führt er dem Meere bedeutende Wassermassen zu; beide Flüsse
sind oberhalb ihrer Vereinigung gegen 800' breit. Der Barguay
River ist ein wenn auch breiter, doch unbedeutender Küstenfluss
und wird nur durch einen schmalen, sandigen und mit Strauchwerk
bewachsenen Landstreifen vom Meere getrennt.
Dieses System der Küstenflüsse findet man übrigens beinahe
in ganz Liberia, welches Land zahlreiche Mündungscentren aufweist,
in denen sowohl von Westen als von Osten herkommende,
direkt mit der Küste parallel verlaufende Flüsse sich vereinigen
und meist bei ihrer Vereinigung noch einen dritten, gewöhnlich
den grössten, Fluss aufhehmen, der fast regelmässig weit aus
dem Innern kommt und dessen Rolle hier der Farmington River
übernommen hat. Ein sehr deutlich ausgesprochenes Beispiel
für ein solches Mündungscentrum haben wir in Grand Bassa,
wo der weit aus dem Innern kommende St. John kurz vor seiner
Mündung den von Westen einfliessenden Mechlin- und von Osten
her den Benson River aufinmmt. Auch der Oestos River zeigt
etwas Aehnliches, ebenso der Sinoe River. Bei diesem Letztem
sind es der Lexington- und Bloobarra Creek, welche die Rollen
der beidseitigen Küstenflüsse erfüllen. i
Dasselbe ist unzweifelhaft früher auch mit dem St. Paul’s River
und dem Mahfa River sammt ihren beiden respectiven Nebenflüssen
der Fall gewesen, welche nun je in einer grossen Bucht,
die eine durch das Vorgebirge Messurado, die andere durch das
Cape Mount Gebirge bedingt, ausfliessen. Diese Buchten sind
jedoch wahrscheinlich erst im Laufe der Zeiten entstanden, und
ausgewaschen durch die starke, von Westen kommende Meeresströmung,
welche beinahe jahraus und -ein an der liberianischen
Küste nagt und diese überall zurückdrängt, wo sie nicht durch
Vorgebirge oder vorgelagerte Felsmassen geschützt ist. In frühem
Zeiten hat sich wahrscheinlich der von Osten kommende Messurado
River, der sich jetzt einzeln in die grosse Bucht von Monrovia
ergiesst, innerhalb der Küstenlinie mit dem St.Paul, vielleicht
durch den jetzigen Stockton Creek, vereinigt, bevor ihm
durch das Entstehen der Bucht ein direkter Ausweg ins Meer
eröffnet wurde. Der Bigby- oder Pobah River ist der westliche
Küstenfluss, der sich früher wahrscheinlich direkt hinter der
Mündung in den St. Paul ergoss, jetzt aber ebenfalls seinen eigenen
Abfluss hat. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich bei Grand
Cape Mount, wo die tiefe Bucht von Robertsport durch anhaltendes
Vordringen landeinwärts den Cape Mount- und Sugary River
zu selbständig in die See abfliessenden Wasserläufen gemacht
hat, während sie früher zweifellos nur der östliche und westliche
Nebenfluss des Mahfa River gewesen sind. Die von den Vorgebirgen
aus in nördlicher Richtung verlaufende und sich oft bis
an die Mündung des grössten der drei zusammengehörigen
Flüsse erstreckende Sandbank, die zeitweise für alle drei Flüsse
nur eine gemeinschaftliche Öffnung, den sogenannten barmovth,
enthält, scheint die Wahrheit dieser Hypothese zu bestätigen.
Die Buchten bilden sich überall, wo die Küste durch westlich
vorspringende Berge oder Felsmassen geschützt wird. Sie sind
im Kleinen, was die Bucht von Guinea im Grossen ist, und
auch die zahlreichen, an der Küste des östlichen Liberia in
einiger Entfernung vom Strande aus der See aufragenden Felsen,
wie der Devil Rock bei Tobaccannee und die Russwurm-Insel
am Cap Palmas stimmen in Hinsicht auf ihre Entstehung und
jetzige Isolirung mit der Insel Fernando Po und ihren Schwestern
überein.
Ob sich das Land im Laufe der Zeiten gehoben oder gesenkt
hat und ob eine Niveauveränderung gegenwärtig stattfindet, ist
nicht leicht zu ermitteln. Nach den grossen Sandflächen mit
Muschelresten, die man am obem Fisherman Lake über dem
Meeresspiegel findet, und den ausgedehnten Sümpfen in den
Flussgebieten zu urtheilen, kann jedoch an einer Hebung wohl
kaum gezweifelt werden, einer Hebung, die vielleicht gegenwärtig
noch vor sich geht.
Die Meereserosion in Verband mit der starken Strömung erklärt
die Buchtenbildung vollkommen, ebenso die Isolirung von Felsmassen,
ohne die Hypothese einer Senkung erforderlich zu
machen. Die Hebung würde in diesem Falle zu schwach sein,
um die erodirende Wirkung der Meeresströmung an der Küste
wirkungslos zu machen, aber doch stark genug, um das Abfliessen
der Lagunen zu befördern, d. h. diese nach und nach in Sümpfe
zu verwandeln an Stellen , wo vom Innern her genug Schlamm