Verlegung unserer Station, weiter ins Innere hinein, zu denken,
wenn wir überhaupt unserem Plane, die Regenzeit am Rande der
Hochebene zuzubringen, nicht untreu werden wollten. Zobu
D u b b a h hatte mir früher viel von seiner Vaterstadt Ge weh
erzählt, die zwei Tagereisen weiter landeinwärts am St. Paul
liege, und von wo aus man in anderthalb Tagen Boporo, die
Hauptstadt des Boatswain-Stammes, ' erreichen könne. Auch
hatte er mir versprochen, mich einmal auf einer Reise dorthin
zu begleiten, und da ich begierig war, einen geeigneten Platz
für unsere neue Station aufzusuchen, so war ich sofort bereit,
von seinem Anerbieten Gebrauch zu machen. Zo bu verspürte
jedoch keine grosse Lust, um uns so leichten Kaufes aus seiner
Nähe wegziehen zu lassen; daher verschob er die Abreise von
Woche zu Woche, bis ich ihm schliesslich erklärte dass, wenn
er binnen einer Wbche nicht mitgehe, ich auch ohne ihn den
Weg finden werde. So wurde denn schliesslich der Tag unserer
Abreise zum sovielten Male definitiv, und zwar auf Sonnabend
den 20. März, festgesetzt.
Der Vorabend dieses Tages brachte für mich einen äusserst
unangenehmen Zwischenfall, der mich längere Zeit so gut wie
arbeitsunfähig machte. Unser Koch, war nämlich noch, lange
nach Einbruch der Nacht beschäftigt, Palmöl auszüschmelzen,
um dasselbe als Speiseöl geeignet zu machen.- Infolge einer
Unvorsichtigkeit fasste dasselbe Feuer , worauf mir der hoyv der
im ersten Schreck den Kopf verlor, durch eine ungeschickte
Bewegung das brennende Oel über die rechte Hand heruxitergoss.
Obschon mich der Schmerz, den die bedeutenden Brandwunden
verursachten, die ganze Nacht kein Auge schliessen liess, trat
ich doch am ändern Morgen die Reise an. Z o bu D u b b a h . hatte
zwei Bediente mitgenommen, da es, wie er sagte, für einen
König nicht passe, ohne Dienerschaft zu reisen. Um. ihm nicht
in Rang nachzustehen, that ich ein Gleiches, und so traten wir
denn, obwohl das Wetter nichts weniger als einladend war,
des Morgens gegen 8 Uhr unsere Reise an. Die Verabredung
war zwar gewesen, um mit dem ersten Hahnenruf aufzubrechen,
doch wer einmal mit Negern gereist hat, der weiss, wie lange
es dauert, bis dieselben reisefertig sind, und dass man oft froh
sein muss, statt bei Nacht und Nebel,, endlich abreisen zu
können wenn die Sonne schon hoch am Himmel steht.
Meinem' fürstlichen Begleiter war bald dies, bald jenes nicht
recht und als ich ihn endlich bereit wähnte, kam er auf den
Einfall eine seiner Frauen mitzunehmen, die nun ihrerseits
auch noch ihr bischen Bagage zusammenpacken musste. Mein
Jagdbursche trug Gewehr und Zubehör, der andere Bediente
eine king-jar (Tragkorb) mit meiner Reisedecke, einigen Lebensmitteln,
allerlei Tauschwaaren und einigen Geschenken für die
Negerfürsten, mit denen wir auf unserem Wege in Berührung
frommen .sollten. Meine Hand, die mich noch immer sehr schmerzte, ■
hatte ich derart in ein Tuch gewickelt, dass ich den Zeigefinger,
welcher zufällig am wenigsten gelitten hatte, zum Abdrücken
des Gewehres frei behielt. Durch stetes Nasshalten des Verbandes
suchte ich den Schmerz so erträglich wie möglich zu machen.
Es hatte in der Nacht viel geregnet, und demzufolge war der
thonige Boden durchweicht und schlüpfrig; die Waldwasser waren
bedeutend angeschwollen, und auf Schritt und Tritt schlugen
einem die nassen Aeste des dichten Unterholzes ins Gesicht, so
dass ich gleich nach Antritt des Marsches schon ganz durchnässt,
war. Zwei kurz aufeinanderfolgende, heftige Regengüsse machten
den an und für sich schon beschwerlichen Marsch noch mühevoller.
Unser nächstes Reiseziel war die bereits erwähnte Inselstadt
A lin , die ich bei dieser Gelegenheit kennen lernen wollte.
Da es aber eine Unmöglichkeit is t, den Fluss entlang vorwärts
zu kommen, so folgten wir längere Zeit einem Waldpfade, der
in der Richtung nach Soforeh Place und Geweh führt, und bogen
dann, einen dicht bewaldeten Höhenzug überschreitend, rechts
ab, um wieder an den Fluss zu gelangen. Der erste Theil des
Weges führte uns durch mir wohlbekannte Gebiete, und gar
manche Waldpartie, manch merkwürdig gestalteter Baum stellte
sich als alter Bekannter heraus, den ich auf meinen mannigfachen
Kreuz- und Querzügen früher schon angetroffen hatte. Die ganze
Gegend war äusserst reich bewässert, so dass ich während der
ersten zwei Stunden 16 verschiedene, bedeutendere Waldbäche und
Sumpf-Creeks zählte, die wir theils durchwaten, theils auf oft sein-
sonderbaren und gebrechlichen Brückenanlagen passiren mussten,