hängt, die uns als Schlafstätte dienen mussten, und neben der
Hütte errichteten wir einen kleinen Schuppen von Palmwedeln,
in dem Tag und Macht ein grosses Feuer brannte und unser
Koch die einfachen Speisen bereitete. Das Säubern des Platzes
und das Aufschlagen unesres Lagers hatte kaum mehr als zwei
Stunden in Anspruch genommen, und gleich darauf zogen wir
aus, um vor Dunkelwerden einige geeignete Plätze als Stände für
die Nacht aufzusuchen. Ich wählte nach einigem Suchen einen
hohen Termitenhügel, links vom Bache, J ackson aber auf der
rechten Seite einen gegabelten Baumstamm, wo er etwa 10'
hoch drei Knüppel in der Quere festband, um darauf sitzen
zu können. Mit Dunkelwerden besetzten wir unsere Posten und
hofften auf die Gunst des Vollmondes, der aber nur zeitweise
zwischen den Wolken durch den Wald beleuchtete, wobei dann
die Baumkronen .gespensterhafte Schatten auf die Waldlichtung
zu meinen Füssen warfen. In meine Wolldecke gehüllt, blieb
ich bis zum Untergange des Mondes ruhig auf einigen hingelegten
Knüppeln sitzen. Durch die dichten, aus dem Boden aufsteigenden
Nebel wurde .die Decke ganz, nass, und an allen Gliedern
steif, verliess ich gegen Morgen meinen Pasten und tastete mich
im Dunkeln, zahlreichen, zu. diesem Zwecke niddergebröchenen
Zweigen-entlang den Weg suchend, nach der Station zurück.
Schliesslich verirrte ich mich doch und schoss meine Flinte ab,
um die boys auf mich aufmerksam zu machen. Auf ihr Rufen
arbeitete ich mich weiter durch das Unterholz hin, bis ich auf
einmal dicht vor mir das Feuer unserer Station sah. Im nämlichen
Augenblicke aber verlor ich den Boden unter meinen
Füssen und stürzte, durch zahlreiche Aeste und Lianen etwas
aufgehalten, vom hohen Uferrande in den zu meinen Füssen
fliessenden Bach hinunter, der mich noch von der Hütte getrennt
hatte. Glücklicherweise war ich nicht verletzt und kam mit
nassen Kleidern davon. Bald darauf erschien auch J ackson auf
der Station, da er glaubte, ich habe eine interessante Beute
gemacht. Auch er hatte kein Jagdglück gehabt, obschon eine
Antilope in seiner Nähe vorbei kam, um an den wie Regentropfen
niederfallenden, wilden Pflaumen ihre Aesung zu suchen;
Nachdem wir uns durch eine Tasse heissen Kaffee etwas erwärmt,
legten wir uns noch für einige Augenblicke zur Ruhe nieder.
Obwohl nicht sehr lohnend und noch weniger gesund, ist es
doch interessant, eine Nacht auf dem Anstand im Walde zuzubringen.
Zu unserer Seite hörten wir das unermüdliche Rauschen
des Waldbaches, der sich in geringer Entfernung durch grosse
Felstrümmer hin zur See hinunterstürzte, und unter uns das
Tosen des Oceans, der an den granitnen Felsköpfen seine hoch
sich auf bäumenden und über einander herstürzenden Wogen mit
wuchtigen Schlägen zu Schaum zerpeitschte. Ist schon dieses ewige
Rauschen, dieser immerfort sich wiederholende Wogenschlag allein
im Stande, bei dem stille dasitzenden Jäger Eindruck zu machen,
das Rascheln eines vorbeihuschendes Thieres, das weithinschallende
Quacken von riesigen, fruchtfressenden Fledermäusen
(.Epomophorus monstrosus), das schrille, oft hinter einander sich
wiederholende Zwitschern der fliegenden Eichhörnchen in den
Bäumen und die langgezogenen, unheimlichen Klagetöne der
Zibethkatze auf dem Boden tragen ebenfalls das Ihrige bei, um
diesen Eindruck noch in erhöhtem Maasse zur Geltung zu bringen.
So einfach und ärmlich dieses Leben in der Waldeinsamkeit
auch sein mochte, hatte es doch für uns alle, so lange wir gesund
waren, einen eigenthümlichen Reiz. Alltäglich kam Geobge Gea y ,
der Häuptling von Maima, mit einer seiner Töchter an, um mir
eine Portion heissen tomboy, eines der später zu beschreibenden
Negergerichte, zu bringen und mir gelegentlich seine Tochter als
Haushälterin anzuempfehlen. Nun wäre die junge, schlanke Miss
U anga sehr wohl geeignet gewesen, um unserem Zigeunerleben
etwas mehr Reiz zu verleihen, und das Zeug zu einer richtigen
Buschprinzessin hätte ihr keineswegs gefehlt. Damals fand ich
mich jedoch aus verschiedenen Gründen veranlasst, das wohlgemeinte,
väterliche Anerbieten auf höfliche Weise abzulehnen.
Wo hätte ich sie unterbringen können? Und hätte ich sie später
mit nach Robertsport gebracht, was würde meine gute alte,
ledergelbe Haushälterin Ma ey Kennedy dazu gesagt haben? Die
gute Ma ey , sie weilt schon längst nicht mehr unter den Lebenden,
und doch kann ich mir jeden Augenblick ihre Züge ins Gedächtniss
zurückrufen. Mit wahrhaft rührender Sorge hat sie meinen kranken
Reisegefährten gepflegt und auch bei mir in gesunden und kranken