machten davon auch häufig in ihrem brieflichen Yerkehr Gebrauch.’
Wir haben sehr oft Yäter ihren Söhnen — die Frauen scheinen
diese Gunst nicht zu gemessen — Unterricht im Lesen und
Schreiben ertheilen sehen, wobei, ebenso wie bei den Mandigo
ein weisses, hölzernes Brett den Dienst einer Schiefertafel versah,
und die Nachfrage nach Schreibpapier und Bleistiften, ja selbst
nach Federn und Tinte war auffallend gross. Oft sieht man auch mit
Indigo und mit als Federn zugeschnittenen Schilf halmen schreiben.
Auf einer der genannten Excursionen fuhr ich einmal durch
den sogenannten Johny Greek, zwischen grossen Mangrovewäldern
hindurch, nach dem neu angelegten, säubern Städtchen
Johny, von'wo ich das Canoe zurücksandte und zu Fuss, nur
von meinem Jagdburschen begleitet, nach Jondoo gieng. Jondoo
ist eine ziemlich grosse, alte Stadt mit theilweise sehr grossen
Thonhäusem und bildet, wie das noch weiter landeinwärts gelegene
M a d i n a x) , das Centrum für den Palmöl- und Palmkernhandel am
obern Fisherman Lake. In Abwesenheit des Häuptlings wurde
ich von dessen Sohn empfangen, der mich aber aus Mangel an
Lebensmitteln nicht bewirthen konnte, und sogar mit mir noch
meine Abendmahlzeit theilte, die aus einigen gebratenen Eichhörnchen
und einem mitgebrachten, geräucherten Affenschlägel
bestand. Das einzige Zeichen der Gastfreundschaft, welches mir der
freundliche Junge geben konnte, bestand darin, dass er mir seine
eigene Hütte als Schlafplatz für die Nacht anbot. Am ändern
Morgen brach ich früh auf und kehrte auf einem beschwerlichen
Marsche zu Land durch eine hügelige, von vielen Waldcreeks
durchzogene Gegend, in der ich unter Anderm eine 270 Schritte
lange monkey-bridge passirte, nach unserer Station in Hokhiö
zurück.
In den ersten Tagen des Jahres 1881 besuchte uns ein sehr
intelligent aussehender, aber höchst verschmitzter Eingeborner,
der sich J ames Payne nannte8) und als ein Neffe und zugleich
l) Siehe , achtes Capitel, p. 156, Note 2.
■) Eingebome pflegen siph, wenn sie in der Jugend unter Liberianern
gedient hatten oder von diesen erzogen wurden, später deren' Namen beizulegen.
als Botschafter des Königs Mobana Sando von Cobolia vorstellte.
Er überbrachte uns Grüsse von seinem Onkel und Auftraggeber,
sammt einer Einladung, denselben bald zu besuchen, da er mir einen
jungen, lebenden Leoparden zu verkaufen wünsche. Zugleich
bat er, zum Beweise, dass er sich seines Auftrages}. gewissenhaft
entledigt, um einige Blätter Tabak für seinen königlichen
Oheim. Da uns Aehnliches schon öfter vorgekommen war, so
verhielten wir uns ziemlich zurückhaltend. Einige Tage später
aber kam der Mann wieder und brachte uns als Gegengeschenk
für unsern Tabak einen Tragkorb voll Kassaven und ein weisses
Huhn. Zugleich sagte er uns, dass sein Onkel betrübt sei (wörtlich.
a fala mah sa „sein Herz liegt nicht,”) weil ich ihm nicht
recht zu trauen scheine, und er sende mir daher dieses weisse
Huhn als Zeichen, dass sein Herz gegenüber uns eben so
weiss und fleckenlos sei, wie dieses. Ausserdem brachte er,
wie er sagte, den jüngsten und liebsten Sohn seines königlichen
Oheims' mit, einen hübschen, kleinen Jungen mit wohlgeformtem
Gesicht und schönen, grossen Augen, und erbot sich, mich in
der Frühe des folgenden Tages in seinem Canoe abzuholen und
nach Cobolia zu bringen. Da ich den vielgepriesenen Mahfa River
schon längst gerne besucht hätte, so versprach ich, am nächsten
Morgen bereit zu sein und die drei stärksten meiner Bassa-Leute,
gut bewaffnet, als Begleitung mitzunehmen. Sodann übergab
ich ihm ein Gegengeschenk für seinen Oheim, welches ungefähr
den Werth des seinigen hatte und noch am selben Tage durch
einen Diener mit der Botschaft nach Colobia gebracht werden
sollte, dass wir ändern Tages selbst kommen würden. Unser
James Payne zog dann mit dem Jungen ab, um sich am nächsten
Morgen früh mit dem Canoe wieder bei uns einzufinden. Wir
haben ihn jedoch nie wiedergesehen.
Einige Wochen später erhielt ich von Herrn Romahn, dem
damaligen Hauptagenten der Firma W oeemann, der sich gerade
in Robertsport befand, einen Brief mit der Mittheilung, dass
sich in einem der dort gebräuchlichen, grossen Schleppnetze ein
Lamentin (Manatm senegalensis) gefangen habe, und dass es ihm,
dem Schreiber, gelungen sei, denselben zum Preise von dreissig
Dollars für mich zu kaufen. Da das Thier, welches ausgeweidet