er nicht augenblicklich Stillstände. Die Last wurde nun aufs
Neue in den Tragkorb gebunden, ihm auf den Rücken gehängt
und der Marsch dann fortgesetzt. Noch zweimal versuchte er,
auf dem Wege auszureissen, doch blieb er jedesmal beim Anblick
meines Revolvers stehen und bat mich fussfällig und mit rührenden
Worten um Gnade und Yerzeihung. Ich wusste überhaupt auf
der ganzen Reise nie recht, ob ich es mit einem Narren oder
einem Spassmacher zu thun hätte, denn auf seine flehentlichsten
Bitten um Erleichterung seiner Last und auf die heiligsten
Betheuerungen, dass er diese keinen Schritt mehr weiter trage,
folgte oft urplötzlich ein roher Scherz, der sowohl ihm selbst
als seinen Begleitern ein lautes Gelächter entlockte. Sein Lendentuch
trug er während des ganzen Marsches zusammengefaltet
auf dem Rücken, wo es ihm, um den Druck des Tragkorbes zu
mildem, als Kissen diente; doch pflückte er beim Passiren eines
bewohnten Ortes jedesmal einige grosse_ Baumblätter, womit er
wie mit einem Fächer seine Blösse bedeckte.
In Baputu wieder angelangt, fand ich das Schnauzenstück des
Flusspferdes nicht mehr vor; man hatte dasselbe mittlerweile
zerschlagen, um die Zähne als Schmuckgegenstände zu verwenden.
Bei eintretender Dunkelheit erreichten wir Bojeh, wo ich meinen
widerspenstigen Riesen mit einigen am Feuer gerösteten Cassaven
in einen Schlafraum des erwähnten Hauses einsperrte und erst
am ändern Morgen bei der Weiterreise wieder herausliess. Ich
legte mich in der Yorhalle des Hauses zum Schlafen hin, doch da
keine Decke zu bekommen war, so begann es mich bald zu frieren
und ich war genöthigt, mich in den Wohnraum des Hauses zurückzuziehen,
wo mir für den Rest der Nacht der harte Thonboden
neben dem glimmenden Herdfeuer als Lagerstätte diente. Da
der Träger aus Yenneh nicht zu überreden war, weiter mitzugehen,
so deponirte ich auch seine Last mit dem Palmöl bei
dem Häuptling von Bojeh. Auch dieser konnte mir keine Träger
liefern, da alle seine Leute auf den Reisfarmen beschäftigt waren.
Ohne weitere Abenteuer kamen wir gegen Mittag wieder auf
unserer Station an, woselbst der Riese den nicht vorausbezahlten
Rest seines Lohnes erhielt. Er hatte sich während der Nacht in
seinem Kerker offenbar bekehrt, denn auf dem Wege nach Hause
bat er mich wiederholt, ihn in meine Dienste zu nehmen, er sei
zufrieden, wenn er auch nur die Kost verdiene. Der Mann hatte
aber während der Reise einen so beneidenswerthen Appetit gezeigt,
dass mir schon bei dem blossen Gedanken an solch einen Kostgänger
angst und bange wurde. Als wir indessen eben auf der
Station angekommen waren und ich ihm etwas zu essen reichen
lassen wollte, war und blieb er verschwunden; er hatte nicht
einmal das. Taschenmesser mitgenommen, welches ich ihm als
Extrazulage zu seinem Lohne gegeben hatte.
Schon am ändern Tage musste sowohl Sa l a als ich wegen
Fieber zu Hause bleiben, und da dasselbe dem Chinin nicht
weichen wallte und die nachfolgende Schwäche uns das Ausgehen
unmöglich machte, so lebten wir allein von Kassaven und Palmöl.
Auch wurde' ab und zu eine meiner mitgebrachten Bananen
reif, die dann als Leckerei verspeist Wurde. Unsere boys, die
während dieser Zeit keine feste Beschäftigung hatten, trieben
sieh mit Tauschartikeln in der Gegend umher, um irgendwo ein
Hühnchen oder sonst etwas Geniessbares dafür aufzutreiben, doch
es war nichts zu bekommen. Eines schönen Tages aber hatten
sie ein Nest mit wilden Bienen entdeckt und gieügen nun aus,
dieselben ihres Honigs zu berauben, zu welchem Zwecke sie
einige lange Fackeln aus gespaltenen Palmblattrippen mitnahmen.
Der Eine kletterte dann den Stamm hinauf, in dessen ziemlich
hoch gelegener Höhlung sich das Nest befand, und wurde bei
dieser Arbeit von den ausschwärmenden Bienen wüthend angefallen.
Er führte jedoch zu seinem Schutze in der Linken eine
brennende Fackel mit, die er kaltblütig vor die Oeffhung hielt,
während sein Kamerad den Baumstamm mit einem derben Knüppel
bearbeitete. Schliesslich war der ganze Schwerm theils hingemordet,
theils durch den Rauch betäubt. Der Honig wurde mit
den Zellen und der jungen Brut, welche Letztere für die dortigen
Neger ein Leckerbissen ist, herausgeholt und in einem Eimer
nach Hause gebracht. Eine ähnliche Plünderung wurde am nächsten
Tage, auf einer ändern Stelle vorgenommen, so dass wir nun
einen ganzen Eimer voll ausgepressten Honig hatten. Um denselben
vor den zahllosen Ameisen zu schützen, hingen wir ihn
mittelst einer Hundekette, die wir vorher mit einem in Petroleum