creeks, die sich in den Waldsümpfen verlieren. Seine Ufer sind
sumpfig und beinahe unbewohnt, und wegen der dichten Einfassung
von Mangrovewald selbst für den Jäger unzugänglich.
Weiter im Westen mündet der Manna River, welcher gegenwärtig
die Nordwestgrenze Liberia’s bildet, und noch mehr
westlich der breite Solyman- oder Sulymah River. Beide
Flüsse können ebenfalls ziemlich weit landeinwärts mit Canoes
befahren werden.
Leider habe ich jene Gegenden, in denen damals anhaltende
Kriege wütheten, nicht besuchen können und kenne sie nur aus
den Erzählungen meines Jägers J ackson Demery, welcher mir
stets mit der höchsten Begeisterung von ihren herrlichen Jagdgründen
sprach und darin über 20 Jahre ein wildes Wa.idma.rma-
leben geführt hatte, bis ihn der Ausbruch des Krieges zwang,
nach Grand Cape Mount zurückzukehren.
Während unseres zweitägigen Aufenthaltes in Robertsport
lernten wir zwei Weisse, den amerikanischen Missionär Rev.
C. Grubb und seine Frau, kennen. Beide waren sehr anspruchslose,
freundliche Leute, die wir gleich bei unserem ersten Besuche lieb
gewannen, und die uns auch später, besonders während der
Krankheit meines Begleiters Sa l a , alle möglichen Freundschaftsdienste
erwiesen. Ebenso wurden wir dem Superintendenten von
Robertsport, Herrn R. J. B. W at son, vorgestellt, einem sehr
gemüthlichen, schwarzen Liberianer, der sich ausnahmsweise vom
armen Zwischenhändler zu seiner gegenwärtigen, angesehenen
Stellung emporgearbeitet und ein grosses Vermögen erworben
hat. Herr V eldkamp that während der beiden Tage, die wir
unter seinem Dache zubrachten, trotz seiner sehr beschränkten
Zeit alles Mögliche, um uns einen Einblick in die dortigen
Verhältnisse zu verschaffen, und auch unser nachheriges, langes
Zusammenleben in Robertsport war so voll von Freundschaftsbeweisen
seinerseits, dass mir dasselbe stets in angenehmer
Erinnerung bleiben wird.
Auf Anrathen unserer neuen Bekannten beschloss ich, während
der nun angebrochenen Trockenzeit die Gegend am oberen Fisherman
Lake zu exploriren, woselbst wir überdies nicht zu fürchten
brauchten, durch den Krieg, der westlich vom Mahfa River
ausgebrochen war, belästigt zu werden. Mit dem Könige B a r lah,
der über die Gegend am Fisherman Lake regierte und the King
of the Lake genannt wurde1), schlossen wir Freundschaft, indem
wir ihm ein Geschenk von 4 Dollars überreichten und dafür in
Gegenwart von Herrn V eldkamp, Mr. W atson und Rev. Grubb
die Erklärung erhielten, dass wir in dem ganzen, unter seiner
Jurisdiction stehenden Gebiete ungefährdet reisen und jagen
dürften, dass er für jeden an uns verübten Diebstahl verantwortlich
sei und alle Feindseügkeiten von Seiten seiner Unter-
thanen strenge bestrafen werde. Zu seiner Ehre sei denn hier
gleich gesagt, dass wir wirklich im ganzen Gebiete König
Barlah’s nie über Diebstähle oder feindseliges Auftreten von
Seiten der Eingebornen Klage zu führen hatten.
Am 19. November 1880 fuhren wir, begleitet von Rev. Gr u b b ,
mit allen unseren Habseligkeiten in einem von Mr. W atson’s
grossen Segelbooten nach Bendoo, einer Stadt am nördlichen
Ufer des Fisherman Lake, ungefähr mitten zwischen den Mündungen
des Johny Creek und des Morfi River gelegen, wo wir am
Abend anlangten. Der uns begleitende Abgeordnete von King
B arlah wies uns ein geräumiges, viereckiges Haus als Wohnung
an. Die eine Hälfte des Hauses bildete eine vorn ganz offene
Halle, in der man sich den Tag über aufhielt, die andere aber
war geschlossen und als Schlafraum eingerichtet.
Die Stadt, welche nicht besser aussah als alle schon früher
besuchten Negerplätze, war von einem beinahe kreisrunden,
hohen Staketzaun umgeben. Um diese Einfriedigung zog sich
in geringem Abstande eine zweite, die aus einer doppelten Reihe
von lebenden, dicht neben einander gepflanzten Akazien mit
künstlich in einander verflochtenen Kronen bestand. Eine solche
lebende Ringmauer kann im Nothfall ohne viel Mühe und Zeitverlust
sehr stark befestigt werden.
Die nächste Umgebung von Bendoo zeigte sich für die Jagd
weit weniger geeignet, als wir erwartet hatten, denn.die vielen
Sümpfe hinderten uns überall am Weiterkommen, und die trockenen
■) Dieser bedeutende Häuptling ist während meiner zweiten Liberia-Reise
gestorben.