Am nächsten Morgen, 13. Mai, kündete schon beim ersten
Morgengrauen ein Kanonenschuss die Ankunft des vom Congo
kommenden Dampfers „Adolf Woermann,” Kapitän Meineetz, an,
und ich entschloss mich, obwohl mit schwerem Herzen, mit
demselben nach Monrovia zurückzukehren. Wie gerne hätte ich
noch den Cavally River gesehen, wie gerne, einmal dort, die
östlichem Gegenden bis zur Elfenbeinküste hinunter besucht,
um, wenn auch nur durch Erkundigungen, Material für die
Feststellung des Gebietes zu sammeln, über welches die eigentümliche
liberianische Fauna verbreitet ist!
Obwohl noch sehr schwach, beeilte ich mich, von den wenigen
Stunden, die mir noch zur Verfügung standen, den bestmöglichen
Gebrauch zu machen. Erst begab ich mich nach der waterside
hinunter in die deutsche Faktorei, um meinen Entschluss mitzu-
theilen.. Hier lernte ich } die Wittwe des Franzosen Vekdiek
kennen, welcher Letztere gegen zwanzig Jahre am Cap Palmas
gelebt und daselbst eine einträgliche Kaffeepflanzung angelegt
hatte, aber vor Kurzem in der Normandie, wohin er sich zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit zurückgezogen hatte, gestorben
war.
Von hier eilte ich auf einem strassenartigen, den Fuss des
Vorgebirges entlang führenden Wege nach Latrobe hinüber, um
von den Holländern Abschied zu nehmen. Auf diesem Wege
begegnete ich einigen mit Ochsen bespannten Karren, den einzigen
Räderfuhrwerken, die in Liberia angetroffen werden. Der
nördliche Abhang des Vorgebirges ist, sowohl von der Bai aus
als in der Nähe gesehen, sehr malerisch. So steil er auch in
die Bucht abfällt, ist er doch, den äussersten Vorsprung ausgenommen,
ganz mit Buschwerk und tropischen Obstbäumen
bewachsen, aus denen zahlreiche, zum Theil auf künstlich
angelegten Terrassen stehende Wohnungen liberianischer Ansiedler
auf die schöne Bucht herunterschauen. Nach kurzem Aufenthalt
bei den Holländern stieg ich durch die hübsche Ansiedlung
Latrobe auf steilem Wege nach Harper hinauf,- um die Mission
und das Grab Dr. Nachtigal’s zu besuchen und womöglich
einige photographische Aufnahmen zu machen, was mir auch
gelang. In der mitten über den Rücken des Vorgebirges entlang