in der Nähe der Mündung des St. Paul’s River fuhrt (siehe
Karte). Einige hundert Schritte westlich von dieser Stadt kreuzen
sich zwei bedeutende, gut unterhaltene Wege, wie ich sie bisher
im Innern nirgends angetroffen. Der bessere derselben führt, von
Vanswah kommend, in nordwestlicher Richtung nach Boporo,
das man über Bombommo, eine ansehnliche und zugleich die
letzte Golahstadt, in anderthalb Tagen auf meist guten, durch
offene Gegend führenden Wegen erreicht.' Diese bedeutende Handelsstrasse
wird durch die an dem Transithandel betheiligten Negerfürsten
einem alten Vertrage gemäss in einer Breite von 2 M.
Hänsergruppe in Bojeh.
offen gehalten und gereinigt. Der andere Weg führt in südwestlicher
Richtung über Baputu und Bommo nach Sublum und von
dort nach Grand Cape Mount.
Diesem letzteren, weniger gut unterhaltenen, aber immerhin
sehr wohl passirbaren Wege folgend, kamen wir durch kleine
Waldgebiete in eine weite, offene Gegend, die früher augenscheinlich
stark bevölkert, nun aber durch Krieg gänzlich verwüstet
war, so dass sich an der Stelle einer ehemaligen Stadt
nur noch einige elende Hütten befanden. Auch hier war der
Hunger eingezogen. Die grossen Reispflanzungen waren bereits
wieder verwildert und die zahlreichen Oelpalmen allesammt zur
Gewinnung von Palmkohl ihrer Kronen beraubt, so dass sie einen
traurigen Eindruck machten. Unter einem elenden Schuppen
fanden wir ein Häuflein abgemagerter Leute um ein Feuer niedergekauert
, auf dem ein eiserner Kochtopf mit terra (Batatenblättern)
stand. Auf meine Frage, ob sie nichts Anderes zu essen hätten,
wiesen die Leute auf ihre eingefallenen, dünnen Bäuche, klappten
die mageren Hände zusammen, was einer verneinenden Antwort
gleichkam, und schauten mich mit trübseligen Gesichtern an. Es
war mir nicht möglich, das traurige Bild lange zu betrachten,
und da ich den armen Menschen nicht helfen konnte, so wandte
ich mich um und gieng meines Weges.
Nach einer Stunde weitern Marsches erreichten wir Bap u tu ,
eine andere Golahstadt mit etwa 15 ärmlich aussehenden Hütten.
Hier waren sämmtliche Einwohner beschäftigt, das Fleisch eines
liberianischen Flusspferdes zu räuchern, das ein glücklicher Jäger
den Tag zuvor getödtet hatte. Es war für mich ein betrübender
Anblick, das seltene Thier zerstückelt auf den Rauchhürden
dieser Leute zu finden. Von dem ganzen Exemplare war für
mich nichts mehr zu retten. Ohnb das Thier zuvor abzuhäuten,
hatte man es in Streifen zerschnitten, und was nicht sofort aufgegessen
wurde, auf fünf oder sechs über grossen Feuern hangende
Holzgitter zum Trocknen hingelegt. Sogar die Markknochen hatte
man zerschlagen, und den Kopf der Länge und Quere nach in
vier Theile gespalten, um sich des Gehirns zu bemächtigen, sowie
den Knochen durch Abkochen den letzten Gehalt an Nahrung
zu entziehen. Des sehr interessanten Gebisses wegen kaufte ich
den Leuten die eine noch erhältliche Vorderhälfte des Oberkiefers
ab und liess sie bis zu meiner Rückkunft für mich aufbewahren,
um sie alsdann gegen Bezahlung in Empfang zu nehmen. Auch
an diesem Orte hatte der Hunger Einkehr gehalten, und ich
konnte weder etwas von dem halbgedörrten Fleische, noch irgendwelche
andere Lebensmittel bekommen, so dass wir nach kurzer
Rast die Reise wieder fortsetzten.
Nach abermals anderthalb Stunden Marschirens durch eine wald