hatte, von Monrovia ab. Nebst der aus sieben kräftigen Krunegern
bestehenden Bemannung des Bootes fuhren zwei meiner von
Robertsport mftgebrachten Diener mit, und ausserdem war
das Boot mit Kisten und Fässern schwer beladen. Beim Ausfahren
kaufte ich von Fischerleuten für drei Dollars eine grosse, grüne
Schildkröte (GheLonia viridis), die man gerade gefangen hatte,
und nahm dieselbe mit, um der Mannschaft die Kost etwas zu verbessern.
Nur langsam kamen wir um das Cap Messurado herum,
und da ich früher zur See nie östlicher als bis Monrovia gelangt
war, so machte es mir besonderes Vergnügen, das Vorgebirge mit
seinen sanft nach Südwesten abfallenden, von der Abendsonne
beschienenen Abhängen und vorspringenden Felsköpfen mit Müsse
betrachten zu können. Gegen Dunkelwerden hielten wir etwas
mehr von der Küste ab, doch nirgends so weit, dass wir das
Tosen der Brandung nicht mehr hätten., hören können. In der
Nacht überfiel uns ein Tornado mit furchtbarem Sturzregen,
so dass wir vor Anker gehen mussten, um,nicht entweder an
die Küste geworfen oder auf die hohe See hinausgetrieben zu
werden. Nachher aber stellte sich der in der Regel von abends
elf bis morgens 10 Uhr, wehende Landwind ein,, der uns ziemlich
rasch dem Ziele näher brachte. Von erquickendem Schlafe
konnte natürlich keine Rede sein, denn die neben und über
einander gesetzten Kisten, auf die ich mich. auszustrecken versuchte,
waren nass und ebenso die mitgenommenen Tücher..
Den Befehl über das Boot führt stets ein Kruneger,. der'es
durch seine nautischen- Kenntnisse, soweit sie auf dergleichen
Fahrten erforderlich sind, sowie -durch seine genaue Vertrautheit
mit Küste, Vorgebirgen, Flussmündungen, Untiefen und unter
Wasser verborgenen Klippen so weit gebracht hat, dass ihm die
Führung eines Küstenbootes anvertraut wird. Solch ein Befehlshaber
hat den Titel „headman” (Hauptmann), doch an Bord selbst thut
man ihm den Gefallen, ihn mit captain anzureden. In kritischen
Fällen, besonders heim Passiren der zeitweise sehr gefährlichen
Brandung, sitzt der headman stets selbst am Steuer und vertraut
dasselbe seinen Untergebenen nur an, wenn durchaus keine
Gefahr zu befürchten ist. Solch ein headman trägt eine sehr grosse
Verantwortlichkeit nicht nur für das ihm anvertraute Boot,
welches, wenn in gutem Zustande, einen Werth von 400—500
Dollars repräsentirt, sowie für die Fracht,'sondern auch für das
Leben seiner Mannschaft. Die grössten Gefahren bei solchen
Bootreisen bieten die besonders im Früh- und Spätjahr häufigen
Tornados (Drehstürme), welche, wenn sie ein unter Segel stehendes
Boot überraschen, dasselbe in den meisten. Fällen um-
werfen, sowie die Brandung, die an gewissen Küstenplätzen
geradezu berüchtigt geworden ist, und die oft dermaassen
wüthet, dass selbst der gewiegteste headman oft tagelang es
nicht wagt, mit seinem Boote hindurehzugehen. Ein richtiger
headman ist stolz auf die glücklichen Fahrten, die er -gemacht,
und es ist schon vorgekommen, dass ein solcher, der nach jahrelangen
glücklichen Fahrten einmal in der Brandung ein Boot
verlor, - aus -Gram sofort sein Amt niederlegte und wieder als
gewöhnlicher Krumahn fahren wollte. Fast jeder Dampfer, jedes
Segelschiff bringt neue Boote aus Europa mit, und dessenungeachtet
ist die Nachfrage fast immer grösser als das Angebot,.
weil dieselben, so stark sie auch sein mögen, unglaublich viel
zu leiden haben und gar oft gänzlich zu Grunde gehen. Unter
einem zufälligen Zusammentreffen von ungünstigen Umständen
kann die Brandung vor jedem Küstenplatze gefährlich werden,
besonders in der Regenzeit; doch sind die Barren von Robertsport
und Monrovia als die unschuldigsten, diejenigen von Little Cape
Mount-, Junk, St. John und der meisten Küstenplätze unterhalb
Grand Bassa als mehr oder weniger gefährlich bekannt.
Bleibt es längere Zeit windstill, so wird wohl auch gerudert,
und zwar mit. langen. schweren Riemen, doch ist dies bei den
grossen Abständen, die solch ein Boot meist zurückzulegen hat, eine
recht mühsame, langweilige und zudem wenig fordernde Arbeit,
der sich die Bemannung (boats-crew) nur mit Widerwillen unterzieht.
In einem offenen Segelboote lange still zu liegen, ist höchst
unangenehm; aber eine wahre Marter wird es, wenn die heisse
Mittagssonne am Himmel steht , kein Wölkchen einigen Schatten
spendet, auch nicht der leiseste Windhauch Erquickung bringt
und nur eine schwache Dünung das Boot langsam auf- und
niederschaukeln lässt. Doppelt angenehm 4st daher die Reise,
wenn ein günstiger Wind das grosse Segel bläht, so dass das