Gegenden gelenkt, da ich von Begierde brannte, etwas Näheres
darüber zu vernehmen. Zu meiner Freude erfuhren wir denn,
dass manche der von uns am meisten gesuchten Thiere, wie das
Meine liberianische Flusspferd, das Pinselschwein, eine Art
Fischotter, der Lamentin und Chimpanse hier allerdings, wenn
auch nicht gerade häufig, angetroffen werden. Die Lamentine
(Manati) leben, wie Mr. Day uns als Augenzeuge versichern
konnte, rudelweise im St. Paul’s River unterhalb der ersten
Stromschnellen, gehen nicht über letztere hinauf und werden
daher im Mittelläufe des Flusses nicht mehr angetroffen. Sie
sollen sich oft spielend im Wasser umhertummeln und unter
Umständen durch ihr plötzliches Auftauchen den passirenden
Canoes gefährlich werden. Ein junger Chimpanse wurde vor
einigen Jahren auf der Mission gehalten, aber leider nicht grossgebracht.
Mrs. Day beschrieb ihn mir sammt all seinen drolligen
Geberden und seinem melancholisch ernsten Mienenspiel mit
grösster Genauigkeit. „Das arme Geschöpf!” fügte sie hinzu,
„es ist in meinen Armen gestorben.” Durch Eingeborne soll
dasselbe weit aus dem Innern dorthin gebracht worden sein.
Einige Neger versicherten mir, das im Innern der baboon, ein
mannsgrosser schwanzloser Affe, lebe, der, wenn erzürnt, auf
zwei Beinen einherschreite und unter lautem Gebrüll mit den
Fäusten auf der Brust trommle. Da der Gorilla, dem D© Uhaiilu
die nämlichen Eigenthümlichkeiten zuschreibt, in diesen Gegenden
nicht gesucht werden kann, so sind dieselben wohl nur auf den
Chimpansen zu beziehen.
Am folgenden Tage, Montag 19. Januar, liessen wir durch eine
a ny.a.’hl uns durch Mr. Day zur Verfügung gestellter Arbeiter
unsere Bagage aus dem Häuschen des bereits erwähnten Liberianers
zur Mission hinaufschaffen, was uns schon einen kleinen
Vorgeschmack von all den unendlichen Sorgen und Mühen gab,
die der Transport von Gütern durch schwarze Träger verursacht.
Die unterhalb der Mission gelegene erste Stromschnelle kann
flussaufwärts nur durch leicht beladene Canoes, durch Boote
aber gar nicht überwunden werden, so dass man gezwungen
ist, die Lasten von Millsburg ab durch Träger nach der höhergelegenen
Mission zu bringen.
Da mir die Umgebung der Mission wegen des Mangels an
Hochwald wenig Aussicht auf genügende zoologische Ausbeute
zu eröffnen schien, so handelte.es sich nun vor Allem darum,
einen geeigneten Platz zur Errichtung unserer ersten Jagdstation
zu wählen. Auf den Rath Mr. Day’s entschied ich mich für
B av ia , die etwa 12 miles flussaufwärts gelegene Residenz des
Golah-Häuptlings Zoeu Dubbah. Da Mr. Day den Platz schon
früher besucht hatte, so hielten wir es für überflüssig, denselben
vor unserer Uebersiedlung noch selbst zu besichtigen. Unter
Zuratheziehung des erfahrenen Missionärs fasste ich den Plan,
vor Ende der Trockenzeit bis Boporo, einer bereits durch
Auderson und sonstige Liberianer auf anderm Wege besuchten
Stadt.; am' untern Rande der Hochebene vorzudringen, daselbst
die zum Jagen in der Waldregion ungeeignete Regenzeit zuzubringen
und dann, wenn möglich, in einigen weitern Etappen
auf dem Wege nach Grand Cape Mount zur Küste zurückzukehren.
Den Weg nach Boporo hoffte ich in drei verschiedenen
Vorstössen mit Einhaltung von zwei dazwischenliegenden Stationen
zu machen. Proviant glaubten wir nur bis zur Ankunft auf der
Hochfläche nöthig zu haben, da ich dort nach den Mittheilungen
des. bereits genannten Reisenden Lebensmittel genug zu finden
hoffte, .um unter Hinzunahme unserer Jagdbeute uns und unser
Dienstpersonal hinlänglich zu ernähren. In der grösstentheils offenen
Umgebung von Boporo , an dessen König ich, wie bereits erwähnt,
eine Empfehlung von Dr. Blyden in Monrovia besass, hoffte ich
eine , sehr interessante zoologische Ausbeute machen zu können
und durch den Regen nicht in dem Maasse vom Jagen .abgehalten
zu werden, wie dies in der Waldregion nothwendiger-
weise der Fall gewesen wäre. Im weitern Verlaufe wird meine
Erzählung darthun, wie wir an der Ausführung dieses an sioh
gut durchdachten Planes durch unvorhergesehene Umstände verhindert
wurden.
Für die Wahl des nahegelegenen Platzes Bavia als erste
Station entschied namentlich der Umstand, dass wir, bis wir
uns einigermassen in unsere neuen Verhältnisse eingewöhnt
haben würden, in regem Verkehr mit der Mission bleiben und
nöthigenfalls die Hülfe Mr., Day’s anrufen oder uns dorthin