mit dem Schlaf gänzlich vorbei war, so würde ich am liebsten
sofort aufgebrochen sein, um mich zur Mission zu begeben. Ich
gieng ’also hin, um Zo b u zu wecken, und rief ihm zu, es sei
schon lichter Tag und wir müssten uns beeilen. Lange dauerte
es, bis er zum Vorschein kam, und als er sich endlich zeigte,
sagte er, es sei noch viel zu früh, und der Mond müsse bei
Tagesanbruch viel tiefer stehen. All mein Zureden, dennoch
aufzubrechen, erwiess sich als fruchtlos; er zog sich in seine
Hütte zurück. Ich aber begab mich zu einer nahen Farm auf
den Anstand, um eine Antilope oder etwas Derartiges zu schiessen.
Vergebens — kein Thier zeigte sich, und so gieng ich
denn noch vor Tagesanbruch zurück, um Zo b u wieder zu wecken.
Dieser war aber nicht bei guter Laune und wollte erst in den
Wald hinaus, um Palmwein zu trinken. Wie gerne hätte ich
ihm einen Schluck Branntwein gegeben, um ihn nur zum sofortigen
Abmarsch zu bestimmen! Doch unser Vorrath war schon
längst erschöpft, und ich wusste nichts Besseres zu thun, als
den Alten zu begleiten, aus blosser Furcht, dass er mir durchbrennen
möchte. Dann machten wir uns endlich auf den Weg
zur Mühlenburg Mission, wo wir ganz unerwartet die stille
Sonntagsruhe störten. Wahrscheinlich hatten wir uns in Soforeh
Place während meiner Krankheit um zwei Tage verrechnet,
denn nach meiner Absicht wollte ich dort am Freitag ankommen,
um am Sonnabend das allwöchentlich einmal nach Monrovia
abgehende. Cause zu benutzen.
Unser Palaver war sehr hartnäckiger Art und dauerte lange,
endigte aber, wie zu erwarten stand, zu meinen Gunsten, und
danach musste Z o b u versprechen, schon am anderen Tage die
beiden noch in Bavia stehenden Kisten nach Soforeh Place zu
senden. Von einem' in Millsburg gemietheten Canoe am nächsten
Tage nach Monrovia gebracht, belud ich B e be h mit einem Quantum
Reis nebst Verschiedenem aus Herrn W i g m a n’s Proviantvorrath
und sandte ihn mit dem heimkehrenden Canoe zur Mission, wo
er übernachten sollte, um am ändern Morgen in aller Frühe die
Reise nach Soforeh Place fortzusetzen und Sa l a vorläufig mit
Lebensmitteln zu versehen.
Nach viertägigem Aufenthalte hätte ich meine Geschäfte erledigt,
einen bedeutenden Vorrath von Lebensmitteln und Tauschwaaren
eingekaufb und verpackt, die Säugethierhäute getrocknet und ein
Quantum Spiritus nebst ändern Sachen in Empfang genommen,
die inzwischen aus Holland eingetroffen waren. Ein unternehmungslustiger
Mann in Monrovia hatte zu jener Zeit ein kleines
Boot, das wie ein Raddampfer mit zwei Schaufelrädern versehen
war, die aber, statt durch Dampf, durch Handbetrieb in Bewegung
gesetzt wurden. Da dieses Boot meine ganze Bagage
bequem fassen konnte, miethete-'ich dasselbe und liess mich
damit den St. Paul hinauf nach Millsburg bringen. Statt am
frühen Morgen, wie wir verabredet, war das Boot jedoch erst
gegen Mittag reisefertig, und die Folge davon war, dass wir
erst zur Ebbezeit aus dem Stockton Creek in den St. Paul
einfuhren und daher während der ganzen Flussreise gegen das
starke Gefälle ankämpfen mussten. Auch diesmal legten wir
in Clay Ashland an, denn ich wollte dort einen jungen Liberianer,
der früher bei dem Stettiner Reisenden Schweitzeb in Dienst
gestanden und das Präpariren von Naturalien erlernt hatte —
H ollinsby hiess e rmi tn e hme n , erfuhr aber, dass er mittlerweile
durch einen ändern Liberianer im Streit erschlagen worden
sei. Die Fahrt gieng sehr langsam von statten, denn die Maschinerie
war so eingerichtet, dass nicht mehr als zwei Mann an
den Kurbeln drehen konnten, und überdies gieng viel Kraft
infolge der schlechten Transmission durch Reibung verloren. Die
Fahrt wurde bis tief in die Nacht hinein fortgesetzt, doch endlich
wussten wir gar nicht mehr, wo wir uns befandet! und ob
wir vor- oder rückwärts giengen, denn es war stockfinstere
Nacht. Wir nahmen deshafo unsern Curs auf das naheliegende
linke Ufer und landeten endlich mit grösser Mühe in der Nähe
der Kaffeefärm des Mr. Ja c k s o n , eines Liberianers, der, durch
unsere Rufe aufmerksam gemacht, bei seinem Landungsplätze
ein Feuer angezündet hatte, um uns den Weg zu zeigen. Mr.
JA-Ckson war ein ungemein freundlicher Mann; er beherbergte
sowohl mich als auch die Bootsleute und nöthigte mich sogar,
in seinem Bette zu schlafen, während er selbst sich zur Fortsetzung
seiner Nachtruhe auf eine Bank hinstreckte.
Am ändern Morgen nahmen wir früh Abschied von unserem