unter einen umgestürzten, halbverfaulten Baumstamm gekrochen.
Der Platz, an dem dieselbe zuerst gesehen wurde, war deutlich
zu erkennen und sah aus, als ob ein Baumstämmchen im Grase
gelegen hätte. Ich war nun überzeugt, dass der Neger nicht
übertrieben hatte und überlegte einen Augenblick, ob ich es
wohl ohne Schusswaffe wagen dürfe, das Thier aus seinem Schlupfwinkel
hervorzutreiben. Nach der Grösse des Eindruckes im Grase
zu urtheilen, konnte die Schlange unmöglich zu den giftigen
gehören,' da dieselben niemals so gross werden, sondern sie
musste unzweifelhaft eine der in Westafrika vorkommenden
und dem Geschlechte der Pythons angehörenden Riesenschlangen
sein. Dieser Umstand ermuthigte mich, auch ohne Gewehr den
Angriff zu wagen. Neben der Lagerstätte der Schlange lagen im
Grase in zwei grossen Klumpen etwa 70 orangengrosse Eier, die
das Thier jedenfalls vor Kurzem gelegt hatte. Dieselben hatten
eine weisse, pergamentartige Haut und waren fest aneinandergeklebt
und so zusammengepresst, dass jedes einzelne Ei nicht
mehr rund war, sondern lauter sechseckige Flächen zeigte.
An den genannten Baumstamm gekommen, sah ich gleich,
dass die Schlange an dem einen Ende hineingekrochen war und
sich in der Höhlung immöglich umdrehen konnte. Es war dies
offenbar ihr Schlupfwinkel-, mit zwei Oeffnungen, um an dem
einen Ende hinein und am ändern wieder herauszukriechen.
Nachdem ich die Ausgangsöffnung gefunden, hielt ich, daneben
niederknieend, die Zange geöffnet davor, worauf meine zahlreichen
Begleiter, alle bis an die Zähne bewaffnet, mit ihren langen
Schwertern unter ohrzerreissendem Gebrüll, als wollten sie sich
auf diese Weise Muth einflössen, am hintern Ende in den Stamm
zu stochern begannen. Plötzlich hörte ich neben mir ein heftiges
Pfauchen und Zischen; eine lange Gabelzunge zeigte sich in der
Oeffhung, und mit einem gewaltigen Rucke schnellte der dicke
Kopf des geplagten Thieres aus dem Loche hervor. Im nämlichen
Augenblick stoben auch meine sämmtlichen todesmuthigen
Gehülfen nach allen Richtungen auseinander und kamen erst
auf respektable. Entfernung wieder zum Stehen, von wo aus sie
angstvoll der Dinge harrten, die da kommen sollten. Ich aber
hatte, sobald die Schlange den Kopf hervorstreckte, ihr Genick
in die Zange eingeklemmt, schob den Ring mit aller Kraft an
und kniete daun mit dem vollen Gewichte meines Körpers auf
das starke Instrument, um das Thier vorerst am weitern Hervorkriechen
zu verhindern. Dieses arbeitete mit wahrer Riesenkraft,
so dass ihm der Schaum vor dem Maule stand, doch vergeblich.
Nun ergriff ich das neben mir stehende Cyankaliumglas und
schob dasselbe der Schlange über die Schnauze, um sie durch
das verdunstende Gift zu tödten oder wenigstens zu betäuben.
ftnma.lig wurde sie ruhiger und lag da wie todt. Einige Neger,
die sich von ihrem Schrecken wieder erholt hatten, kamen nun
mit einer langen Liane herbei und legten der Schlange eine
solide Schlinge um den Hals. Unterdessen war das Thier wieder
zum Bewusstsein gekommen, und ehe ich noch die Zange
losmachen konnte, arbeitete es sich mit einigen gewaltigen
Bogenstössen aus der Höhle heraus. Aber aller Widerstand
war nun zu spät. Im Umsehen war der Strick fest angezogen,
einige der Leute hatten sich als Vorspann an die Liane gemacht
und rannten nun in fliegender Eile den schmalen Waldpfad
entlang nach unserer Station, so dass der Schlange keine Zeit
gelassen wurde, sich aufzurollen oder irgendwo sich festzuklammern.
Die übrigen Neger rannten schreiend neben- und hintenher
und hieben mit ihren Säbeln dergestalt auf das wehrlose Thier
ein, dass dasselbe, als ich selbst eine Weile nach dem Zuge
ermattet auf der Station eintraf, ganz zerschunden und zerhauen
aussah und nur durch einige Zuckungen verrieth, dass das zähe
Leben noch nicht gänzlich erloschen war.
Wie ich vermuthet hatte, war es Python sebae, aber von
einer Grösse, wie ich sie nachher nie wieder angetroffen. Sie
war volle 14' lang und stark dick. Da das Thier in diesem
traurigen Zustande für unsere Sammlung keinen'Werth hatte,
so überliess ich es den mich begleitenden Negern, die es sofort
in grosse Scheiben zerschnitten und diese, nachdem ich ein schönes
Stück für unsere Tafel ausgewählt, nach Hause trugen. Das
zarte, weisse Fleisch der Schlange, die in Liberia fälschlich
Boa constrictor genannt wird, gilt nämlich bei den Eingebornen
allgemein als grösser Leckerbissen, und die Probe, die wir mit
meinem Antheil machten, hat jene Meinung vollkommen bestätigt,