von im Thonboden des Abhanges steckenden Felsblöcken. Aut
der ausgedehnten Kieselbank fand ich ein niedliches, zwerghäffces
Liliengewächs, welches das Geröll stellenweise rasenartig be-
. deckte. Es hatte ein zierliches, gelbes Blümchen und eine kleine
Zwiebel, und ich vermuthe, dass dasselbe nicht ursprünglich
dort zu Hause, sondern durch den Fluss dorthin verschleppt
worden ist. Leider ist mir dasselbe auf der Rückreise verloren
gegangen, zugleich mit einer wunderschönen, epiphytischen Orchidee
, die ich von den Fällen mitgebracht,
Um zwei Uhr setzten wir die Reise fort und fanden bald
wieder viele Elephantenspuren, doch gönnten wir uns auch jetzt
nicht die Zeit, denselben zu folgen, umsoweniger, als ich mir
fest vorgenommen hatte, hier oben irgendwo auf einem günstigen,
auch zu Fusse erreichbaren Platze eine Jagdstation anzülegen.
Wieder etwas weiter, fortwährend mit neuen Hindernissen
kämpfend, erreichten wir eine kleine Stromschnelle mit felsigem
Untergrund, durch die wir das Canoe mit vereinten Kräften
an der Leine hinaufzogen. Hierauf wurde der Fluss wieder etwas
breiter, doch überstieg er kaum die Breite von 50 Fuss. Dann
kamen wir an ein nahezu unentwirrbares Labyrinth von haufenweise
über einander hingestürzten Baumstämmen, in dem wir
lange herumkletterten, bevor wir endlich ein Mittel fanden,
um, freilich mit ungeheurer Mühe und viel Zeitverlust, auch
dieses Hinderniss zu überwinden. Nachher wurde das Fahrwasser
wieder freier, bis wir schliesslich um halb sechs Uhr Abends die
zweite Stromschnelle erreichten, durch welche das Canoe nicht
mehr hinaufbefördert werden konnte. Das Rauschen des Wassers
war so stark, dass man einander schon auf geringen Abstand
nicht mehr hören konnte, und doch war die Schnelle keineswegs
von nennenswerther Höhe.
Unter den Bäumen einer etwas über dem Ufer erhabenen
Terrasse beschlossen wir unser Nachtlager aufzuschlagen; denn
die ganze Cegend schien unbewohnt zu sein, wie wir denn überhaupt
jseit unserer Abreise von Jeh auch nicht die geringsten
Spuren von Menschen angetroffen hatten. Während unsere boys
unter dem Laubdache überhängender Bäume einen geeigneten
Lagerplatz zurechtmachten, Brennholz herbeischleppten und ein
Feuer anlegten, umgiengich mit J ackson die Schnelle und erblickte
nun oberhalb derselben ein ziemlich weites Thalgelände, das ganz
durch den Fluss eingenommen war, welcher mit zahllosen Armen
kleinere und grössere Inseln umspannte. Viele der Inselchen
waren dicht mit einer Art üppig wuchernder, stark riechender
Mentha, andere mit Gebüsch bewachsen, wieder andere gänzlich
kahl. An nackten Felsen, grossen Trümmerhaufen und langen,
den Fluss schräg durchsetzenden Bänken war überhaupt kein
Mangel. Die Bänke streichen W. N. W. —0. S. 0. und fallen
S. S. W. unter einem Winkel von ungefähr 50 Grad. Die ganze
Landschaft zeigte im Kleinen, was diejenige von Alin am
St. Paul im Grossen war. Hier wie dort überall Rauschen,
Schäumen, Tosen. Nirgends war ein Flussarm, breit und gerade
genug, um das Canoe hindurch zu schleppen^ gesetzt auch,
dass es möglich gewesen wäre, dasselbe so weit hinaufzuschaffen.
J ackson hatte sich indessen vergeblich bemüht,^ irgend ein
Wildpret zu erbeuten. Bald brach die Nacht herein, und wir
zogen uns an das hell lodernde Feuer zurück, assen jeder zwei
rohe Bananen, den Rest unserer Kassaven für ein erwärmendes
Frühstück sparend, und zündeten dann eine Pfeife an. Mem
Lager war aus frischen, auf dem gesäuberten Boden aufgehäuften
Baumzweigeh und Blättern hergerichtet und darüber ein grosses
NegershaWl, das Geschenk des Häuptlings von Büluma, ausgebreitet.
Rund um das Feuer sitzend und liegend, verbrachten
wir den Abend in der angenehmsten Weise, denn der Gedanke,
trotz aller Warnungen die Reise gewagt,, trotz aller Hindernisse
unser Ziel so gut wie erreicht zu haben, verlieh selbst meinen
schwarzen Dienern ein gewisses Selbstbewusstsein, eine innerliche.
Befriedigung, welche durch die überraschend schönen,
stets' wechselnden Landschaftscenerien noch' erhöht wurde. Es
war denn auch Keiner unter uns, der über Müdigkeit klagte,
und Keiner murrte über die Unzulänglichkeit unserer einfachen,
kalten Abendmahlzeit; sahen doch die boys, dass ich den geringen
Vorrath redlich mit ihnen theilte und dabei fröhlich und
zufrieden war. Jeder der Leute erhielt ein Blatt Tabak, von
dem ich eine bedeutendes Quantum als Tauschmaterial mitgenommen
hatte, und rauchte nach Herzenslust. J ackson aber