ein riesiges Fischnetz im Werthe von 90 Dollars sandte derselbe
seiner Gevattergemeinde, um auch die Schätze des Junk River
ausbeuten -zu können, so dass diese Gemeinde Vergünstigungen
geniesst, deren keine andere im ganzen Lande sich rühmen
kann. Leider sind alle diese Vortheile keineswegs geeignet, die
Energie der dortigen Ansiedler zu heben; denn wahrer Wohlstand
wird nur von innen heraus, durch eigenes Schaffen erworben,
und Unterstützungen von aussen können in den meisten Fällen,
wenigstens in Liberia, höchstens als eine Prämie auf die Trägheit
der Menschen betrachtet werden.
Der Bürgermeister der Gemeinde ist einer der bereits genannten
Brüder W arner. Er hat eine gute Erziehung genossen, ist
sehr intelligent und steht als Friedensrichter auch unter den
Eingebornen der Umgebung in einigem Ansehen. Seit dem Tode
seiner liberianischen Frau hat er sich aber den Sitten der Eingebornen
zugewandt, auf dem Erbe seines als Präsident ungemein
populär gewesenen Vaters eine sogenannte country-town errichtet
und hält sich dort einen Harem von mehreren eingebornen
Frauen, mit welchen er in den einfachen Lehm- und Palmblatthütten
ganz nach Art der Eingebornen lebt. Schade, dass Mr.
D. B. W arner mehr als ihm gut thut, Liebhaber von starken
Getränken ist. Durch einen unglücklichen Schuss hat er in seiner
Jugend den linken Arm verloren. Sein jüngerer Bruder, J.B. W arner,
war bei uns als Koch und Waschmann in Dienst, eine Beschäftigung,
die ihm besser als das Farmerleben zuzusagen schien.
Unser Hausherr, Mr. Lett , den wir im Ganzen sehr wenig zu
sehen bekamen, war ein früherer Diener des Stettiner Naturaliensammlers
Sc hw e iz er , welcher sich einige Zeit auf diesem Platze
zu Sammelzwecken aufgehalten und hier ein eigenes Haus besessen
hatte. Er konnte ganz gut präpariren, doch machte er
so hohe Ansprüche an meine Kasse , dass ich von seinen Diensten
als Jäger und Präparator absehen musste. Es stellten sich
jedoch bald einige junge Leute- ein, die mit von uns geliehenen
Gewehren auf die Jagd giengen und uns zu festgestellten Preisen
ihre Beute verkauften.
Auch einer Insektensammlerin darf ich nicht zu erwähnen vergessen
, da sie einen bedeutenden Theil unserer Insektensammlung
geliefert hat. Mrs. Ltjcinda • war die junge Frau des Polizeidieners
von Schieffelinsville, welcher Letztere so arm war, dass
sie sich selbst ihren Lebensunterhalt verdienen musste.
Im Allgemeinen war unser Jagdschloss als solches nicht sehr
günstig gelegen, denn beinahe die ganze Umgebung war von
Hochwald entblösst, und die Wälder, soweit sie vorhanden
waren, der vielen Sümpfe wegen so gut als unzugänglich. Rundum
fanden wir nichts als Farm und Buschwald, welche beide
freilich interessante Beute an Vögeln, Reptilien und Insekten,
nicht aber an Antilopen, Flusspferden, Pinselschweinen und
ähnlichem Hochwild liefern, auf das wir in allererster Linie Jagd
zu machen beabsichtigten.
Um die solche Thiere beherbergenden, grossen Waldgebiete zu
erreichen, mussten wir stets bedeutende Strecken im Canoe
den Du Queah River hinauffahren, wobei viel Zeit verloren
gieng. Wir kauften denn auch gleich in den ersten Tagen zwei
von Eingebornen verfertigte Canoes: ein grösseres, für weitere
Jagdausflüge und zum Transportiren von Waaren, und ein
kleineres, für höchstens einen Weissen und zwei Ruderer, zu
kürzern Ausflügen in die Umgegend.
Den 23. December fühlte sich Freund S tampeli soweit hergestellt,
dass er mit J ackson und einigen unserer Diener den Du
Queah hinauf auf die Jagd gehen konnte. Sie fanden wohl zahlreiche
Spuren von Antilopen, doch wurde nichts geschossen.
Am Abend desselben Tages kam Stampeli mit den boys zurück,
während J ackson in Upper Blow Town, einem kleinen Negerdorfe
an einem Nebenflüsse des Du Queah, etwa acht mües
oberhalb unserer Station, übemacht büeb, um in der Frühe des
ändern Morgens auch mich mit den dortigen ausgedehnten Wäldern
bekannt zu machen.
Schon früh um 3 Uhr am ändern Morgen fuhr ich mit zwei
boys von unserem Landungsplätze ab, nachdem mir S tampeli
genaue Instruktionen betreffs des einzuschlagenden Weges gegeben
hatte, welchen übrigens auch meine boys von gestern her
kannten. Es war finstere Nacht, und so sehr ich auch begierig
war, den Du Queah mit seiner Uferlandschaft kennen zu lernen,
vprmochte ich doch in der Finsterniss höchstens die Contouren des