nordosten vom Hügel von Bassuiby liegt, parallel mit diesem
und von ihm durch ein tiefes Thal getrennt, ein ganz bewaldeter
Bergrücken, dessen Höhe ich auf 400' schätzte'.
Die Bewohner von Bassuiby, besonders die Frauen, interes-
sirten sich sehr für ihren weissen Gast, und der Häuptling, ein
sehr bescheidener, anständiger Mann, suchte mich zu überreden,
für längere Zeit bei ihm zu bleiben, eine Vorschlag, auf den
ich natürlich nicht eingehen konnte. Am Abend war grosses
Fest, bei- dem ich mich jedoch nur einen Augenblick zeigte, da
ich sehr müde war und mich nach dem Niederschreiben der noth-
wendigsten Notizen zur Ruhe legte.
Schon in aller Frühe am nächsten Morgen machten wir uns
reisefertig. Einige am vorigen Abend vom Häuptling erbetene
Kassaven wurden im Feuer geröstet und bildeten ein willkommenes
, warmes Frühstück | denn es war empfindlich kalt, und
der dichte, feuchte Morgennebel drang mir durch die dünnen
Kleider bis auf die Haut. Nachdem ich den Häuptling mit etwas
Tabak, und seine head-woman mit einem Taschentuehebeschenkt,
marschirten wir den Hügel hinunter, wobei die hohen, tba.11-
triefenden Kassavepflanzen uns bis auf die Haut durchnässten.
Die Hauptrichtung des Flusses war nun Nordnordost-Südsüdwest,
und das Gefalle sehr bedeutend. Wieder hatten wir zahlreiche Hindernisse,
verursacht durch versperrte Passage, zu überwinden,
so dass ich, wie übrigens schon am vorigen Tage, manchmal
selbst mit Hand an! egen musste, um das Canoe über. Baumstämme
hinbugsiren zu helfen.
Um 73/4 Uhr kamen wir an den Landungsplatz von Jeh am
rechten Ufer und stiegen aus, um zu Fusse nach dem etwas
abseits gelegenen Weflah zu gelangen. Je h ist ein jedenfalls
sehr alter Ort von etwa 10 ärmlichen Hütten, ebenfalls durch
Queahleute bewohnt, und liegt auf einem steil.zum Flusse abfallenden
, 250' hohen Hügel. Es kostete mich, obwohl des Kletterns
sonst gewohnt, bedeutende Mühe, den steilen, durch Regen
ausgewaschenen Pfad hinanzuklimmen. Oben angekommen, vernahm
ich, dass Weflah noch eine gute Stunde Gehens weiter
landeinwärts liege.
Der Hügel, auf welchem Jeh liegt, ist der äusserste Vorsprung
eines langen Bergrückens, der sich aus dem Innern in nordwestsüdöstlicher
Richtung bis an den Fluss hinzieht, und als dessen
Fortsetzung höchst wahrscheinlich der Bergrücken zu betrachten
ist, den ich von Bassuiby aus gesehen hatte. Wahrscheinlich
verläuft er parallel mit dem Bergzuge, den ich in Bo Wong sah
und an dessen südwestlichem Fusse sich der Bo- oder Careysburg
Creek entlang zieht. Diese beiden parallelen Bergzüge schliessen
das schmale, waldbedeckte Thal ein, in welchem die Stadt Weflah
liegt, die ich nun zu besuchen beabsichtigte. Im Nordnordwesten
von ’ Jeh erhob sich ein noch viel höherer, zweikuppiger Bergrücken,
von welchem später noch die Rede sein wird.
Der Häuptling von Jeh war nicht zu Hause, ebenso wenig
als seine head-woman, doch erhielt ich von einer ändern Frau für
mich und meine Leute ein Frühstück, bestehend aus gestampften
und stark mit spanischem Pfeffer gewürzten Kassaven. In der
kleinen Dorfschmiede war ein Mann eifrig beschäftigt, einige
Buschmesser, sogenannte billhooks, zu repariren, wobei er sich
eines Steins als Ambos, eines eisernen Hammers und einer sehr
primitiven hölzernen Klammer als Zange bediente.
Auch hier wurde uns sofort erklärt , dass die Fahrt weiter
flussaufwärts unmöglich sei, doch dass man zu Lande die Wasserfälle
in einem halben Tage erreichen könne. Dieselben seien aber um
diese Jahreszeit infolge der geringen Wassermenge nicht bedeutend,
in der Regenzeit jedoch so stark, dass man deren Rauschen auf
grössen Abstand hören könne. Alle diese Versicherungen konnten
jedoch meinen Entschluss, den Fluss soweit möglich zu befahren,
nicht erschüttern. Nach kurzer Rast setzten wir zu Lande die
Reise nach Weflah fort; denn ich hatte dessen Häuptling versprochen,
seine Stadt auf jeden Fall besuchen zu wollen.
Der Weg führte uns wieder hügelabwärts in eine waldbedeckte
Thalsohle und dann in der Ebene erst in westlicher, dann aber
nördlicher Richtung nach Weflah, wo wir um 9 Uhr ankamen.
Hier hörte ich, dass der Häuptling in einer benachbarten Stadt einem
Palaver beiwohne. Einer der wenigen Männer, die zu Hause
waren, nahm nun die grosse Kriegstrommel, setzte diese aut
einen freien Platz mitten in der Stadt und schlug darauf allerlei
verschieden combinirte Zeichen, um dem Häuptling in der Nach