Stande, anzulegen. Die Hochwassermarke deutete sich von seihst
an, da alle Baumstämme und Sträucher his auf ein gewisses
Niveau mit gelbem Thon und vertrocknetem Schlamm überzogen
waren.
Unsere Jagdhütte war ähnlich eingerichtet wie diejenige in
Bavia, mit der einen offenen Längsseite dem Flusse zugekehrt.
Im Hinblick auf die bereits angebrochene Regenzeit war jedoch
das ganze Gerüst viel solider, und das Dach, das aus demselben
Grunde viel steiler gemacht werden musste, hatte eine hohe
Firste mit zwei ziemlich steil abfallenden Seiten. Ein tiefer
Gräben, der sich hinter der Hütte herumzog, war bestimmt,
das von der Bergeshalde herabströmende Wasser von der Hütte
abzuhalten und nach dem Flusse hin wegzuleiten. Das Dach und
die Wände wurden aus den Wedeln einer im Walde ab und zu
vorkommenden, stammlosen Fiederpalme hergestellt, die : mit
grösser Mühe, theils aus beträchtlicher Ferne, hergeholt werden
mussten. Das Innere der Hütte richteten wir ganz ähnlich -ein
wie in Bavia. Nach dem Flussufer hinunter legten wir eine Art
Treppe an, und auf einem nur wenig über dem Flussniveau
erhabenen Platze bauten wir einen kleinen Schuppen, der uns
als Küche dienen sollte.
Ein Floss, das wir mit Hülfe unserer boys aus fünf massig
dicken, leichten Baumstämmen zusammenzimmerten, ersetzte
eine Erdaiifschüttung am schlammigen Ufer und leistete uns
beim Wasserholen, Waschen und Fischen vorzügliche Dienste.
Da weit und breit kein Canoe.aufzutreiben war, so benutzten
wir das Floss später, um an das gegenüberliegende Plüssufer oder
auf eine der zahlreichen, waldbedeckten Inseln hinüberzufahren,
von denen die schon erwähnte lange Insel, ebenfalls Alin geheis-
sen, die grösste ist.
- Zahlreiche Felsbarren durchsetzen auch hier den Fluss, der
bei rein südlicher Richtung infolge der vielen Inseln nahezu eine
halbe Stunde breit ist und viele rauschende Stromschnellen bildet.
Eine solche befand sich dicht oberhalb, eine andere unterhalb
unserer Station, und eine.dritte uns gerade gegenüber, gebildet
durch einen Flussarm, der, selbst wieder mehrfach zertheilt,
Alin in schräger Richtung durchschneidet. Der westlichste, nächste
Flussarm, der uns von dem grossen Eiland trennte, war 200
Schritte breit. Die grösste Breite der sehr langen Insel, die nur
in ihrer oberen Hälfte zugänglich ist, beträgt eine Viertelstunde,
und der östliche Flussarm dürfte wohl 10 Minuten breit sein.
Auch hier war die Gegend von zahlreichen, zum Theil sehr
hohen Hügeln durchzogen. Diese sowohl, als auch die Thäler
waren mit dichtem Urwald bedeckt, in den nur auf wenigen
Plätzen die Bewohner von Soforeh Place Breschen geschlagen,
um Raum für ihre Reis- und Kassavenfelder zu gewinnen. Die
Thäler bildeten hie und da unpassirbare Sümpfe, in denen zahlreiche
Waldbäche sich sammelten und dann, über Felsblöcke
niederplätschernd, dem Flusse zueilten. Merkwürdiger Weise waren
weit und breit keine Oelpalmen anzutreffen, und auf meine Fragen
darüber erhielt:? ich die sonderbare Antwort, die Ansiedlung sei
noch jung und man habe es bisher unterlassen, Oelpalmen
anzupflanzen1).
Statt des Reichthums der Gegend an Lebensmitteln, den man
mir bei meinem ersten Besuche vorgespiegelt hatte, fanden wir
bei unserer Ankunft allgemeinen Mangel selbst am Allernöthig-
sten, denn die Kassavepflanzungen waren noch zu jung, und der
letzte Reis war als Saatreis zur Bestellung der ausgedehnten
Pflanzungen verwendet worden. Der Häuptling allein hatte noch
einen bedeutenden Vorrath. Da wir es bei der Aussicht auf den
vermeintlichen Ueberfluss an Lebensmitteln, unterlassen hatten,
uns vor unserer Ankunft aufs Neue zu verproviantiren, so waren
unsere wenigen mitgebrachten Vorräthe rasch aufgebraucht, und
wir wurden nun gezwungen, das Nöthige bei den Negern zu
übermässig hohen Preisen einzukaufen. Vergeblich suchten wir
Jemanden nach Monrovia zu senden, um neuen Proviant zu
holen. Niemand wollte gehen, denn die Leute hatten uns nun in
ihrer Macht und konnten ihre geringen Vorräthe zu jedem beliebigen
Preise an den Mann bringen.
Nachdem unsere häusliche Einrichtung einigermassen vollendet
‘) Bekanntlich wachsen die Oelpalmen. sonst in den Wäldern wild und
werden selbst viel weiter im Innern, wo freilich die Wälder nicht mehr so
mächtig sind, massenhaft angetroffen.