beschloss ich kurz nach dem Tode meines Gefährten, einen schon
früher geplanten Jagdzug nach dem Hinterlande des Fisherman
Lake zu unternehmen. Schon in Buluma hatten wir nämlich
aus dem Innern zahlreiche Berichte über das Yorkommen von
seltenen Thieren erhalten, die wir früher lange vergeblich gesucht.
Auch hatte ich vernommen, dass in letzter Zeit dort zahlreiche
baboons (Chimpansen) sich aufhalten sollten.
Als ich jedoch kaum einige Tage im Inlande war, stellte sich
Fieber bei mir ein und mahnte zur Vorsicht, und der viele
Regen und hohe Wasserstand trugen das Ihrige dazu bei, diesen
Jagdzug über alles Erwarten unergiebig zu machen.
Den 16. Juni trat ich, auf 14 Tage mit allem Notlügen
ausgerüstet, und begleitet von dem Liberianer Dr. J. J. Robeets,
meinem rothbärtigen Jäger Jackson Demeey und einigen Bedienten,
die Reise an. Wir fuhren in einem 30' langen, 4' breiten und
3' tiefen, aus einem riesigen Bombaxstamme gehöhlten und mit
zwei Masten versehenen Canoe den Pi s su (Fisherman Lake) bis
nahe an unsere vormalige Station Bendoo hinauf und bogen dann
in den weiten, nördlichen Seebusen ein. Mit vollen Segeln scharf
vor dem Winde haltend, erreichten wir schon früh das obere
Ende dieser breiten, inselreichen Bucht und fuhren in den hier
ausmündenden, sehr tiefen, aber kaum 50 Schritte breiten Morü
River hinein. Ungefähr eine mile flussaufwärts landeten wir am
linken Ufer und besuchten den kleinen, mit einem doppelten
Palissadenzaun umzogenen Negerplatz Toöcorö, der zwischen
Wald und Bananenbüschen halb verborgen, auf dem Rande des
Hügelrückens lag, welcher das bei Bendoo in den See hinausragende
Vorgebirge bildet. Toöcoro ist eine sogenannte Sklavenstadt
(Dschong-sandscha), die einem halbcivilisirten, eingebornen
Häuptling, Mr. Cole , gehört. Sämmtliche Einwohner dieser „Stadt”
sind Sklaven und liegen unter Aufsicht eines von Mr. Cole’s freien
Unterthanen dem Landbau und der Produktion von Palmöl ob.
Nach kurzem Aufenthalte fuhren wir weiter flussaufwärts. Die
Uferlandschaft bestand zunächst grösstentheils aus hohen und
dichten Mangrovewäldern. Diese Letztem machten weiter hinauf
herrlichen Weinpalmen Platz, welche, obschon fast stammlos, ihre
bis 30' langen, beinahe aus der Erde emporgeschossenen, langgeflederten
Blätter schattenspendend weit über das Wasser hinauswölbten.
Hinter diesem dichtbewachsenen Ufersaume bildeten
grosse Wälder von Oelpalmen, abwechselnd mit ausgedehnten
Reisfarmen, zu beiden Seiten die Landschaft. Noch nie zuvor
hatte ich solch grosse Palmenbestände angetroffen, und der Anblick
dieser in Massen vereinigten Kinder der Tropen bot einen überraschend
schönen Anblick dar. Obwohl ich schon vorher Palmen
genug gesehen, fand ich sie doch stets vereinzelt und als geringen
Bestandtheil der gemischten Wälder dieser Gegenden vor. Der
Anblick ausgedehnter Palmenwälder aber mit den schuppigen,
schlanken, bis 100 Fuss langen, überall gleich dicken Stämmen
und den oben drauf sitzenden Federbusch-ähnlichen Wedelkronen,
meist ohne alle Beimischung von ändern Bäumen, stellenweise
sogar ganz frei von allem Unterholz: dieser Anblick war nur
neu, und es kam mir vor, als ob ich in einen riesigen, gothischen
Dom hineinblicke, wo Pfeiler an Pfeiler sich reiht, überwölbt
von Spitzbogen und kühn geschwungenen Kuppeln. An den
Ufern sah man hie und da, einem alten, knorrigen Baumstamm
ähnlich, ein Krokodil halb aus dem Wasser emporragen, das
jedoch bei unserer Annäherung langsam, fast unmerklich und
lautlos ins Wasser zurückglitt. In den Kronen der Palmen trompeteten
mit lauten Nasentönen zwei Arten grösser Nashornvögel
, Buceros atratus und B. elatus, und auf vom Ufer über das
Wasser hinausgestürzten Baumstämmen sassen in träger Stellung,
auf Fische lauernd, farbenprächtige Eisvögel, Mangrovereiher
(Ardea gularis), Comorane und Schlangenhalsvögel mit
S-förmig eingezogenem Halse.
Nachdem wir gegen 6 miles, meist in nördlicher Richtung,
flussaufwärts gefahren, bogen wir östlich in ein Nebenflüsschen
des Morfi River, den sogenannten J apa c a Creek ab. Dieser
stellenweise sehr enge und raschfliessende Waldbach führte durch
gemischte Wälder hin, deren weitästige Baumkronen sich über
dem Wasser zusammenwölbten und vor den sengenden Strahlen
der senkrecht über uns stehenden Sonne vortrefflichen Schutz
gewährten. Die Segel waren schon längst heruntergeholt, und
neun stämmige Schwarze liessen nun unter kräftigen Ruderschlägen
ihre monotonen Gesänge ertönen. Der Chef (headman)