dem er erst durch die zu Hunderten herbeigeströmten Eingebornen
geplündert worden war. Glücklicherweise konnten Mannschaft
und Passagiere, die ebenfalls beraubt wurden, von einem vorbei- <
fahrenden, englischen Dampfer aufgenommen werden.
Die Bucht von Cape Palmas ist sehr gross und bildet eine
sichere Rhede mit gutem Ankergrund; doch ist die Einfahrt
einiger unter Wasser liegender Klippen wegen gefährlich, so
dass die meisten Dampfböte es vorziehen, ausserhalb derselben
auf offener See vor Anker zu gehen. Unmittelbar am Fusse des
Vorgebirges mündet der breite Hof fmann River in die Bucht
ein. Derselbe soll etwa sieben miles landeinwärts für Canoes
fahrbar sein. Das Vorgebirge hat seinen Namen wahrscheinlich
der vielen Oelpalmen wegen erhalten; später sind noch zahlreiche
Kokospalmen dazu gekommen.
Wie auf dem Rücken des Vorgebirges Messurado die Stadt
Monrovia, so liegt hier auf dem schmalen Bergrücken die liberianische
Niederlassung H a r per, eine Stadt mit geradlinigen,
rechtwinklig sich kreuzenden, grasbewachsenen Strassen; doch
sind hier die Häuser im allgemeinen einfacher, obwohl vielfach
aus Stein gebaut. Auf dem äussersten Vorsprunge, zugleich
dem höchsten Punkte des Vorgebirges, steht der schwere, viereckige
Leuchtthurm und daneben das Hauptgebäude der amerikanischen,
protestantisch bischöflichen Mission, mit prachtvollem
Ausblick auf das weite Meer, die Stadt Harper und das meist
von einer grossen Dunstmasse verschleierte Hinterland. Ein grosses
Terrain vor dem Garten der Mission, das sich bis zu dem senk1
recht zur See abstürzenden, äussersten Rande des Vorgebirges
sanft abdacht, ist mit kurzem Rasen bedeckt, und die steilen
Hänge zu beiden Seiten desselben sind mit Strauchwerk und der
mehrgenannten Zwergpalme bewachsen. Neben dem Hauptgebäude
der Mission steht das frühere Hospital derselben, ein
grosses, steinernes Gebäude.
Hinter diesem, am Südabhange des Vorgebirges, fand ich nach
einigem Suchen mitten in einem Batatenfelde das Grab Dr. NAcn-
tigai’s , der auf der Heimreise vom Kamerun den 20. April 1885
an Bord des deutschen Kriegsschiffes „Möwe” dem Fieber erlag
und dessen Leiche vorläufig hier beigesetzt wurde. Das ausge-
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