des Pinselschweins, dann folgte er ihr unverzüglich durch Dick
und Dünn. Führte ihn diese in einen Sumpf: „never mind” sagte
er, zog sich splitternackt aus, band seine Kleider zu einem
Bündel zusammen und dieses auf seinen Kopf, hielt Gewehr und
Jagdtasche über sich und gieng hindurch. Nur selten verlor er
die Spur, es sei denn, dass das verfolgte Stück Wild durch
Wasser schwimmend zu entkommen wusste. Im Jagen gieng
sein ganzes Thun und Denken auf. So lange ich in Cape Mount
war, hat er nie ein anderes Werkzeug als' sein Gewehr in
Händen gehabt. Hacke und Spaten waren ihm stets ein Greuel.
Tag ein Tag aus trieb er sich im Walde herum, und dass ihm
bei der dortigen verhältnissmässigen Wildarmuth und der . spärlichen
Beute — er jagte stets nur auf grosses Wild — die Geduld
nicht ausgieng, kann nur derjenige begreifen, der längere Zeit
die Leiden und Freuden eines ungebundenen Jägerlebens gekostet
hat. Liess ich ihm am Abend sagen: „Morgen früh machen wir
einen Jagdzug nach dem Inlande”, dann war ich sicher, dass er
schon lang vor Tagesanbruch vor meiner Thüre stand, um mich
aus dem Schlafe zu trommeln. Auf solchen Zügen fungirte er
gewöhnlich als Proviantmeister, und wenn in der verborgensten
Ecke eines Negerdorfes noch ein mageres Hühnchen sich seines
Daseins freute, mein Jackson wusste es aufzuspüren und mit
einem unwiderstehlichen Schwall von Beredtsamkeit für wenig
Geld in meine Pfanne zu spielen.
Mit diesem meinem Leibjäger also beschloss ich den Zug durch
den weiten, düstern Urwald, den wir vor unserer Ankunft in
Gonon, unserem vorläufigen Reiseziele, nicht mehr verlassen
sollten. An Unterhaltung war kaum zu denken, denn Einer
musste hinter dem Ändern her marschiren, da die schmalen, tief
ausgetretenen Waldpfade für zwei Mann neben einander zu enge
waren. Da die Neger auf solchen Märschen sehr schnell gehen,
hat man Mühe, mit ihnen gleichen Schritt zu halten und muss
sich sehr in Acht nehmen, dass man nicht in Löchern und
Wassertümpeln stecken oder an knorrigen Wurzeln und vorspringenden
Felsstücken hängen bleibt. Der Weg führte uns
durch hügeliges Terrain, bergauf, bergab, und nicht selten durch
vollgelaufene Sümpfe, die man auf vor sich hingeworfenen
Knüppeln und abgeschnittenen Baumästen, von denen man aber
nicht selten abglitt, durchwaten musste. Manches Hinderniss
boten auch die zahlreichen, vom Regen angeschwollenen Bergbäche,
deren Bett meist von wild durch einander liegenden Felstrümmern
gebildet wurde. Auf dem ganzen, langen Wege durch diese regentriefenden,
endlosen Wälder von hochstämmigen Baumriesen,
üppig wucherndem Unterholze und wirr durch einander geschlungenen
Lianen und Rotang war auch nicht ein Stück Wild zu
sehen. Nur die schon erwähnten Nashornvögel trompeteten lustig
drauf los, und auf bedeutenden Abstand hörten wir einige Male
das Grunzen und Quacken von Stummelaffen.
Wir waren am Morgen um acht Uhr von Cambama aufgebrochen
und erreichten, ohne irgendwo auch nur einen Augenblick
Halt zu machen, gegen 12 Uhr einen auf dem Rande
eines Hügelrückens gelegenen, offenen Platz mit einigen verlassenen
Negerhütten, wo etwa eine halbe Stunde gerastet wurde
und die zerstreute Karawane sich sammelte. Von hier ab war
der Weg, obschon stets noch hügelige Gegend durchschneidend,
weniger beschwerlich, und gegen drei Uhr erreichten wir, nachdem
der bei Cambama verlassene und hier sehr schmale Japaca Creek
zweimal durchwatet worden war, unser vorläufiges Reiseziel
Gonona), wo wir von dem residirenden Häuptling John freundlich
empfangen wurden. Auch dieser kannte J ackson, und Letzterer
schwatzte und log ihm so viel Interessantes und Abenteuerliches
über meine Person vor, dass ich dabei fast die Augen niederschlug
und mir ohne viel Markten meinerseits das beste und bequemste
Haus der ganzen Stadt eingeräumt wurde. Dieses war insofern
von allen früher gesehenen abweichend gebaut, als es aus zwei
Wohnräumen bestand, die durch eine das Haus quer durchlaufende
Gallerie getrennt waren. In dieser Gallerie wurde
gekocht; den einen Wohnraum trat ich meinem Jäger J ackson
und den Bedienten ab, und den ändern bezog ich selbst. Derselbe
bildete ein recht hübsches Appartement mit verschliessbarer Thür-
und Fensteröffnung, sowie einem guten, wenn auch etwas harten
i)' Wird auf französische Weise ausgesprochen und bedeutet soviel als
Barrikade.
LIBERIA, I. 15