Wellenlinien auf- und untertauchend, so dass sie mit Recht mit
einer Herde davonrennender Schweine verglichen werden können.
Daher denn auch der deutsche Name Meerschwein, aus dem
offenbar der französische Name marsouin entstanden ist, während
die holländischen Seeleute jeden Trupp dieser stets gesellig lebenden
Thiere als Einheit auffassen und ihn „de boer met zijn varkens”
(der Bauer mit seinen Schweinen) nennen. Spielend und einander
neckend kamen sie bis unter den Bugspriet heran und schlugen
die possierlichsten Purzelbäume, indem sie sich bis zwei. Meter
hoch über das Wasser emporschnellten und kopfüber oder auf
die Seite wieder in dasselbe zurückfielen. Gewaltige Haie wurden
unsere tägüchen Begleiter, ebenso auch zwei Arten Thunfische
von bedeutender. Grösse: der „Bonito” (Thynnus pelamys L.) und
der „Albocor” (Thynmis albacora L owe), die mit erstaunlicher
Beharrlichkeit dicht vor und neben dem Schiffe herschwammen,
obschon gelegentlich einer an die Angel kam und uns, unter
conYulsivisehem Zittern an Deck hegend, durch sein herrliches
Farbenspiel erfreute. Fliegende Fische schnurrten bei Tausenden
gleich Heuschreckenschwärmen an uns vorüber, wobei sie sich
bis zu 6 M. über das Wasser erhoben und nach kurzem Fluge
wieder einfielen. Einmal begann plötzlich neben uns das Wasser
zu brodeln und zu kochen, als ob in der Tiefe der See
ein vulkanischer Ausbruch stattgefunden hätte. Ein träger Hai
hatte sich nämlich zwischen eine Schaar von Fischen hineingeschlichen
und happte und würgte nun rechts und links, dass
die armen Opfer sich nicht zu retten wussten, in panischem
Schrecken wie toll durcheinanderrannten, hoch aufsprangen und
das Wasser zu Schaum peitschten. Sehr interessant war mir
auch der Ruf der Sturmvögel, der viel an das kreischende
Geschwätz unseres grossen Rohrsängers (Acrocephalus turdoides)
erinnert und der jeweilen in der Abenddämmerung gehört wurde.
Diese Yögel schaarten sich gegen Abend alle (7—10 Exemplare)
dicht zusammen, wahrscheinlich, um in Gesellschaft auf dem
Wasser sitzend die Nacht durchzubringen.
Nach langem Kreuzen erreichten wir am 23. Dezember endlich
den langersehnten Nordostpassat, der-uns nun rascher und gleich-
mässiger vorwärtsbringen sollte. Dieser Wind weht mit ziemlicher
Regelmässigkeit das ganze Jahr durch, doch ist er abhängig
von dem Stande der Sonne und daher von den Jahreszeiten.
Während er im Sommer, wenn die Sonne auf dem Wendekreise
des Krebses steht, schon bei Madeira beginnt, kann man ihn
zur Zeit des kürzesten Tages erst in der Nähe der capverdi-
schen Inseln erwarten. Infolgedessen sind denn auch die Reisen
nach dem Süden mit Segelschiff im Sommer bedeutend kürzer,
als im Winter., da dieser Wind, soweit er seinen Einfluss geltend
macht, ein sicheres Yorwärtskommen ermöglicht. Dieser Passat
ist auch die Ursache, dass die Segelschiffe auf ihrer Rückreise
nicht dieselbe kürzeste Route einschlagen können, sondern
diese Region umgehen müssen, wodurch die Reisezeit bedeutend
verlängert wird. Die Rückreise von Monrovia wird durchschnittlich
auf 60 Tage, die Hinreise dagegen bloss auf 42 Tage berechnet.
Die schnellste Hinreise, die ein Schiff der Firma Müller
je gemacht, erforderte bloss 27, die schnellste Rückreise 42 Tage,
während die WoERMAimschen Dampfboote den Abstand zwischen
Hamburg und Monrovia in 20 Tagen zurücklegen.
Während der immer länger werdenden milden Nächte leuchtete
die See wieder in ihrer ganzen Pracht, und an dem sich allmälig
verändernden Sternenhimmel erblickten wir am Yorabende vor
Weihnachten zum ersten Male das Sternbild des südlichen Kreuzes.
Am Weihnachtstage fuhren wir zwischen dem grünen Vorgebirge,
dem westlichsten Yorsprunge des afrikanischen Festlandes,
und den capverdischen Inseln durch, ohne Land zu sehen. Das
Wetter war prachtvoll und die Luft so lau, dass wir die halben
Nächte an Deck zubrachten , weil uns die Luft in den Kojen
allzu drückend wurde. Auf dieser Breite blieben die Sturmvögel
zurück, aber trotzdem hatten wir keinen Mangel an der verschiedenartigsten
Gesellschaft. Delphine, Haie und Lootsenfische
begleiteten uns nach wie vor, und während der schon anmerklich
länger gewordenen Nächte konzertirten aus Leibeskräften zwei
Heimchen, die durch die Sommerwärme aus ihrem Winterschlafe
geweckt worden waren. Tagelang sassen wir am Buge des Schiffes,
um die wie in tollem Uebermuth sich herumtummelnden Delphine
zu harpuniren, was uns indessen nicht gelingen wollte. Glücklicher
waren wir mit dem Fangen von Haien, obschon der Kapitän, wenn