wir Schieffelinsville und kamen, der bereits beschriebenen Wasser-
strasse und dem bekannten Wege über Oldfield folgend, abends um
7 Uhr in Monrovia an. Am folgenden Tage, den ich in Monrovia
zuzubringen gedachte, hatte ich heftiges Fieber, welches mich
nöthigte, das Bett zu hüten. In der Nacht befiel mich eine
starke Diarrhoe, die sehr bald in Dysenterie ausartete und mich
in unglaublich kurzer Zeit aller Kräfte beraubte. Am Freitag
25. Februar fühlte ich mich etwas besser, so dass ich die Rückreise
nach Schieffelinsville anzutreten beschloss. Man miethete
drei Krooboys mit einem Canoe, um mich nach Oldüeld hinaufzubringen,
wohin ich durch einen Ueberlandboten meine boys
aus Schieffelinsville bestellt hatte. Um die grosse Hitze des
Tages zu vermeiden, fuhren wir erst gegen Abend ab, und da
ich zum Aufrechtsitzen im Canoe zu schwach war, die Ruderer
aber erklärten, den Weg genau zu kennen, so legte ich mich auf
eine vorn im Canoe ausgebreitete Matte zum Schlafen hin. Nun
verfehlten aber die mit dem Flusslaufe schlecht bekannten boys
den Weg und fuhren, ohne dass Jemand von uns eine Ahnung
davon hatte, den früher genannten Witherspoon Creek, den
grössten Nebenfluss des Messurado River, hinauf. Erst gegen
Sonnenuntergang, als ich ausschaute, um mich zu orientiren,
kam mir die Uferlandschafb fremd vor, doch liess ich weiterfahren,
in der Hoffnung, doch noch zurechtzukommen. Mit Einbruch
der Nacht hatten wir aber das Fahrwasser gänzlich verloren und
waren in ein Labyrinth von zwischen niedriger Mangrove sich
durchschlängelnden Sumpf-Creeks hineingelangt, so dass ich es
gerathen fand, schleunigst denselben Weg, den wir gekommen
waren, zurückzukehren. Glücklicherweise gelang uns dies über
Erwarten gut, und beim Funkeln der Sterne fuhren wir nun wieder
flussabwärts, bis wir endlich von einer Anhöhe herunter Licht
schimmern sahen. In die Nähe gekommen, fanden wir einen
bequemen Landungsplatz und befanden uns bald darauf — wie
eigenthümlich! — in dem bescheidenen Farmerhause einer Schwester
der beiden Brüder W aeneb in Schieffelinsville. Selbstverständlich
stellte mir die gute Frau sofort ihr Haus zur Verfügung, und
durch die Angst, vielleicht im Canoe mitten in der Mangrove
übernachten zu müssen, aber mehr noch durch das lange Sitzen
ganz erschöpft, nahm ich das freundliche Anerbieten doppelt
dankbar an. In der Nacht kehrten die Anfälle von Dysenterie
zurück, und was mir noch an Ruhe übrig blieb, wurde mir durch
zahllose Mosquitos vergällt, die meinen ohnehin schon nervös
gereizten Zustand noch verschlimmerten. Erst von der treuherzigen
W irtbin erfuhr ich nun, dass wir uns am Witherspoon
Creek befanden und eine Stunde weit zurückzufahren hatten,
um den Messurado River wieder zu erreichen.
Obschon ich mich am ändern Morgen ganz entkräftet fühlte
und meine Wirthin mich bat, lieber bei ihr zu bleiben, als mich
der heissen Sonne und den Miasmen des ausgedehnten Mangrovegebietes
auszusetzen, hatte ich doch keine Ruhe mehr und fuhr
nach herzlichem Abschied wieder den Fluss hinunter. Sein rechtes
(westliches) Ufer wurde von e i n e m etwa 50—70'hohen Höhenzuge
flankirt, der zugleich den West- oder Nordwestrand des grossen
Sumpfbeckens des Messurado River bildet. Das linke Ufer war
ganz mit Mangrove bedeckt, und zahlreiche schmale, unpassir-
bare Creeks zweigten sich nach Süden ab und verbanden diesen
Flussarm mit dem Head River. An den Hauptfluss hinunter
gelangt, wo wir wieder den Leuchtthurm von Monrovia zu sehen
bekamen, fuhren wir in der Richtung von Oldfield flussaufwärts
und kamen um 10 Uhr bei Mrs. Thomas an, woselbst die boys
uns bereits erwarteten. Ein heftiges Fieber warf mich sofort darnieder
und schwächte mich derart, dass ich in einem inländischen
Tuche über die Savane von Old Field getragen werden musste.
Mrs. J u lia n e W a b e , die Tochter der guten alten Mrs. Thomas,
begleitete mich bis an den Junk River, von wo ich im Canoe
die Reise nach Schieffelinsville fortsetzen, konnte. Um Uhr
Abends kamen wir dort an, und da der Fieberfrost mich schon
im Canoe aufs Neue zu schütteln begann, musste ich mich sofort
ins Bett legen.
Am folgenden Morgen zeigte sich, dass ich nicht vergeblich für
meine lebenden Thiere gefürchtet hatte. Mein schönes, junges
Moschusthier war todt, ebenso der schwarze.Storch, der seltene
Raubvogel und die beiden letzten noch übrig gebliebenen Frankoline;
ein Schuppenthier, das ich den Tag vor meiner Reise
nach Monrovia erhalten, war davongelaufen.