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etwa 65 Jahre alt sein. Von ihm kaufte ich mein grösseres Canoe
zum billigen Preise von fünf Dollars; doch als ich ihm den Betrag
bezahlen wollte, erwiederte er, dass er augenblicklich nur eine
Kleinigkeit nöthig habe und den Rest bis auf Weiteres stehen
lassen wolle. Ein solches Benehmen, in Yerband mit einer Art
gentleman-artigem Auftreten, hatte ich bisher bei Eingebornen
nur selten angetroffen und suchte daher den Mann näher kennen
zu lernen. Es stellte sich bald heraus, dass er längere Zeit1 als
Koch auf einem englischen Boote gedient und schon viele Gegenden
der Westküste, besonders Sierra Leone und die Gegeüd
vom Gambia bis zum Senegal hinauf, besucht hatte. Die genaue
Kenntniss jener Gegenden verdankte er seiner Betheiligung an
dem bis vor dreissig Jahren lebhaft betriebenen Sklavenhandel,
aus dem er mir manche interessante Episode zu erzählen wusste.
Mit der Gegend von Sherbro bis Cape Mount hinunter war er
besonders gut vertraut und sprach Vey ebensogut wie Bassä und
Queah, seine Muttersprache1). Später scheint er sich auch in der
Gegend am St. Paul herumgetri'aben ku haben und wurde in den
sechsziger Jahren auf der Mühlenburg Mission zum Anlegen der
dortigen Plantagen engagirt. Er war sichtlich hoch erfreut, als
er hörte, dass Mr. Day ein guter Freund von mir sei, und bald
stellte sich heraus, dass ich auch zwei seiner Kinder, einen
Sohn und eine Tochter, kannte, die er während meines Aufenthalts
auf Mühlenburg Mission dort auf der Schule hatte, Claek
hielt ausserordentlich viel von Mr. und Mrs. Da y , die er oft
besuchte, und der Umstand, dass auch ich mit grösser Hochachtung
von Beiden sprach, war mehr als alles Andere geeignet,
mir seine besondere Zuneigung zu erwerben.
Mr. Clark war einer von der Leuten, die es sich zur Ehre
rechnen, mit Weissen auf freundschaftlichem Fusse zu stehen
und darüber gerne auch den höchstgestellten Liberianer vernachlässigen.
Er blieb auch nach den Feiertagen noch in Schieffelins-
ville, und da Freund Stampfli mit J ackson und einigen boys
einen mehrtägigen Jagdausflug machten, hatte ich in meinem
i) Br schien übrigens ein ausserordentliches Talent im Erlernen von
"Sprachen zu besitzen , denn ausser den genannten Negersprachen sprach er
noch die Kru-, Kosso-, Mandingo-, Q-olah- und Pessy-Sprache.
Hause Platz genug, um ihm auch Nachtquartier zu gewähren.
Er wollte dies erst nicht annehmen und stimmte erst zu, als
ich ihm sagte, dass er als der Freund meines Freundes auch
mein Freund sei und es bei mir nicht schlechter haben müsse,
als bei Mr. Da y . Dieses Argument imponirte ihm offenbar, und
er lud mich nun dringend ein, von hier, wo die Jagd doch
unergiebig sei, zu ihm an den Du Queah River hinaufzukommen
und dort sein Fremdling (Gast) zu sein. Als ich ihm die aus
Europa mitgebrachten, colorirten Abbildungen der seltenen, von
uns gesuchten Thiere zeigte, erkannte er sofort eine Anzahl
derselben und erklärte zu meiner grossen Freude, dass u. A. die
vielgesuchte Doria-Antilope, das kleine Flusspferd, sowie der
Chimpanse dort nicht selten seien und dass er alle Jäger seiner
Gegend aufrufen werde, um für mich zu jagen. Obschon ich
ihm noch keineswegs-vertraute und stets, wenn er auf mein
Haus zukam, alle Kisten verschloss und Sachen von Werth
ausserhalb seines Bereiches, hielt, liess ich ihn dies nicht merken
und behandelte ihn ganz als Gentleman, zum grossen Aerger
der Liberianer, die sich dadurch zurückgesetzt glaubten. Selbstverständlich
brannte ich vor Begierde, um möglichst bald jene
Waldgebiete besuchen und wieder ganz unter Naturmenschen
leben zu können, denn unter den liberianischen Hinterwäldlern
zu wohnen, die doch stets einigermaassen Karrikaturen von
Kulturmenschen bleiben, konnte mir nie auf längere Zeit behagen.
Um mich zu bewegen, zu ihm überzusiedeln, bot mir Clabk
das beste Haus in seiner Stadt an und versprach auch, mich
durch seine eigenen Leute abholen zu lassen. Etwas zögernd
scheinbar, aber innerlich mit grossem Vergnügen, gab ich endlich
seinem Drängen nach und versprach, am dritten Januar für
einige Wochen zu ihm zu kommen. Darauf reiste er ab, um
zu Hause alles zu meinem Empfange bereit zu machen. Den
restirenden Betrag für das mir verkaufte Canoe nahm er in
Tabak, Schiesspulver und Kattunstoffen mit, um an die verschiedenen
Häuptlinge der Umgegend Geschenke zu senden und
sie aufzufordern, sofort nach meiner Ankunft mit mir in Verbindung
zu treten. Ich suchte nun alles Nöthige zu einem längern
Aufenthalte in ClarkW Town oder Hill "Town, wie Cla ek sie