Besuch von Jably verwendeten. Dieses Dörfchen bestand aus
etwa 20 einfachen Hütten, deren Wände grösstentheils, wie bei
den Häusern der Kruneger, aus solidem Mattengeflecht construirt
waren. Manche dieser Hütten waren äusserst klein und enthielten
nichts anderes als eine Schlafstätte für höchstens zwei Personen.
• ÜP Umg6bung des Dorfes war zum gissten Theil abgeholzt und
in Maniokpflanzungen umgewandelt, woselbst sich bei unserer
Ankunft die meisten Leute befanden, so dass wir nur ein paar
alte Weiber und einige Kinder antrafen, welche Letztere bei
meinem Anblicke entsetzt die Flucht ergriffen. Die Bewohner
oieses Ortes gehören dem Queah-Stamme an, welcher die ganze
Bevölkerung des Du Queah-Gebietes umfasst. Obschon die heisse
Mittagssonne uns glühend auf die Köpfe brannte, fuhren wir
doch bald weiter und erreichten, zwischen zwei bis drei Meter
hohen, senkrechten Uferwänden von hartem Thon durchfahrend
nach einer halben Stunde, um 121 Uhr, den bereits erwähnten
Blow Creek, einen südlichen Zufluss des Du Queah. Die beiden
Wasserläufe sind hier etwa 40 Meter breit, strömen geradlinig
von ■ Süden und Norden her auf einander ein und wenden sich
dann gemeinschaftlich nach Westen um.
Weiter flussaufwärts wird die Landschaft immer reizender.
Farmen und Hochwald wechseln mit einander ab, und grotesk
geformte, oft halb unterwaschene Baumriesen hängen weit über
das enger gewordene Flussbett hinaus.
| Die waldigen Ufergegenden haben ein ganz besonders malerisches
Gepräge. Die Weinpalmen sind hier fast gänzlich verschwunden
, und auch die Oelpalme trifft man nur noch vereinzelt
an. Wohl aber sind die Ufergebüsche und selbst grosse Bäume
stellenweise durch Schlingpflanzen wie mit einer undurchdringlichen
, grünen Wand bedeckt und zahlreiche natürliche Guirlanden
hangen selbst aus den Kronen hoher Bäume in den- Fluss herunter,
während die zierlichen Fiederbüschel der Rotangpalme.aus
dem auf die verschiedenste Weise nüancirten Grün hervorstreben
und zahlreiche Orchideen, Platycerien, Farne und andere Epi-
phyten die schweren, über das Wasser herausragenden Stämme
und Aeste bedecken. Prachtvolle Eisvögel oder Königsfischer
sitzen auf überhängenden • Zweigen, um auf ein Fischchen zu
lauern und erheben sich erst, wenn man sie beinahe mit dem
Ruder erreichen kann, und auf einigen aus dem Wasser emporragenden
, kahlen Baumstümpfen sitzen paarweise die niedlichen,
stahlblauen Flusschwalben (Waldenia nigrita) und graue, ebenfalls
stets an die Flussläufe sich haltende Fliegenschnäpper (Mus-
cicapa Ingens). Sonst hat sich alles thierische Leben zur Siesta
zurückgezogen, mit Ausnahme eines Krokodils, das sich auf einen
aus dem Wasser emporragenden Baumstumpf in die Sonne hingelegt
hat, und zahlreicher grösser, länglicher Fliegen, die
täuschend unsern Pferdefliegen gleichen und jedem Canoefahrer
den Tag über zur wahren Marter werden.
Eine gute Stunde, nachdem der Blow Creek passirt war,
erreichten wir, immerfort zwischen hohen Steilufern hinfahrend,
das Queah-Dorf Go Town, etwas abseits vom rechten Ufer
gelegen, doch fuhren wir daran vorbei, ohne anzulegen.
Schon unterhalb Go Town hatten wir zahlreiche, quer in und
über das Wasser gestürzte Bäume angetröflfen, doch an einer
Stelle dicht oberhalb dieses Platzes befand sich ein solches Wirrwar
von durcheinandergefallenen Stämmen, dass es eine Unmöglichkeit
gewesen wäre, dieselben des Nachts mit heiler Haut zu
passiren. Immer näher rückten nun die Flussufer zusammen
und erweiterten sich nur gelegentlich in einer der zahlreichen,
scharfen Biegungen, um einen kleinen Seitenarm, einen sackartigen
sogenannten inlet, aufzunehmen. Diese inlets sind in
vielen Fällen, wie auch Mastis in seinem Buche über Surinam
(H p. 176)J) nachweist, als alte Reste des buchten- und schlingenreichen
Flusslaufes aufzufassen, der immerfort bestrebt ist, das
Ufer auf der äussern Seite einer Bucht abzuwaschen und das
Material an der Innenseite einer ändern anzuspülen. Auf diese
Weise wird eine Bucht zuletzt zur Schlinge, die, wenn übermässig
stark geworden, zur Regenzeit in einem gegebenen
Moment dem . gewaltigen Andrange des Wassers nicht mehr
genügt, so dass dieses sich über die zuletzt sehr schmal gewordene
Landenge hinwälzt und so ein neues Bett gräbt, das die
*) K. Mabtin, Bericht über eine .Beise nach Niederländisch Westindien
und darauf gegründete Studien. Leiden, E. J. Beill, 1888.-