Bett von Bambusmatten mit Wänden und Baldachin von demselben
Material. Von dem Betthimmel herunter baumelte ein
Talisman, bestehend aus einem kalligraphischen Kunststück,
nämlich von in sehr sinnreicher Weise in arabischer Sprache auf
ein Stück Pergament geschriebenen Koransprüchen. Diese meist
sehr schön gearbeiteten Talismans, welche in verschiedenen, sich
dem Mohammedanismus zuneigenden Stämmen den weit plumpem
Grigris der Fetischpriester den Rang ablaufen, bilden für die das
ganze Land durchziehenden Mandingo-Derwische einen einträglichen
Absatzartikel.
Nach kurzer Ruhe besichtigte ich die Stadt, die jedoch wenig
Sehenswerthes bot. Sie ist auf einem breiten Hügelrücken erbaut ,
der von einem Meinen Bache, welcher später den Japaca Creek
bildet, umflossen wird und also eine ziemlich grosse Insel formt.
Die Stadt bestand aus etwa 50 einfachen Lehmhäusern und war
allem Anscheine nach sehr alt. Nach den üeberresten früherer
Barrikaden zu urtheilen, muss dieselbe einst viel grösser gewesen
sein, und man behauptete, dass sie während der Regierung
von J ohn’s Vater mehr als doppelt so viele Einwohner gehabt
hätte, als gegenwärtig. Wiederholte feindliche Einfälle und die
Unterdrückung der SMavenausfuhr sollen die Bevölkerung jedoch
auf die gegenwärtige, geringe Zahl reducirt haben.
Während meiner Anwesenheit wurden zwei grosse Palaver
verschiedener benachbarter Häuptlinge gehalten, worin die Frage
der Wiederbefestigung Gonon’s besprochen wurde. Nach meiner
Rückkehr soll Gonon wirklich wieder eine stark befestigte Stadt
geworden sein; doch sind seither, nach dem Friedensschlüsse mit
den Kosso, die Barrikaden wieder abgebrochen worden. Ausserhalb
der Stadt , am Wege nach Fali, befanden sich die Gräber der
früheren Häuptlinge von Gonon, jedes mit einem Schutzdache
von Palmblättem versehen. Auf einem der Gräber stand eine roh
aus einem HolzMotz geschnitzte, menschliche Figur. J ohn’s Vater
hatte jedoch ein grosses Grab mitten in der Stadt und J ohn versah
dasselbe jeden Abend eigenhändig mit etwas Speise und frischem
Wasser. In der Nähe der Gräber ausserhalb der Stadt befand
sich der medidne- oder devil-bush mit vielen uralten Camwood-
(Rothholz-) Bäumen, und nahe dabei, auf der Höhe des Hügels,
ein kolossaler Bambusbusch, (Bambusa gigcmtea V) einer der wenigen,
den ich in Liberia zu sehen bekam ).
Gonon soll in frühem Zeiten als inländische Station für die
in Grand Cape Mount residirenden, spanischen SMavenhändler
eine gewisse Blüthezeit gehabt haben. Es liegt nämlich an der
grossen Landroute von Robertsport, woselbst sich ein spanisches
Sklavendepöt befand, nach dem Innern, d.h. nach der Golah-,
Boatswain- und Busy-Country, und man erzählte mir, dass dort
beinahe täglich ganze Züge jener Unglücklichen angelangt seien,
um nach Cape Mount weiterspedirt zu werden. Jetzt hat freilich,
obschon die inländische Sklaverei als eine unumstössliche Institution
noch stets in voller Blüthe steht, die Ausfuhr vonSMavenlängst
aufgehört. Die früher so berüchtigte Route wird jetzt von friedlichen
, liberianischen Zwischenhändlern bereist, um für die Faktoreien
an der Küste Palmöl und Palmkerne einzukaufen, Produkte,
die meist gegen Tabak, Branntwein und Baumwollzeuge eingetauscht
werden.
Der Häuptling J ohn war ein noch junger Mann, zwar etwas
trocken und wortkarg, aber gutmüthig. Er trag nichts, das ihn
von seinen Unterthanen hätte unterscheiden können. Ein Taschentuch
bildete sein Unterkleid, und das OberMeid bestand gewöhnlich
aus einem Stück inländischem Zeug, das er um seinen Leib und
über die linke Schulter schlug. Er sprach ganz gut Englisch, da
er seine Knabenjahre in der Faktorei eines liberianischen Kaufmanns
in Monrovia zugebracht hatte, wo er sich ganz nach europäischer
Weise kleidete. Später aber sagte unser John der Civilisation
Valet, gieng nach Hause, legte seinen nach der Mode geschnittenen
Anzug ab, Meidete sich wieder nach inländischem Brauch und
wurde nach dem Tode seines Vaters zu dessen Nachfolger ausgerufen.
Er hatte zur Zeit meines Besuches eine grosse Menge von
Sklaven und war, da die Eingebornen ein Vermögen nach der
Zahl von SMaven und Weibern zu schätzen pflegen, in ihren
Augen ein reicher Mann. Sein Vater hinteriiess ihm bei seinem
*) Ein anderer steht bei der Stadt Buluma, und ein dritter. sehr grösser,
mit beinahe schenkeldicken und bis 80' hohen Halmen, oberhalb Hartford
am St. John’s River,