Gallinasgebietes, wurden durch die mit den Yey verfeindeten
Gallinas gemiethet, um das unter liberianische Oberhoheit gehörende
Yey-Gebiet zu verwüsten und dessen Bewohner so viel wie
möglich zu dezimiren. Dass bei der grossen Unsicherheit Handel
und Wandel im Innern furchtbar litt, ist selbstverständlich.
Mr. W at so n , der liberianische Superintendent in Robertsport,
that zwar sein Möglichstes, um auf parlamentärem Wege Ruhe
und Ordnung wieder herzustellen, .■ doch bei dem dort üblichen,
schleppenden Gange der Unterhandlungen war für lange Zeit an
keine Besserung der Yerhältnisse zu denken. Eine durch Mr.
Watson nach Robertsport zusammenberufene Friedensconferenz,
an der sowohl Abgeordnete der Gallinas als auch die Yey-Fürsten
Moeana , Duamba Cumbo j) und Ba e la h sich betheiligten und die
mehrere Täge dauerte, verlief ohne Resultat. Als Moeana Sando,
gegen den der Krieg hauptsächlich gerichtet war, wieder nach
Cobolia zurückkehren wollte, fand er einige Städte am Mahfa
River durch den Feind besetzt und den Rückweg nach Cobolia
abgeschnitten. Die Gallinas hatten einen hohen Preis auf seihen
Kopf gesetzt, und die Kosso thaten daher ihr Möglichstes, um
Moeana lebendig oder todt in ihre Hände zu bekommen. Ein
volles Jahr (vom Sommer 1881 bis Sommer 1882) musste er im
Exil zubringen und wohnte während dieser Zeit mit seinem
Gefolge von Würdenträgern und etwa 20 Weibern meist in der
Krootown bei Robertsport. Ich kann jedoch nicht behaupten,
dass ihn diese Schicksalstücke allzusehr niederbeugte. Er trug
vielmehr sein Unglück mit der grössten Gelassenheit; hatte er
ja doch Frauen und Diener genug bei sich, um sich das Wenige
zu verschaffen, das er zum Leben nöthig hatte. Er beehrte mich
während dieser Zeit öfter mit seinem Besuche und hatte
gewöhnlich ein zahlreiches Gefolge bei sich, so dass meine Yor-
räthe an Branntwein und Tabak arg mitgenommen wurden, da
ich ihm doch, nachdem er mich früher in Cobolia als Gastherr
so nobel behandelt, in Bezug auf Gastfreundschaft nicht wohl
nachstehen konnte. Seine Residenz Cobolia wurde indessen durch
seinen Sohn Davinda und den mehr genannten Kriegsobersten
*) Allgemeiner bekannt unter dem englischen Namen F b e e m a n .
(head-warnor) erfolgreich gegen die wiederholten Anfälle der Kosso
vertheidigt.'
Inzwischen hatten die Kosso die beiden im Tehwah-Gebiete
gelegenen, stark befestigten Städte Besseh und Glima erobert und
deren Bewohner, soweit dieselben nicht rechtzeitig die Flucht
ergreifen konnten, als Sklaven weggeführt. Beide Städte wurden
durch weitere Palissadenwerke nach dortigen Begriffen uneinnehmbar
gemacht und dienten fortan den Kosso als Operationsbasis
für ihre Raubzüge, mit welchen sie nach und nach das
ganze Gebiet des Yey-Stammes unsicher machten. Sogar bis an den
Fisherman Lake drangen sie vor, plünderten und verbrannten
in nächtlichen Ueberfällen schutzlose Negerdörfer und schleppten
deren Bewohner gefangen nach Besseh,. von wo aus sie dieselben
dann bei erster Gelegenheit nach Westen in die Sklaverei sandten.
Eine Zeitlang sah man fast allnächtlich den Himmel vom Feuer
brennender Dörfer geröthet. Schaaren hungernder und obdachloser
Flüchtlinge, die bei den feindlichen Ueberfällen nur das
nackte Leben gerettet, kamen nach Robertsport und machten
dort den Mangel an Lebensmitteln immer fühlbarer. Die meisten
Städte am Mahfa River waren in Feindeshand; der ganze Fluss
war blockirt, und Robertsport selbst vom Feinde bedroht. Der
sonst so blühende Handel mit dem Innern lag gänzlich darnieder.
Eine Belagerung von Glima durch liberianische Truppen mit
einer Kanone und einem Mörser endete infolge eines wüthenden,
nächtlichen Ausfalles der Belagerten mit einer Niederlage und
schmählicher Flucht der Liberianer, unter Zurücklassung ihres
Belagerungsgeschützes.
Die durch diese Belagerung erbitterten Kosso benutzten fortan
jede Gelegenheit, um an den Liberianern Rache zu nehmen.
Gegen Mitte October, als im Kriegslärm eine kleine Pause eingetreten
war und das Gerücht gieng, die Feinde hätten sich zurückgezogen
, wagten es drei liberianische Zwischenhändler, nach
Weahjah, einer befestigten Stadt oberhalb Cobolia, an den ersten
Wasserfällen des Mahfa River, zu fahren, wo grosse Mengen von
Palmkernen zum Yerkaufe bereit liegen sollten. Yon diesen Leuten
. wurde der Eine erschlagen, der Andere gefangen weggeführt.
Der Dritte konnte mit genauer Noth sein Leben retten und kam