löchern und unter Wurzeln und Steinen verborgen. Dieser Garneelenfang
verschaffte uns manchen angenehmen Abend; nur schade,
dass wir bald so unter diesen Thieren aufgeräumt hatten, dass
der Fang in der Nähe der Station nicht mehr lohnend wurde
und eine Zeitlang eingestellt werden musste. Eine nächtliche
Garneelenmahlzeit, von der Glut des Herdfeuers phantastisch
beleuchtet, hatte immer etwas Romantisches. Kam Einer von
uns mit vollem Eimer zur Hütte zurück, so fand er gewöhnlich
den Ändern rauchend in seiner Hängematte, insofern derselbe
nicht gerade mit irgend einer Arbeit beschäftigt war, die boys
aber auf ihre Fersen niedergekauert am wohlgeschürten Feuer,
auf dem die Bratpfanne mit heissem Palmöl schon bereit war,
um die Beute aufzunehmen. Im Umsehen waren die noch
lebenden Thiere des Kopfes und Brustpanzers beraubt, wurden
dann in einer Schüssel mit Mehl und Salz etwas hin- und hergerollt
und wanderten ohne weitere Umstände in die Pfanne, um
einen Augenblick später als Delikatesse gebacken auf unserm
Tische (sage Bücherkiste) zu erscheinen, während der Löwen-
antheil gewöhnlich unsern boys zufiel.
Im Laufe des Monats Februar sank das Wasser im St. Paul
um mindestens zwei Fuss, so dass viele der früher unsichtbaren
Felsbänke zu Tage traten und die bereits vorhandenen Inseln
von Tag zu Tag an Grösse Zunahmen. Das klare Wasser des
Flusses zeigte während dieser Zeit am Morgen eine Temperatur
von 25° C., am Abend sogar 31° C., während die Temperatur
der Luft zur nämlichen Zeit morgens 6 Uhr 25°, mittags 12
Uhr 30°, um ein Uhr 31° und abends 6 Uhr 29° im Schatten
zeigte. Dabei muss in Betracht gezogen werden, dass im Fluss-
thale, wo diese Ablesungen vorgenommen wurden, den Tag über
stets ein kühlerer Luftzug wehte. Die hohe Temperatur des Wassers
mag grossentheils der enormen Wärmeabgabe der den Tag über
stark erwärmten Felseninseln zuzuschreiben sein. Wir pflegten
am Abend, nach Eintritt der Dunkelheit, nach einer dieser Inseln
hinzuschwimmen und fanden den Felsen so warm, dass wir uns
nur auf die etwas unter Wasser liegenden Theile derselben
setzen konnten. Um unser Trinkwasser einigermassen kühl zu
erhalten, füllten wir jeden Abend zwei Eimer mit Flusswasser
und -liessen dieses die Nacht über abkühlen. Seit unserer Ankunft
in Bavia war noch kein Tropfen Regen gefallen. Dafür fiel aber
zur Nachtzeit der Thau so reichlich, dass wir am Morgen beim
Betreten der schmalen Waldpfade schon nach den ersten Schritten
gänzlich durchnässt waren und die Bäume tropften, wie nach
einem heftigen Regengüsse. Die Vegetation hatte also unter der
iaT1g andauernden Trockenheit durchaus nicht zu leiden.
Schon in den letzten Tagen des Februars hatten wir einige
schwere Gewitter mit heftigen Sturzregen. Am Morgen nach der
ersten Gewitternacht war zu unserm grossen Erstaunen der Fluss
um zwei Fuss gestiegen, ein Zeichen, dass es weiter im Innern
viel mehr geregnet haben musste, als bei uns. Mit Anfang März
waren die Gewitter schon beinahe alltägliche Erscheinungen
geworden, und der schwere Donner rollte oft tagelang ohne
Auf hören, über die finstern Wälder hin.
Die Felsinseln im Flusse verschwanden allmälig wie sie aufgetaucht
waren, und das Wasser wurde zusehends trüber und
reissender , so dass wir unsere Schwimmtouren bald auf ein
Minimum beschränken mussten. Nichtsdestoweniger hatten wir
eines Tages das höchst interessante Schauspiel einer Wasserfahrt
stromabwärts, ausgeführt durch eine Gesellschaft von Eingebornen
in roh gezimmerten Canoes. Da diese Leute an unserm Landungsplätze
anlegten, um etwas auszuruhen, wohl auch, um ihre
Neugierde zu befriedigen, die unsere sonderbare Jagdhütte in
ihnen rege gemacht haben mochte, so konnten wir von ihnen
interessante Mittheilungen über den Lauf des Flusses erhalten,
soweit wir ihn nicht selbst kennen zu lernen Gelegenheit hatten.
Keiner von ihnen sprach zwar ein Wort Englisch, so dass wir
uns unseres Golah-&oi/’s als Dolmetscher bedienen mussten. Die
Leute kamen von der Inselstadt A1 i n , die etwa 12 mües flussaufwärts
im St. Paul liegt. Alle waren athletische Gestalten,
und ohne eine Spur von Kleidung. Ihre grossen Canoes, die sie
während der Trockenzeit für den Verkauf anfertigen, höhlen sie
nur ganz roh aus, damit sie die harten Stösse und Schürfungen
an den vielen scharfen Felskanten im Flusse besser ertragen
können. Wenn dann der Fluss derart gestiegen ist, das die
kleinern Stromschnellen verschwinden und infolgedessen die Thal