Ansicht nach nicht rentabeln Unternehmung die erforderlichen
Geldmittel1).
Eine solche Verbindung innerhalb der Küste zwischen dem
Hoffmann- und dem grossen Cavally River, der nach dem Liberianer
Alexander Cbümmel 85 rniles landeinwärts fahrbar ist,
würde indessen unzweifelhaft viel zur Hebung des Handels an
diesem Flusse beitragen. Seine Ufer sollen sehr fruchtbar und
dicht bevölkert sein 2). Die holländische Firma hatte damals in
Cahl ica, an der Mündung des Cavally, eine unter der Aufsicht
eines Weissen stehende Faktorei; seither wurde dieselbe aufgehoben.
Das Cap Palmas und seine Hinterländer sind das Hauptarbeitsfeld
der amerikanischen, protestantisch bischöflichen Missionsthätigkeit.
Die Stationen dieser Missionen stehen gegenwärtig unter der
Oberaufsicht eines Farbigen, Rev. S. D. Febguson, der nach dem
Rücktritt P enick’s .Bischof von Cape Palmas und Umgehung
geworden ist. Die Missionsstationen dieser Gesellschaft waren
früher am Cavally bis weit ins Innere vorgeschoben. Dieselben
stellen sich, wie diejenige in Robertsport, welche der nämlichen
Gesellschaft gehört, zur Aufgabe, die Kinder der Eingebornen
(hier der Greho) in den Elementarfächern, Lesen, Schreiben und
Rechnen, und die Mädchen überdies in nützlichen Handarbeiten
zu unterrichten und dieselben zu religiösen, humanen und brauchbaren
Menschen heranzubilden. Eine andere ähnliche, aber mit
viel mehr Energie und bedeutenden Mitteln arbeitende Unternehmung
war die des weissen Methodistenbischofs Tatlob, welcher
an den Ufern des Cavally River zahlreiche, sogenannte self-
supponting Missions unter der Leitung von aus Amerika verschriebenen
, verheiratheten, weissen Missionären errichtet hatte.
Diese Missionen' hatten den Zwecke durch Landbau sich nach und
nach die Mittel zu einer unabhängigen Existenz zu verschaffen
und den umwohnenden Eingebornen als Musterwirthschaften für
den Landbau zu dienen.
i) Bin anderer Plan, der ebenfalls schon vielfach ventilirt wurde, möchte
den ohem Lauf des Hoffmann River, der sich sehr dem Cavally River nähert,
durch einen Kanal mit dem letztem verbinden.
») Proceedings of the Royal Geographica! Society, London, 1860, p. 185.
Obschon erst vor kurzem gegründet, zählte diese Reihe von
Ansiedlungen, bald über 100 Weisse; infolge der kriegerischen
Unruhen unter den Eingebornen scheinen aber sämmtliche Stationen
seither wieder verlassen worden zu sein, so dass gegenwärtig die
erst zu grossen Hoffnungen berechtigende Unternehmung als
völlig gescheitert betrachtet werden mnss.
Die Niederlassungen von aus Amerika eingewanderten, farbigen
Colonisten am Cap Palmas datiren schon aus dem Jahre 1834
und bildeten früher die selbständige, nach ähnlichen Principien wie
Liberia eingerichtete Colonie Mary l and, welche sich erst sehr
spät, in 1856, der1 liberianischen Republik anschloss und seither
eine Provinz (County) dieses Staates bildet. Die Eingebornen,
vornehmlich dem Stamme der Grebo und seinen verschiedenen
Verzweigungen angehörend, sollen sehr intelligent sein, eine Eigenschaft
übrigens, die meiner Ansicht nach auch den übrigen Eingebornen
Liberia’s keineswegs abgeht. Früher, und auch in jüngster
Zeit wieder, haben sie den Colonisten oft das Leben sauer gemacht,
so dass sich Liberia wiederholt zur Intervention genöthigt sahv
Am Abend nach meiner Ankunft kamen sämmtliche Europäer in
der Wohnung des deutschen Agenten zusammen, doch war ich
derart vom Fieber geschwächt, dass ich nur auf einige Augenblicke
das Bett verlassen und an der Unterhaltung Theil nehmen konnte.
Für einen abgelegenen Platz wie Cape Palmas war damals eine
bedeutende Zahl von Weissen beisammen, denn ausser den Herren
Jaegee und W aencke war der belgische Agent, Herr Engelmanb
anwesend,, sowie drei Holländer, nämlich der Chef der Muelleb’-
schen Faktorei, Herr Meijee , dessen kürzlich angekommener
Stellvertreter Snoekefeld und der Agent der Faktorei am Cavally
River, Herr Eekelens.
Der Letztere lud mich ein, mit ihm über See nach seiner
Faktorei zu kommen, um den Cavally River kennen zu lernen,
dessen Schönheit ihm sehr imponirt zu haben schien. Leider
durfte ich bei meinem elenden Zustande nicht daran denken,
diese freundliche und unter ändern Umständen äusserst willkommene
Einladung anzunehmen, und überdies war die Zeit meines
Urlaubs verstrichen und musste ich daher, so leid mir dies auch
that , alles zur Rückkehr nach Holland vorbereiten.
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