von selbst Gelegenheit geboten haben, um an dem ziemlich weit
landeinwärts fahrbaren St. Johns River oder einem seiner bedeutenden
Nebenflüsse ein günstiges Jagdterrain zu finden.
Am Neujahrstage 1882 machte ich, zusammen mit Herrn
V eldkamp , eine Canoefahrt nach der befestigten Stadt Pa s sa ro
am Japaca Creek. Wir hatten ein sehr grosses Canoe mit sieben
Ruderern und waren reichlich mit Proviant versehen. Auch unsere
boys waren nicht vergessen. Das Wasser im Fisherman Lake war
infolge der eingetretenen Trockenzeit schon wieder stark gesunken
und an seinem Abflusse zwischen den zahlreichen Inseln so untief,
dass die boys oft aussteigen und das so erleichterte Canoe lange
Strecken durch das Wasser ziehen mussten. An dem Congodorfe
Tala vorbei gekommen, landeten wir, unterhalb der Einfahrt in
den Morfi River, an dem Veydorfe Solymah. Ich hatte dasselbe
schon einmal besucht, und zwar am 16. October, auf der Rückkehr
von einer Fahrt mit Herrn A heens nach Japaca. Damals waren
wir kurz nach dem Verlassen des Morfi River von einem Tornado
überfallen und genöthigt worden, Solymah anzulaufen, da wir
hinter der dort vorspringenden Landzunge Schutz zu finden
hofften. Unser Canoe gerieth jedoch zwischen die in den See
hinausragenden Klippen und schlug um, so dass wir genöthigt
waren, die Gastfreundschaft der Leute von Solymah in Anspruch
zu nehmen, um unsere Kleider zu trocknen und das Vorbeigehen
des Gewittersturmes abzuwarten. Damals war es noch ein blühendes
Dorf mit einer zahlreichen, friedlichen Bevölkerung, jetzt sollten
wir an dessen Stelle nur eine kahle Brandstätte wiederfinden.
Vor einigen Tagen nämlich war Solymah durch den Feind in
einen Schutthaufen verwandelt und waren alle Bewohner bis auf
einen Mann, der in den See sprang und entkam, und eine Frau,
die ermordet wurde, gefangen weggeführt worden. Die kleinen
Kassave- und Batatenpflanzungen in der Umgebung gediehen
ruhig weiter, die Bananenbüsche waren stehen geblieben und die
Orangen- und Limonenbäume liessen ihre goldgelben Früchte
unbenutzt zur Erde fallen. Kein einziges Haus im ganzen Dorfe
war verschont geblieben; nur einige Lehmmauern standen noch
theilweise aufrecht, und neben einer derselben fanden wir den
abgeschlagenen Kopf der armen Frau, die sich unglücklicherweise
gegen einen der Eindringer zur Wehre gesetzt hatte. Auf dem
öffentlichen Platze stand zu meiner Verwunderung der Dorfgötze
noch unversehrt, und über ihm hing noch der traditionelle
Tuchfetzen als Flagge von einer hohen Stange herunter. Die
Figur, welche schon bei dem ersten Besuche meine Aufmerksamkeit
erregt hatte, bestand aus einem etwa 2' tief in den
Boden gerammten Pfahl, dessen oberes Ende einigermaassen zu
einem Kopf geformt war, der ein roh gearbeitetes, menschliches
Gesichfcfzeigte.’ Arme und Beine waren nicht vorhanden, wohl
aber wurde der Nabel durch einen natürlichen, knotenartigen
Auswuchs des rohen Stammes dargestellt. Da sich eine Gelegenheit
zur Erwerbung derartiger Heiligthümer nur selten bietet, liess
ich dasselbe aus dem Boden heben, was meine boys jedoch erst
zu thun weigerten, bis sie sahen, dass mir nichts geschah, als
ich selbst kräftig Hand anlegte. Der Fetisch wurde hierauf nach
dem Canoe gebracht und in Bananenblätter verpackt, um den
Götterraub vor den Leuten in Passaro geheim zu halten. Derselbe
befindet sich gegenwärtig nebst zahlreichen ändern Gegenständen
aus meinen liberianischen Sammlungen im ethnographischen
Reichsmuseum zu Leiden.
Die Fahrt den Morfi River und den Japaca Creek hinauf habe
ich bereits bei einer frühem Gelegenheit beschrieben und über
Passaro selbst, das halbwegs zwischen Japaca und Cambama am
linken Ufer des Japaca Creeks liegt, lässt sich wenig sagen. Es
war ein Ort wie so viele andere der bereits beschriebenen, hatte
damals etwa 50—60 sehr dicht an einander gebaute Häuser und
war mit einem doppelten Palissadengürtel umgeben. Schon früh
am Nachmittag traten wir die Rückreise an, die ohne besonderes
Ereigniss von statten gieng. Es war dies der letzte Ausflug,.den
ich von Röbertsport aus machten konnte; denn kurz nachher
traten die schon früher erwähnten Geschwüre an den Füssen so
zahlreich auf, dass ich beinahe»vollständig an meine Hängematte
gebunden war.
Da das gegen Ende 1881 erwartete holländische Schiff auch
im Januar 1882 noch nicht kam, stellte mir Herr Modderman
seinen Küstenkutter zur Verfügung, denselben, der uns mehr
als ein Jahr früher von Monrovia hergebracht hatte. Während