lebhafte, schwarze Augen hervorblickten. Seine
Erziehung war besser als diejenige der meisten jungen Leute seines
Standes , da er als Jüngling mehrere Jahre bei dem englischen
K a u fm a n n H ab eis an der Gallinasküste zugebracht und diesen
sogar auf einer Reise nach England begleitet hatte. Während
der Belagerung von Cobolia durch die Kosso soll Davinda sich
bei der Zurückwerfung eines nächtlichen Angriffs durch grosse
Tapferkeit ausgezeichnet und sogar durch Muth und Entschlossenheit
die Stadt gerettet haben, indem er einige Feinde, die
bereits über die Barrikaden geklettert waren und eines der Thore
von innen geöffnet hatten, niedersäbelte und den Zugang wieder
verrammelte. Er zeigte mir mit grossem Selbstbewusstsein einen
schweren, eben erst vernarbten Säbelhieb über die Schulter, den
er bei jenem Anlass erhalten hatte. Das Misslingen dieser Ueberrumpelung
soll auch der Hauptgrund gewesen sein, weswegen
die Feinde die Belagerung aufzuheben beschlossen.
Cobolia war damals ohne Zweifel die weitaus bedeutendste
Stadt .am ganzen Mahfa River. Weiter im Innern, über das ich
leider nicht als Augenzeuge berichten kann, sollen einige noch
bedeutend grössere und besser befestigte Städte liegen, als Cobolia.
Dieses Letztere ist durch den Einfluss Moeana’s zu grösser Blüthe
gelangt. Es hatte bei meinem Besuche etwa 100—120 theils
kreisrunde, theils rechteckige Häuser und war von einem vierfachen,
beinahe kreisrunden Staketzaun von eigenthümlicher,
später zu beschreibender Bauart umgeben. Die Stadt machte von
aussen, wo man nur die über einander hereinragenden Dornenkrönungen
der verschiedenen Palissadenzäune sehen konnte, einen
ungemein düstern, unheimlichen Eindruck. Enge und niedrige,
aus einem Holzblock geschnittene Thore, gerade gross genug,
um einem einzelnen Manne Durchlass zu gewähren, führten durch
die finstern Barrikaden, und die drei verschiedenen Durchgänge
waren Tag und Nacht mit Wachen besetzt. Mit Einbruch der
Nacht wurden alle Thore von innen mit schweren Balken verrammelt
und wurde Niemand mehr eingelassen ,* weil es hie und
da vorkommt, dass der Feind durch List unter dem einen oder
ändern Vorwande sich einzuschleichen sucht. Die Wachen waren
jedoch während meines Aufenthalts in Cobolia nicht sehr zuverlässig,
denn auf einer nächtlichen Runde, die ich mit dem head-
warrior (Kriegshauptmann) der Stadt, einem langen, martialisch
dreinschauenden Manne mit spitzgefeilten Schneidezähnen, durch
die Barrikaden machte, fanden wir von 24 Mann 4 in ihren
Hängematten an den Wachtfeuern fest eingeschlafen. Sie wurden
am ändern Morgen zur Strafe sämmtlich ausgepeitscht und an
den Block gelegt.
Das grosse, kreisrunde Palaverhaus des Königs, etwa 60' im
Durchmesser haltend, hatte ringsum eine Einfassung von halb
in den Boden eingegrabenen, vierkantigen Branntweinflaschen,
ebenso das auf einem grossen, freien Platze befindliche Grab von
Morana’s Vater. Die Häuser waren in solch bunter Unordnung
hingestellt und sahen einander so ähnlich, dass man sich auf
einem Gange durch die Stadt ohne Hülfe der Einwohner kaum