dann den Weg über Land nach dem Messurado River an. Die
ganze Grasfläche, Old Field (altes Feld)1) genannt, ist eine nur
schwach undulirte Ebene, die als echte Savane häufig durch
Meine Gehölze unterbrochen wird, aus denen zahlreiche Oelpalmen
emporragen und der Gegend einen malerischen Anstrich geben.
Der Boden besteht aus weissgelbem Sand und ist mit etwa 1 — 3'
hohem, halbverdorrtem Gras bedeckt, welches bei vorgerückterer
-Trockenzeit abgebrannt wird, so dass nachher der Boden ganz
schwarz aussieht, bis die wiederkehrenden Regen demselben irisches
Grün entlocken. Auch hier findet man über die Grasfläche zerstreut
Anona smegalensis, jenen verkrüppelten, strauchartigen Baum,
den ich in den Savanen um den Fisherman Lake so häufig antraf
und der dieser Landschaft einen eigenthümlichen Charakter verleiht.
Dem breiten, sandigen Fusspfade folgend, schritten wir bei
glühender Sonnenhitze in westnordwestlicher Richtung weiter, bis
wir endlich nach etwa fünf Viertelstunden Gehens bei dem weitläufigen
Dorfe Paynesville den östlichsten Arm des Messurado
River erreichten.
Payne s v i l l e , so genannt nach Mr. Payne, dem früheren
Präsidenten der Republik, ist eine bedeutende Niederlassung von
Congonegem, die sich selbst als Liberianer betrachten, aber
bis dahin sich nur wenig mit Letztem vermischt, auch noch
immer viele Nationaleigenthümlichkeiten bewahrt haben. Sie
sind alle Christen geworden und haben in Paynesville, auch wohl
schlechtweg Oldfield genannt, zwei Kirchen, eine für Baptisten,
die andere für Methodisten.
Früher hatte ich immer geglaubt', dass Oldfield ziemlich weit
von der Küste entfernt hege und der Junk River einen mehr nördlichen
Ursprung hätte. Ich war daher nicht wenig erstaunt, dort
sehr deutlich das Tosen der Brandung zu hören und vernahm denn
auch auf meine Frage, dass die Küste in gerader Linie nicht
mehr als zwei bis drei miles weit entfernt sei. Die Grassteppe
soll sich in südlicher Richtung bis beinahe zur Meeresküste, nördlich
aber ziemlich weit landeinwärts ausdehnen; sie ist jedenfalls
die grösste Savane, die ich in Liberia kennen gelernt habe.
*) Nicht wörtlich, in der Bedeutung von früherm Ackerland, aufzufassen.
Einen eigenthümlichen Anblick bietet der Messurado River, der
hier seinen Ursprung hat. Derselbe erhält nämlich seine Wasserzufuhr
durch verschiedene, wie die gespreizten Finger einer Hand
zusammenlaufende Creeks, welche durch sandige Bodenerhebungen
von einander getrennt sind und von zahlreichen Quellen genährt
werden. Den Payn e s v i l l e Creek, einen dieser Arme, auf
einem Kunstdamme überschreitend und die westlich davon gelegene
niedrige Bodenerhebung kreuzend, kamen wir gegen 12 Uhr an
einen ändern Flussarm, den sogenannten Head River , und
kehrten dort im Hause einer Mrs. Thomas , wo Stampfli während
seiner ersten Reise eine Zeit lang stationirt war, ein. Mrs. Thomas,
eine herzensgute alte Frau, und Mrs. W abe, ihre Tochter, empfingen
mich sehr zuvorkommend. Da Erstere an die vom Junk
River kommenden Leute. Fahrzeuge vermiethet, um nach Monrovia
zu fahren, so bestellte ich ihr grösstes Canoe und ruhte, während
meine Leute dasselbe bereit machten, in der Veranda ihres
Hauses etwas aus, denn der Marsch über das Grasfeld in der
glühenden, durch den weissen Sand kräftig zurückgestrahlten
Sonne hatte mich etwas ermüdet. Nach den Angaben von Mrs.
Thomas construirte ich ein Schema des Messurado River mit
dessen Zuflüssen und ihren Namen, um auf der Fahrt nach Monrovia
einige Anhaltspunkte für die Anlage meiner Flusskarte
zu haben.
Es war gerade Ebbe und daher' der niedrigste Wasserstand,
als ich an den Fluss hinunterkam, um in das inzwischen bereitgemachte
Canoe zu steigen. Der ganze breite, Head River genannte
Flussarm, der etwas weiter oben sackartig beginnt, ohne einen
eigentlichen Zufluss aufzunehmen, war jetzt nichts als eine schwarze
Schlammasse, in deren Mitte ein schmaler, unbedeutender Wasserstreif
das kaum brauchbare Fahrwasser andeutete. Dieses
gänzliche Fehlen bedeutender Wasserzufuhr aus dem Innern —
die übrigen Arme des Flusses endigen auf dieselbe Weise —
bestärkte mich in der bereits früher begründeten Ansicht, dass
der Messurado River mit seinen Ufergebieten als eine Lagune aufzufassen
séi, welche infolge leichter Hebung des Bodens theilweise
abgelaufen ist. Eine specifische Mangrove-Atmosphäre umgab uns,
sobald wir das Flussufer erreicht hatten, und das Vorgefühl von