Wehen des Landwindes, deutlich hörbar und klingt wie ferne
Donnerschläge und Kanonenschüsse herüber.
Jedei liberianische Ansiedler hat ein grosses Grundstück, das
mit einem Zaun von Holzpflöcken und dornigem, galvanisirtem
Drahtgeflecht (fence-wire) umzogen ist, und auf diesem Grundstück
steht seine Wohnung, meist ein Holzhaus mit Plankenwänden
und Schindeldach. Dies ist der Grund, warum die Niederlassung
sehr weitläufig angelegt ist. Das ganze Gebiet der
Gemeinde ist geometrisch eingetheilt, und die, wo es möglich
ist, geradlinigen und breiten Wege sind ziemlich gut unterhalten.
Es befinden sich daselbst zwei Kirchen, die eine für die Baptisten,
die andere für die Methodisten, und einfache Farmer treten dort
an Sonn- und Festtagen als Geistliche auf. Auch eine Schule hat
diese Gemeinde, mit einem gut geschulten Eingebornen als Lehrer.
Kaffeebau ist, neben dem Anbau von Lebensmitteln, vorzüglich
| Kassaven und Bataten, der einzige Kulturzweig, dem die
Ansiedler obliegen. Das hügelige Terrain ist dazu ganz besonders
geeignet, doch dürften im Allgemeinen die Pflanzungen mit etwas
mehr Sorgfalt unterhalten werden.
Der Junk Biver ist die einzige Yerkehrsstrasse, die Schieffelins-
vffie mit der Aussenwelt, d.h. mit Marshall einer- und Monrovia
andererseits, verbindet. Letzteres kann bequem in einem Tage
erreicht werden, indem man den Junk River bis an eine breite
Grassteppe oder Savane hinauffährt, die diesen Fluss vom Mes-
surado River trennt. Die etwa anderthalb Stunden breite Fläche,
das sogenannte Oldfield, überschreitend, gelangt man an das
obere Ende des Messurado River, woselbst man für ein oder
zwei Shilling den Tag ein Canoe miethen kann, um diesen
letztem Fluss hinunter nach Monrovia zu fahren.
Wenn man gute Ruderer hat und die Fahrt so einrichtet,
dass man mit voller Fluth, die sich bis Oldfield hinauf merkbar
macht, den Junk hinauf- und bei eintretender Ebbe den Messurado
River hinunterfährt, kann man den ganzen Weg in 6 - 7 Stunden
zurücklegen.
Das ganze, weite Ufergebiet des Junk- und auch des etwa
200 ■ Schritte oberhalb unserer Station mit ihm sich vereinigenden
untern Du Queah River ist sumpfig und von zahlreichen Creeks
durchzögen, von denen jedoch nur wenige fahrbar sind. Aus
diesem ausgedehnten Sumpfgebiet erheben sich aber einzelne, zum
Theil bis 300' hohe Hügelrücken, z. B. der sogenannte Sharp’s
Hill, etwas unterhalb Schieffelinsville am rechten Flussufer.
Diese Hügel sind dicht bewaldet und beherbergen zahlreiche
Antilopen, Büffel und Wildschweine.
Unser Haus war durch einen schmalen Streifen von Mangrovesumpf
vom Flusse getrennt, der uns jede Aussicht auf den
letztem benahm. Ein kleiner, durch diesen Gürtel führender
Creek, der sich beinahe bis an unser Haus erstreckte, büdete
zur Fluthzeit einen geeigneten Zugang zum Flusse, war aber
zur Ebbezeit eine schwarze Schlammasse, auf der zahlreiche
Krabben (G-dasimus perlatus und Sesarma büttikoferi) herumspazierten.
Dass unter solchen Umständen unsere Station eine
ungesunde Lage hatte, ist selbstverständlich. Glücklicherweise
hatten wir jedoch in einer Schlucht des Höhenzuges vorzügliches
Quellwasser.
Die Niederlassung wurde durch den frühem, sehr verdienstlichen
Präsidenten der Republik, Mr. W a r n er , gegründet und
hiess erst W a r n e r s v i l l e . Noch jetzt wohnen zwei Söhne des
Gründers hier.
Yor etwa 10 Jahren bot ein amerikanischer Liberianerfreund,
Mr. H enry M. H. Moünsell S chieffelin in New York, der schon
früher bedeutende Opfer zur Hebung liberianischer Zustände
gebracht und unter anderm auch die Mittel zu Anderson’s erster
Reise nach Mussardu hergegeben hatte, einer beliebigen liberianischen
Gemeinde, die sich nach ihm nennen wolle, seine
Unterstützung an. Dazu meldete sich Warnersville, und der Ort
hat es seither nie zu bereuen gehabt. Mr. S chieffelin verschaffte
dieser Gemeinde erst die Mittel, um brauchbare Wege anzulegen,
liess eine Kirche bauen, sandte eine Kirchenglocke und vor ein
paar Jahren sogar eine Orgel, die, weil Niemand dort die Kunst
des Orgelspiels versteht, noch immer in Monrovia auf den
Transport nach ihrem Bestimmungsorte wartet. Jeder Farmer
erhielt genügende Mengen von galvanisirtem Eisendraht (fence-wire)
um sein Gehöft einzufriedigen, sowie Aexte und Landbaugeräthe,
um die Pflanzungen unterhalten und erweitern zu können. Sogar