zurechtfinden konnte. Ein weisses, glatthaariges Schaf lief als
heiliges Thier frei in der Stadt herum und wurde selbst in der
grossen Hungersnoth während der letzten Belagerung sorgfältig
gefüttert.
Cobolia ist der Mittelpunkt für den Palmöl- und Palmkernhandel
der ganzen Gegend. Verschiedene liberianische Zwischenhändler
hatten dort kleine Magazine mit allerlei Tauschwaaren
und einem Schuppen, worin die eingetauschten Landesprodukte
bis zum Weitertransport nach der Küste geborgen werden konnten.
Die meisten dieser Händler waren dem Trunke ergeben und
konsumirten den Branntwein, den sie zum Eintauschen von
Palmkernen mitbrachten, zum grössten Theile selbst. I
Die nächste Umgebung der Stadt bestand aus Ackerland, und
daran anschliessend folgte abwechselnd Wald, Grassteppe und
Sumpf. Auf meinen Streifzügen fand ich die ganze Umgegend durch
die feindlichen Bäuberhorden verwüstet, Oelpalmen und Bananenbüsche
niedergehackt und die umliegenden Dörfer verbrannt und
verlassen. An einem tiefen Waldbache, etwa eine englische Meile
von der Stadt entfernt, lagen auf einer Sandbank acht menschliche
Skelette nfit abgehackten Schädeln, Händen und Füssen,
welche letztere in die Bauchhöhle gesteckt waren. Sie sollen Leuten
aus Cobolia angehört haben, die, nachdem der Feind die Belagerung
aufgegeben zu haben schien, nach ihren Farmen gehen
wollten, um Lebensmittel zu holen. Sie wurden von den lauernden
Feinden überfallen und, da sie sich zur Wehre setzten, niedergemacht
und schändlich verstümmelt. Jedermann glaubte, dass
die Feinde zur Zeit der Reisemte wieder zurückkämen; nur der
König war bemüht, mich, obschon er wohl der Sache selbst nicht
traute, vom Gegentheil zu überzeugen. Da die ganze Gegend
verwüstet war und mir bei der bevorstehenden Regenzeit ohnehin
nicht für Jagdexcursionen geeignet erschien, so hatte ich Grund
genug, von meinem Plane, wenigstens für die nächste Zukunft,
abzusehen, und die kurz nachher erfolgte abermalige Verheerung
des Landes durch die Feinde zeigte mir, dass ich mich keineswegs
geirrt hatte.
Nach dreitägigem Aufenthalte in Cobolia nahm ich Abschied
von M o e a n a , der mir persönlich bis vor das äusserste Thor das
Geleite gab, und schiffte mich zur Rückkehr nach Robertsport
ein. Um 10 Uhr morgens fuhren wir ab. Mit Windesschnelle eilte
das Canoe flussabwärts, so dass es mir nicht 'möglich war, durch
Kompassbeobachtungen denjenigen Theil des Flusses kartographisch
festzulegen, der sich bei der Hinreise im Dunkel der Nacht
meiner Beobachtung entzogen hatte. Ich schoss während der
Fahrt zahlreiche Vögel, unter ändern drei der schon genannten
Lappenkibitze, die ich ausser auf der erwähnten Sandbank und an
einer Stelle im St. Paul bei Soforeh Place nirgends angetroffen. Ein
Krokodil, das ich angeschossen, sprang, wie dies in solchen Fällen
• gewöhnlich geschieht, in den Fluss und verschwand. Die Ruderer
machten mehrere Stationen, um Palmwein zu trinken, was uns
derart aufhielt, dass wir erst abends 7 Uhr an der holländischen
Faktorei in Robertsport anlangten. Am folgenden Morgen früh ftihr
ich in einem ändern Canoe nach unserer-Station Hokhie zurück.
Eine Seereise, die ich im März von Robertsport nach Monrovia
machte, um unsere bedeutend angewachsenen Sammlungen zu
verschiffen, bot nicht viel Nennenswerthes. Auf der Rückreise
benutzte ich eine zufällig sich bietende Gelegenheit, mit einem
kleinen Segelboote nach dem Little Cape Mount River zu fahren,
der ungefähr mitten zwischen Monrovia und Grand Cape Mount
ins Meer ausmündet. Die Brandung, die dort zu allen Zeiten eine
Landung gefährlich macht, war "damals so stark, dass wir nicht
wagen durften, in die Mündung des Flusses einzufahren. Es wurde
daher beschlossen, das starkgebaute Boot auf den Strand zu setzen,
um wenigstens Aussicht zu haben, unser Leben zu retten. In
die Nähe des Strandes gekommen , wurde das Boot von einer
gewaltigen Sturzwelle ereilt -und schlug um., doch wurden wir
Alle durch die nachstürzenden Wogen auf den Strand getrieben.
Stundenlang blieb das Boot ein Spielball der Brandung, und
nur der grössten Anstrengung der schwarzen Mannschaft war
es zu danken, dass dasselbe, da es keinen erheblichen Schaden
bekommen hatte, wieder aufgenchtet und dem Strande entlang
in die Flussmündung hineingezogen werden konnte, von wo aus
wir dann bei Einbruch der Nacht unsere Fahrt stromaufwärts
fortsetzten.
Der L i t t l e Cape Mount River ist, wie die meisten west