Mehr todt als lebend, und zerbissen von aus den Aesten ins
Canoe heruntergefallenen rothen Baumameisen,. langten wir endlich
wieder auf der Station an, wo Sala uns, etwas besorgt
wegen des langen Ausbleibens, erwartete.
Die Folgen dieser anstrengenden Fahrt konnten selbstverständlich
nicht lange ausbleiben. Schon in der darauffolgenden Nacht fühlte
ich einen dumpfen Schmerz im Hinterkopfe, der den angebrachten
kalten Kompressen nicht weichen wollte und bald in ein heftiges
Fieber mit Deliriren übergieng. Nach den Aussagen Sa la’s muss
ich während zweier Tage eine Temperatur von 42° Celsius gehabt
haben. Da ich fortwährend um mich schlug und stets aus der
Hängematte rollte, legte mich Sa la auf die Gewehrkiste, die
der Länge nach an einer Wand stand, und da diese zu kurz
war, erhielt ich eine etwas höhere Kiste als Kopfkissen. Am
vordem Rande wurden einige Pfähle in den Boden gerammt,
um mich am Herunterfallen zu hindern. So lag ich, meist
halb bewusstlos, oft phantasirend, eine ganze Woche lang ohne
eigentlich gut zu wissen, was um mich her vorgieng. Als endlich
das volle Bewusstsein wiederkehrte , war ich sehr erstaunt zu
hören, dass ich schon so lange gelegen hatte, i Mein Jagdjunge
F ea nk war unablässig beschäftigt, kalte Umschläge von mit
Limonensaft versetztem Salzwasser um Hals, Hand- und Fuss-
gelenke und oben auf den Kopf zu legen, wodurch nach und
nach die Temperatur auf den Normalstand heruntergebracht
wurde. In dieser kurzen Zeit war ich aber so schwach geworden,
dass ich selbst bei hellem Tage und offenen Augen die grässlichsten
Spukgestalten an der gegenüberliegenden Wand auf-
und abtanzen sah, die oft plötzlich verschwanden und einer
lieblichen Orgelmusik Platz machten. Merkwürdig genug war es
stets dieselbe Melodie, die ich zu hören wähnte und die ich
auch bei späterer Fieberschwäche immer wieder vernahm, so dass
ich sie, obschon ich mich jetzt noch nicht erinnere, dieselbe
früher jemals gehört zu haben, sehr bald auswendig kannte und
sogar heute noch Ton für Ton im Gedächtniss behalten habe.
Nachdem das Fieber einmal gewichen war, kehrten meine Kräfte
viel rascher zurück, als ich erwarten durfte, und obwohl mich
der Schmerz im Hinterkopfe noch lange nicht gänzlich verlassen
wollte, so k o n n t e ich mich doch bald mit leichtern präparatorischen
Arbeiten beschäftigen.
Noch war ich nicht wieder auf die Jagd gegangen, als eines
Tages ein Eingeborner athemlos auf der Station erschien und mir
unter lebhaften Gestikulationen mittheilte, dass er draussen im
Walde eine riesenhafte Schlange gefunden habe, dass sein Kamerad
dort geblieben sei, um das Thier nicht aus dem Auge zu ver*
lieren und ich (Sala war nicht zu Hause) schnell kommen müsse,
um dasselbe todtzuschiessen.
Nun war auf einmal alle Müdigkeit bei mir wie weggewischt,
und ich machte mich bereit, dem Manne zu folgen. Zu unserer
Ausrüstung gehörte eine eigenthümliche, stählerne Zange, die ich
speziell für den Schlangenfang hatte anfertigen lassen. In ihrer
Anlage einer grossen Papierscheere ähnlich, hatte sie 50 Cm. lange
Greifarme, die, am Gelenke ziemlich dünn, nach dem vorderen
Ende hin sich allmälig verbreiterten. Die Innenfläche der Arme
war nahe an der Spitze raspelartig rauh gemacht, um die einmal
gepackte Schlange nicht entgleiten zu lassen. Am obern Ende
der Greifarme, beim Gelenk, sass ein ziemlich starker, stählerner
Ring, der bei geöffneter Zange sitzen blieb, aber sofort von
selbst nach vorn rutschte, wenn dieselbe mit abwärts gerichteten
Spitzen-geschlossen wurde. War nun eine Schlange gepackt,
was am vortheilhaffcesten im Genick oder wenigstens so dicht
Wie möglich hinter dem Kopfe geschah, so konnte man die Zange
ruhig auf den Boden werfen, da das Thier doch nicht im Stande
war, sich damit in gerader Richtung fortzubewegen und bald
genug so müde wurde, dass man sich ohne Gefahr desselben
bemächtigen konnte.
Da ich bisher noch nicht in der Lage gewesen war, die Zange
zu verwenden, so nahm ich dieselbe mit, nebst einer weithalsigen
Cyankaliumflasche, um die Schlange vergiften und so
unbeschädigt unserer Sammlung einverleiben zu können. Nachdem
wir — beinahe die ganze männliche Bevölkerung von Bavia hatte
sich uns angeschlossen — etwa eine halbe Stunde durch den
Wald gegangen waren, kamen wir, vom Pfade abweichend, an
eine Lichtung und fanden dort den zurückgebliebenen Neger, der
uns sagte, die Schlange habe sich entfernt und sei in der Nähe