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Unser Aufenthalt in Bavia dauerte etwas über zwei Monate
und war nicht gerade reich an interessanten Abenteuern. Sobald
wir uns einigermassen häuslich eingerichtet hatten , giengen wir
jeden Morgen auf die Jagd und verwandten den Nachmittag auf
das Präpariren und Conserviren der Beute. Dass es bei dieser
geregelten Thätigkeit unmöglich war, jeden Tag etwas besonders
Interessantes zu erleben, liegt auf der Hand, und ich werde
desshalb fortan von der streng chronologischen Darstellung unserer
Erlebnisse abweichen und nur einige der interessantem Episoden
aus unserm Leben in der Wildniss herausgreifen.
Im Anfang, als unsere drei mitgebrachten Diener sich unter
den Golahs noch fremd fühlten, konnten wir im höchsten Grade
mit ihnen -zufrieden sein und ihnen auch ruhig unsere Habe
anvertrauen. Dies dauerte aber nur so lange, bis sie sich an
die neue Umgebung gewöhnt hatten und mit den Bewohnern
von Bavia unter einer Decke steckten. Nur gar zu bald mussten
wir einsehen, dass wir ihnen nicht mehr unbedingt vertrauen
konnten, und kleinere Diebstähle, erst an Lebensmitteln, dann
auch an ändern Sachen, nöthigten uns, abwechselnd in der
Hütte regelmässig Wache zu halten, so dass jeweilen nur
Einer von uns auf die Jagd gehen konnte. Ueberhaupt hatten
wir unter der Unzuverlässigkeit, Unverschämtheit und Trägheit
unserer eigenen Bedienten fast noch mehr zu leiden, als unter
der Zudringlichkeit und Bettelei der Eingebomen und waren nur
zu bald gezwungen, dieselben wegzüjagen und durch neue zu
ersetzen, wodurch der Zustand leider nicht verbessert wurde,
Unter solchen Umständen war die Jagd weniger ergiebig, als
sie es hätte sein können. Wir mussten uns erst mit der Gegend
vertraut machen, bevor wir die Jagd systematisch betreiben
konnten. Einmal so weit gekommen, befiel uns Einen nach dem
Ändern das Fieber, und nach den ersten sehr heftigen Anfällen
musste bald der Eine, bald der Andere, nicht selten auch Beide
zugleich, wegen Unwohlsein und Schwäche zu Hause bleiben.
Unser Jagdgebiet bestand in ziemlich undulirtem Terrain mit
zwischen Hügeln eingebetteten Sumpfbhälern und war von zahlreichen
, theils rieselnden, theils stagnirenden Waldbächen durchzogen.
Ueberall war Wasser in Hülle und Fülle vorhanden.
Hügel und Thäler waren fast ohne Ausnahme mit-dichtem,
hohem Urwald bedeckt und die Vegetation infolge der vorzüglichen
Bewässerung ungemein üppig.
Je besser wir uns auf den vielfach verschlungenen Waldpfaden
zurechtfanden, desto weiter dehnten wir auch unsere Excursionen
aus, desto mannigfaltiger und reicher wurde unsere Jagdbeute.
Wir durchstreiften nicht nur die Gegend am rechten Ufer des
Flusses, sondern besuchten auch die mehr hügeligen Waldgebiete
am linken Ufer, obwohl die Bewohner von Bavia uns wiederholt
die Pessy-Neger, denen das linke Ufergebiet gehört, als verräthe-
rische, lügnerische und raubsüchtige Leute schilderten. Auch
suchte ich auf zahlreichen Wasserfahrten im Canoe, das ich
von Zoru Dubbah für die Dauer unseres dortigen Aufenthalts
gemiethet hatte, mit unsäglicher Mühe, wenn auch vergeblich,
das Labyrinth von waldbedeckten Fels- und Schwemminseln unterhalb
des nächsten Wasserfalls nach Flusspferden (Eippopotamus
liberiensis) und Lamentinen (Manatus senegalensis) ab.
Bei der ersten dieser mühsamen Fahrten unterhalb des mehrgenannten
Wasserfalls zog ich mir das erste Fieber zu. Ich
hatte schon früher mehrmals die meist kahlen, theils auch mit
etwas Gesträuch bewachsenen Felseninseln oberhalb des Wasserfalls,
gerade gegenüber unserer Station, abgesucht, die von
zahlreichen Giarolen — der sehr seltenen G-lareola megapoda Gray
— bewohnt wurden. Man hatte uns erzählt, dass das kleine liberianische
Flusspferd in dieser Gegend angetroffen werde, ohne
dass es uns bisher gelungen wäre, auch nur dessen Spuren
aufzufinden. Da nun die dichte, verfilzte und weit über das Wasser
hinaushängende Ufervegetation dem Jäger nur selten gestattet,
vom Ufer aus den Fluss zu übersehen, so entschloss ich mich,
wenn möglich den Wasserfall hinunter an dessen Fuss zu gelangen
und dann die stromabwärts liegenden Inseln nach-Flusspferden
abzusuchen. Weil aber das verfügbare Canoe sehr klein war,
konnte ich nur einen einzigen boy als Ruderer mitnehmen. Einige
'Stangen, eine lange, starke Liane als Leine und ein schweres,
in Lianen 'eingeflochtenes Felsstück als Anker sollten uns bei
diesem Versuche behülflich sein. Es schien jedoch wegen der raschen
Strömung nicht gerathen, zu nahe an den Rand des Falles hinun