Auch unter den Liberianern traf ich an diesem ersten Tage
schon zahlreiche alte Bekannte und wurde von allen Seiten
herzlich bewillkommt.
Da die Trockenzeit bereits angebrochen war, so hatten wir
keine Zeit zu verlieren und trafen schon am ersten Tage die
nöthigen Maassregeln, um unverweilt unsere Thätigkeit beginnen
zu können. Als erstes Jagd- und Untersuchungsterrain hatten
wir das Gebiet des Junk River und seiner Nebenflüsse, wo
Freund Stampfli schon während seiner ersten Reise eine Zeit lang
thätig gewesen war, ausersehen. Derselbe sollte nun so rasch
wie möglich über Land nach dem Junk River reisen und dort
an einer geeigneten Stelle ein Haus zu miethen suchen oder
anderweitige Maassregeln treffen, um uns in möglichst kurzer
Zeit eine passende Wohnung zu beschaffen. Inzwischen wollte
ich selbst noch einmal meine alten Jagdgebiete und Freunde in
Grand Cape Mount Wiedersehen und persönlich meinen alten
Jäger J ackson, der mir schon brieflich seine Dienste zugesagt
hatte, sowie einige durch Mt.W atson für mich gemiethete, junge
Vey-Leute nach unsern neuen Jagdgründen herüberholen.
Schon am folgenden Tage bot sich mir die Gelegenheit, mit
einem nach Robertsport gehenden Boote der deutschen Faktorei
mitzufahren. Frau Modderman war so liebenswürdig, mich für
die kurze Seereise reichlich mit Proviant zu versehen, und Herr
U l r ic h s , Angestellter der Woermann’schen Faktorei, richtete
mir das Hintertheil des Bootes so bequem wie möglich ein und
liess es mit einem aus Matten construirten Schutzdache gegen
Sonne und etwaigen Regen versehen.
Am 27. November, mittags gegen 12 Uhr, fuhren wir ab.
Die lange Sandbank, die, bei Monrovia beginnend und in nördlicher
Richtung verlaufend, früher sich dem Messurado River
vorgelagert und denselben gezwungen hatte, in einem weiten,
nördlichen Bogen seinen Ausgang in die See zu suchen, war
nun verschwunden, und wir konnten beinahe ohne Umweg ins
Meer gelangen. Yor einigen Jahren nämlich hatte der Fluss
die während der Regenzeit seinen Ablauf hindernde Sandbank
durchbrochen, und der plötzliche Abfluss seiner aufgestauten
Wassermassen war so gross, dass die starke Strömung eine
bedeutende Strecke seines rechten Ufers mitriss, die dort liegende
deutsche Krootown — so genannt, weil die Kruleute im Dienste
der deutschen Faktorei dort wohnten — vernichtete und deren
Bewohner zwang, sich weiter nordwärts an der Bucht anzusiedeln.
Mit einer angenehmen Seebrise segelnd, kamen wir während
der ersten Stunden rasch vorwärts und hofften bereits, noch am
Abend des nämlichen Tages Robertsport zu erreichen, als angesichts
des nahen Cape Mount Gebirges gegen Abend der Wind
sich legte und eine drückende Schwüle einen Tornado befürchten
liess. Dieser blieb nicht lange aus. Mit Einbruch der Nacht
erhob sich auf der Landseite mit wunderbarer Schnelle eine
schwarze Wand, und kaum fünf Minuten' später war der Himmel
auf dieser Seite mit einer schwarzen Wolkenmasse bedeckt.
Durch einige schwere Ruckwinde angekündigt, brach ein wüthender
Sturm los, der das leichte Schutzdach vom Boot herunterriss und
uns vor dem Anker, den wir inzwischen ausgeworfen hatten,
furchtbar hin- und herwarf, so dass wir das Aergste fürchten
mussten. Dabei prasselte ein gewaltiger Platzregen auf uns nieder,
füllte das Boot halb mit Wasser und durchnässte uns bis auf die
Haut. Hierauf hatten wir absolute Windstille, und nass wie
wir waren, fühlten wir uns so kalt, dass die sieben Krooboys,
welche die Bemannung des Bootes bildeten, genöthigt waren,
die Ruder zu ergreifen, um sich ein wenig erwärmen zu können,
denn selbstverständlich war durch den Regen auch das Feuer
in der grossen Sandkiste, das auf einer solchen Reise nie fehlt,
ausgegangen.
Erst um 10 Uhr am ändern Morgen, einem Sonntag, kamen
wir in Robertsport an, wo merkwürdiger Weise die früher
sehr lange Sandbank vor der Mündung des Cape Mount River
ebenfalls infolge eines Durchbruchs gänzlich verschwunden war.
Hier landeten wir vor dem Hause des Superintendenten, meines
alten Bekannten Mr. W a t son, der mich aufs freundlichste empfing.
Darauf begab ich mich nach der holländischen Faktorei
und wurde dort von deren Chef, Herrn H emminga, herzlich
willkommen geheissen.
Durch A rohey Demery, J ackson’s Sohn, welcher bei der
Landung zugegen war, erfuhr ich, dass sein Yater nicht mehr