mit Widerstreben konnte Zobu sich endlich entschliessen, die
Weiterreise anzutreten. Nachdem ich mehr als die Hälfte meiner
mitgebrachten und zu Geschenken bestimmten Tauschwaaren
unserm habgierigen und unverschämten Gastherrn aufgeopfert
hatte, traten wir um 10 Uhr die Weiterreise an, wobei uns
der Häuptling von Alin noch eine lange Strecke Weges begleitete.
Gegen drei Uhr kamen wir, nachdem wir verschiedene Hügelrücken
überschritten und nur einmal eine Lichtung mit einigen
bewohnten Hütten angetroffen hatten, an das Negerdorf Soforeh
Place, woselbst wir durch den Häuptling Sickly freundlich
empfangen und in einer kleinen, leerstehenden Hütte einquartirt
wurden.
Schon unterwegs hatte Zoru heftige Bauchschmerzen, die ich
ihm, dank meiner Bekanntheit mit seiner Constitution, jedesmal
durch einen Becher Rum lindern konnte. Als aber nach der Ankunft
in Soforeh Place mein kleiner Vorrath an Rum erschöpft
war, verlor der Patient alle Lust, sich weiter in der Gegend
umzusehen, legte sich, nachdem ihm die Vorgesetzte Mahlzeit
vortrefflich geschmeckt hatte , in eine Hängematte und liess sich
weder durch Bitten noch Versprechungen in seiner Ruhe stören.
Gerne wäre ich sofort noch weiter gegangen, um am ändern
Tage Geweh früher zu erreichen. Der Häuptling Sickly, der auf
seinen eigenen Vortheil bedacht war und mich lieber bei sich
behalten hätte, schützte jedoch vor, keinen des Weges kundigen
Mann zur Verfügung zu haben, und meine beiden boys, Gueh
und Boa, kannten die Wege ebensowenig wie ich selbst.
So war ich denn gezwungen zu bleiben und benutzte den Rest
des Tages, um unter Begleitung des Jägers Ja l l a h , den wir
schon auf der Herreise im Walde angetroffen und der uns
den nächsten Weg zum Dorfe gezeigt hatte, die Umgebung des
Platzes etwas anzusehen. Ja l l a h machte sich dabei sehr nützlich,
indem er, ein untersetzter, starker Mann, mit seinem Buschmesser
die im Wege stehenden Zweige abhackte oder zur Seite bog und
mit seinen nackten Füssen niedertrat. Er hatte ein altes Steinschlossgewehr
bei sich, dass er wie eine Hacke, den Lauf in der
Hand nach vorn und der Kolben nach hinten gekehrt, auf der
Schulter trug. An seiner Seite hing ein einfacher Schnappsack,
mit einer kleinen Kalebasse als Pulverhom, einem überzähligen
Feuerstein, einigen Eisenstücken als Schrot, ein paar Tuchlappen
als Pfropfen — Papier ist in diesen Gegenden unbekannt — , einigen
Blättern Tabak, einem kleinen, hölzernen Tabaksmörser und
einem Ziegenhorn als Schnupftabaksdose. Eine Mütze, aus
inländischem Tuche verfertigt, diente ihm als Kopfbedeckung,
und seine Lenden waren mit einer aus eben solchem Zeuge
bestehenden Art Badehose bedeckt. Ein lederner Ring um den
linken Oberarm und ein Strumpfband am linken Bein Mt einer
daran befestigten Kaurimuschel vervollständigten seinen Anzug.
Der Mann sprach zwar keine zwanzig Worte Englisch, doch
konnten wir uns Mt Hülfe eines meiner boys hinlänglich verstehen.
Die Gegend um Soforeh Place war zieMich offen und reich
bewässert, ohne dass letzterer Umstand, selbst in der Regenzeit,
besonders lästig zu fallen schien. Das Dorf war etwa 20 Minuten
vom Flusse entfernt, der hier sehr rasch in südlicher Richtung
dahinfloss und sein Bett mit steilen Uferwänden wohl 10—20'
tief in das thonige Plateaü • eingegraben hatte. Im Allgemeinen
bekam ich von der Gegend einen günstigen Eindruck, so dass
ich grosse. Lust verspürte, unsere Station vorläufig hieher zu
verlegen. Der Häuptling Sickly war daMt sehr zufrieden und
versprach mir, uns später weiter landeinwärts zu befördern. Mit
einem überzeugenden Redefluss -— er sprach für einen Einge-
bornen ein sehr verdienstliches Englisch — pries er mir seinen
Reichthum an Lebensmitteln, besonders an Reis und Kassaven,
sowie den unerschöpflichen Wildreichthum seiner -Wälder und
versprach, auf einem von mir anzuweisenden Platze uns eine
Jagdhütte zu bauen. Schon bevor wir Soforeh Place erreichten,
hatte ich das Vergnügen, einen sehr seltenen und bisher vergeblich
gesuchten Nashornvogel (Buc&ros camurus Cass.) zu
schiessen; auch fanden wir verschiedene Antilopenfährten und
kaum über eine halbe Stunde vom Dorfe entfernt die frischen,
tief in den humusreichen Boden eingedrückten Fusstapfen eines
Elephanten. Kein Wunder also, dass ich Mr von dieser Gegend
viel Schönes versprach, und diese gute Meinung wuchs noch mehr,
als ich am Abend einen prachtvollen Bärenaffen (Cölobus ursinus Og.)