Unter solchen .Umständen mussten wir uns auf Alles göfasst
machen und trafen denn auch unsere Anstalten, um gegen einen
eventuellen Ueherfall gewaffnet zu sein. Bei Tage hatten wir
keine Sorge, angefallen zu werden, denn die Leute wussten gar
wohl, dass wir bereit sein würden, sie gebührend zu empfangen
und dass wir unseres Schusses sicher wären. Desto mehr aber
fürchteten wir einen Angriff zur Nachtzeit, zumal solche Ueber-
fälle der dortigen Kriegführung eigenthümlich sind. Wir hielten
deshalb abwechselnd strenge Wache und hatten unsere Sammlungen
in Kisten bereit stehen, ebenso auch Waffen, Munition
und Instrumente, um davon eventuell so viel wie möglich auf
unser Floss schaffen zu können. Letzteres wurde auseinander
geschlagen, ganz neu und solide wieder zusammengezimmert,
durch einige Stämme verbreitert und dazu mit einer starken
Verschanzung versehen, um derbe Püffe und Stösse aushalten
zu können. Tag und Nacht lag es, mit Steuer und Stangen,
sowie mit einer Rolle von Rotang und einem daran befestigten,
als Anker dienenden Stein versehen, an unserer Hütte 4W denn
so hoch war mittlerweile das Wasser des Flusses gestiegen —
festgebunden.
Es war zwar, immerhin ein tollkühner Plan, im Nothfalle auf
einem-flachen Flosse den Fluss voller Stromschnellen und Wasserfälle
hinabtreiben zu wollen; indessen trösteten wir uns mit dem
Gedanken, dass flussabwärts bis auf ziemlich weite Entfernung
von unserer Station kein hoher Wasserfall vorhanden war, und
dass der um 15 Fuss angeschwollene Strom alle die gefährlichen
Barren, die in der Trockenzeit eine Passage-unmöglich machen,
nun in seinen Tiefen verborgen hielt und unser schweres Floss
sicher darüber wegfahren werde. Jedenfalls wollten wir diesen
einzigen Weg der Rettung (Vertheidigung am Lande wäre Wahnsinn
gewesen) so zuverlässig wie möglich machen. Einmal unseren
Feinden entronnen, hätten wir irgendwo eine Landung versucht
und uns dann je nach Umständen weiter fortgeholfen.
Der Häuptling von Soforeh Place wollte es jedoch, wie es schien,
nicht auf einen Kampf mit uns ankommen lassen, sondern ergriff
das weit bequemere und unschuldigere Mittel, uns äuszuhungern,
da er dachte, dass wir, wenn wir einmal von allen Lebensmitteln
entblösst sein würden, die Station, natürlich unter Zurücklassung
unserer Bagage, von selbst verlassen müssten. In dieser Hinsicht
hatte er sich aber verrechnet. Wohl waren inzwischen alle Lebensmittel
bis auf den Reis ausgegangen, aber gerade von diesem
hatten wir einen weit grösseren Vorrath, aufgekauffc, als man in
Soforeh Place zu vermuthen schien, und wir lachten heimlich,
wenn wir unsere, jeden nur irgendwie verfügbaren Raum füllenden
Reisvorräthe überblickten,. die überdies, weil wir jetzt keine Bedienten
mehr zu ernähren hatten, kaum merklich kleiner wurden.
Von den ersten Tagen des August bis Ende September hatten
wir beinahe keinen trockenen Tag, und die Sonne kam während
dieser. ganzen Zflit kaum zum Vorschein. Regen und immer
wieder Regen, Tag und Nacht! Alle Waldbäche waren über ihre
Ufer getreten; grosse,.Strecken Waldes standen unter Wasser,
und gleich Donnerschlägen hallte Tag und Nacht das Krachen
der umstürzenden, von Wasser strömen unterwühlten, uralten
Baumriesen und der Aeste von Baumstammsdicke durch 'die
Wälder hin, während andere, durch kräftige Lianen in der Schwebe
gehalten, wie drohende Damoklesschwerter über den Waldpfaden
herabhingen.
In unserer Hütte drang das Grundwasser—aus dem Boden
empor,. und das Dach, so wasserdicht es anfänglich auch
war, konnte den anhaltend niederprasselnden Regengüssen nicht
mehr Trotz bieten, da die Palmblätter von Termiten zerfressen
waren. Es regnete auf unsere Kisten, beim Essen auf Schüsseln
und.Teller und des Nachts in die Hängematten, so dass wir
oft stundenlang unter aüfgespannten Regenschirmen auf unseren
zusammengefalteten Wolldecken sassen, um wenigstens diese
trocken zu erhalten. Lederwerk und Kleider verschimmelten in
den Kisten, alles Eisenwerk verrostete. Unsere Säugethier-
unfl Vogelbälge mussten wir mit grösser Mühe über dem Feuer
trocknen, und hatten wir sie endlich im den Kisten geborgen,
dann waren sie am anderen Morgen wieder feucht, so dass wir
beständig in der Furcht lebten, die Resultate vieler Mühe und
Arbeit unter unseren Händen- zu Grunde gehen zu sehen.
Unser Gesundheitszustand war gerade während dieser traurigen
Tage günstiger als zuvor, was wohl dem Umstand beigemessen