Ueber die geologischen Verhältnisse des Landes weiss ich nur
wenig mitzutheilen, da die zoologischen Untersuchungen meine
volle Zeit in Anspruch nahmen und ich mich nicht in dem Maasse
mit geologischen Studien beschäftigen konnte, wie ich wohl gerne
gewollt hätte.
Wie bereits angedeutet, besteht der Boden des ganzen höhergelegenen
Gebietes aus einem stark eisenhaltigen, rothen Thon.
Dieser enthält in bedeutender Menge Gerölle von Erbsen- bis
Wallnussgrösse, die in Form und Gewicht durchaus den Eindruck
von Bohnerz machen. Selbst die höchsten Hügel sind mit dieser
Thonerde bedeckt, die ohne Zweifel als das Verwitterungsprodukt
der Gesteinsmassen betrachtet werden muss, welche den Kern
dieser Hügel büden. Ein flüchtiger Blick, den ich auf meiner
Heimreise bei einem Besuche in Sierra Leone auf die dortigen
geologischen Verhältnisse werfen konnte, hat mir dasselbe Bild
gezeigt. Auch dort sehen die Strassen infolge des eisenhaltigen
Thones ganz roth aus.
Eigenthümlich ist auch die in beinahe allen Tropengegenden
vorkommende, unter dem Namen Later i t bekannte Gesteinsart,
die als eine dicke, poröse Kruste die zu Tage tretenden Felspartien
bedeckt und jedenfalls ihre Entstehung einer Umwandlung
des unterliegenden Gesteins durch meteorologische und
chemische Einflüsse zu danken hat.
Mit Rücksicht auf die bisherige gänzliche .Unbekanntheit der
geologischen Verhältnisse Liberia’s dürfte es am Platze sein,
meine mitgebrachten Gesteinsproben, soweit dieselben. makroskopisch
bestimmt werden konnten, hier anzuführen, und zwar
in einer Reihenfolge, die im Westen beginnt und nach Osten
hin fortschreitet.
1. Gabbrö, aus einem Steinbruch am Nordabhang des Cape
Mount-Gebirges, bei meiner Jagdstation in Robertsport.
2. Qua r z i t g e r ö l l e , reich an weissem Glimmer, aus einem
Bergbache desselben Gebirges.
3. Amphi b o l i t , von den Stromschnellen der St. Paul bei
meiner Jagdstation Bavia.
4. Geröl le von wa s s e r h e l l em Quarz,, von derselben
Lokalität.
5. Grü n s t e i n , aus einem Steinbruch am Nordabhang (nahe
dem Rücken) des Vorgebirges Messurado1).
(N. B. Dr. L enz (Verh. der. k. k. Reichsanstalt, 1878, p. 2 ,
will in Monrovia Gabbro angetroffen haben).
6. Fe l s s t ü ck, wor in eine Druse mit vielem Kupf er
au f Ka l k sp ä t h , aufgelesen auf dem Rücken des nämlichen
Vorgebirges, nahe dem Fundorte von N° 5.
7. Schwamma r t i g durchlöcherter Later i t , vom Rücken
des Vorgebirges Messurado.
8. Magnet e is ener z in kl e inen Kr y s t a l l e n , aus dem
Hinterlande des Junk Rivers.
9. Grobkörniger Glimmerschiefer, aus dem Pessy-Lande,
mit grossen Blättern von hellem Kaliglimmer.
10. Glimmerreicher Flussand, aus dem Du Queah River.
11. Gr auer Gneiss aus einer felsigen Waldschlucht bei Hill
Town am Du Queah River, in nackten, Cascaden bildenden
Querriegeln, die von SW. nach NO. streichen und nach SO. fallen.
12. Conglomérat, bestehend aus glimmerreichen, abgerollten
Knollen, die in einer eisenharten, ebenfalls glimmerreichen Cement-
inasse eingebacken sind, vom Du Queah River oberhalb Bapua’s
Town, wo er hohe Steilufer bildet. Die Abstammung dieses Gesteins
ist nicht festzustellen.
13. a) Schiefer iger Quar zi t , b) grobkörniger Quarzit,
in Thon, wahrscheinlich dem Verwitterungsprodukt von Gneiss,
eingebettet, vom nordöstlichen Fusse des sogenannten Saddle Hill
am Du Queah River.
14. Gr auer Gneiss von den Stromschnellen und dem ersten
Wasserfall des Du Queah. Die Schichten streichen WNW. OSO.,
fallen SSW. und sind ziemlich steil aufgerichtet.
15. Gr auer Gneiss m i t r ot h en Gr a na t e n , von Felsen
hinter Fishtown (Grand Bassa).
’) Dr. B e r n h a r d S c h w a r z , der seiner Zeit auf der Durchreise Monrovia
besuchte und nachher im „Ausland” an der Hand eigener Beobachtungen
und meiner „Mededeelingen over Liberia” eine Reihe von Artikeln über
Liberia veröffentlichte, will am Busse des Vorgebirges Messurado „schwarze
Basaltblöcke” (I) gesehen haben. (Ausländ 1888, p. 96).