gefährliche, unter der Oberfläche des Wassers liegende Baumstämme
passiren zu können. Inzwischen war die Fluth eingetreten,
und es erforderte bedeutende Kraftanstrengung von Seiten meiner
Leute, um das schwerbeladene Canoe vorwärts zu bringen. Kurz
nach Einbruch der Nacht hörte ich, wie auf der ersten Fahrt
nach Blow Town, das laute Quacken der grossen Flughunde
und war diesmal so glücklich, einen derselben, der sich zufällig
auf das Wasser heraus in meinen Bereich wagte, herunterzu-
schiessen und in Besitz zu bekommen. Dies war der letzte
Schuss aus meiner schönen Doppelflinte. Kaum eine Viertelstunde
später - finstere Gewitterwolken hatten sich indessen
zusammengezogen und uns in rabenschwarze Nacht gehüllt —
stiess unser Canoe auf einen schräg aus dem Wasser emporragenden
Baumast und drohte umzuschlagen. Durch rasches
Lehnen auf die andere Seite konnte ich zwar das Kentern verhindern,
doch liess unglücklicherweise das Gewehr los, welches
quer über meinen Knieen lag, und dieses schlug bei der plötzlichen
schaukelnden Bewegung über Bord und verschwand in der Tiefe.
Sofort schaute ich nach dem nahen Ufer und glaubte die Stelle,
ohne sie mit einem Zeichen zu versehen, an einigen sonderbar
geformten Baumkronen später leicht erkennen und das Gewehr
bei Tage wieder auffischen zu können. An das beinahe unzugängliche
Ufer zu fahren, wäre Thorheit gewesen, da die Gefahr
des Kenterns dann noch grösser gewesen wäre. Zudem fing es
stark zu regnen an, so dass wir so rasch wie möglich die
Fahrt fortsetzten. Ich war durch diesen plötzlichen Verlust
meiner besten Waffe ganz niedergeschlagen und die Sorge, ob
ich den Platz auch wiederfinden könne, wollte keinen Augenblick
von mir weichen, als ich später noch mehrere Stellen am Ufer
sah, die derjenigen, welche ich mir gemerkt hatte, sehr ähnlich
waren. Die Fahrt, welche übrigens bei der wachsenden Fluth
auch sehr langsam förderte, schien kein Ende nehmen zu wollen,
und erst um 10 Uhr abends kamen wir , bis auf die Haut durchnässt,
an unsere Station in Schieffelinsville, wo Alles bereits in
tiefer Ruhe lag.
Freund Stampfli hatte wieder heftige Anfälle von Malaria gehabt
und war ganz entkräftet, doch gieng es ihm bereits wieder etwas
besser. Da ich vor meiner Abreise nach Hill Town hohe Preise
auf das Einbringen von allerlei Fledermäusen ausgesetzt hatte,
war er während meiner Abwesenheit in den Besitz verschiedener
sehr werthvoller Exemplare gelangt; unter diesen befand sich
auch der schon genannte Epomophorus monstrosus.
Am folgenden Morgen waren wir schon früh beschäftigt, unsere
Sammlungen nachzusehen und neue Vorräthe einzupacken, da ich
so rasch wie möglich nach Hill Town zurückreisen und unterwegs
nach dem verlorenen Gewehre fischen wollte. Um 12 Uhr mittags
fuhr ich ab, begleitet von Mr. Smith , einem Liberianer aus Schieffelinsville,
der schon mehrmals gesunkene Gewehre aufgefischt
hatte. Bei rasch zunehmender Ebbe fuhren wir langsam flussaufwärts
; doch wie sah jetzt die Uferlandschaft anders aus als
während der Nacht! So sehr ich mich auch anstrengte, um die
geringfügigsten Einzelheiten ins Gedächtniss zurückzurufen, war es
mir doch geradezu unmöglich, mit Sicherheit die gewünschte Stelle
anzugeben, da ich keine einzige fand, die mit der mir eingeprägten
völlig übereinstimmte. Schliesslich glaubte ich dieselbe gefunden
zu haben, und Mr. Smith begann sofort mit einem grossen, mit
Blei beschwerten Haken nach dem Gewehr zu fischen, jedoch
vergeblich, so dass ich die Hoffnung aufgeben und die Fahrt
ohne dasselbe fortsetzen musste. Bei unserer Ankunft in Jably
gieng bereits die Sonne unter, und als wir den Blow Creek
passirten, war die Nacht hereingebrochen. Man hatte mich zwar
in Jably vor einer nächtlichen Flussfahrt gewarnt, doch hatte ich
gehofft, noch vor Einbruch gänzlicher Finsterniss wenigstens Go
Town zu erreichen, um am nächsten Morgen unserm Ziele etwas
näher zu sein. Da ich den Flusslauf während der ersten Fahrt
in mein Taschenbuch eingetragen hatte, so konnte ich jedesmal,
wenn wir an eine grosse Biegung kamen, beim Lichte von Streichhölzern
ablesen, wo wir uns befanden, sowie auch die ebenfalls
eingetragenen Stellen finden, wo die Fahrt durch im Wasser
liegende Baumstämme unsicher war. Die Fluth, welche bis
ziemlich weit oberhalb Hill Town noch bemerkbar ist, war
uns jedoch günstig und kamen wir gut vorwärts; zudem trugen
meine braven Ruderer, die mir sehr ergeben waren, ihr Möglichstes
zu einem raschen Vorwärtskommen bei. Das grösste Hin