Tagen treu ausgeharrt. Mit Hülfe eines ihr untergeordneten boys
besorgte sie das ganze Hauswesen, kochte, backte vorzügliches
Brod, besorgte die Wäsche, reparirte die Kleider und fertigte mir
sogar neue an, holte geschickt mit einer Stecknadel die chigres
(Sandflöhe) aus meinen Füssen und backte mir, wenn sie einmal
besonders gut auf mich zu sprechen war, Pflaumenkuchen und
Austerpästetchen, wie sie mein Lebtag nie vorzüglicher über
meine Lippen gekommen sind. Wer hätte bei all diesen Kardinaltugenden
einer guten Hauswirthin nicht ein Auge zugedrückt,
wenn sie sich ihrem Herrn gegenüber oft allzugrosse Freiheiten
herausnahm und dem Silber des Redens vor dem Golde des
Schweigens den Vorzug gab, oder wenn sie eine Pfeife schmauchend
und nach Art der Männer ausspuckend am Kochtopf sass ?
Doch nach dieser Abschweifung wieder sur Sache.
Auf unsem Jagden kamen wir gelegentlich hoch ins Gebirge
hinauf, doch so sehr wir auch suchten, wir fanden nirgends, selbst
nicht auf seinem höchsten Grate, 1090' über dem Meere, einen
freien Punkt, der uns einige Fernsicht oder auch nur eine Ueber-
sicht über den Aufbau des Gebirges geliefert • hätte. Obwohl
im ganzen Gebiete keine Menschenseele wohnt, finden sich doch
manchmal primitive Fusspfade, die aber meist, nachdem man
ihnen einige Zeit gefolgt hat, sich im Dickicht verlieren. Sie
verdanken ihren Ursprung meist Holzhackern aus Robertsport
und Umgebung, die da oben Bäume fällen, welche entweder
ausgehöhlt und zu Canoes verwendet, oder auch auf äusserst
primitive Weise zu Brettern gesägt werden, die der Holzhacker
dann durch eingeborne Bediente auf dem Kopf nach Robertsport
hinuntertragen lässt, um sie dort zu verkaufen. Die Canoes
werden nur roh ausgehöhlt, und dann spannen sich zahlreiche
Leute vor, um dieselben durch Gebirg und Wald an den Fluss-
hinunter zu schleppen, eine Arbeit, die oft ungeheure Schwierigkeiten
verursacht. Dort erst werden die zerschundenen Canoes
sauber abgearbeitet und verkauft.
Nach etwa acht Tagen hatten wir einen "Weg über das Gebirge
nach der Mission und meiner Station in Robertsport .durchgebrochen,
d. h. durch Niederbrechen von Zweigen und Anhacken von
Baumstämmen die Passage bezeichnet, um den langen Umweg die
Küste entlang abzukürzen. Eines Tages sah ich weit draussen
auf dem Meere ein von Monrovia kommendes, holländisches Segelschiff.
Da mir dasselbe Ausrüstungsgegenstände und Munition
bringen sollte und ich auch Briefe erwartete, so eilte ich, einen
unserer Bedienten mitnehmend , nach Robertsport, wo ich zugleich
mit dem Schiff ankam.
Nachdem ich dort meine Geschäfte erledigt, trat ich mit dem
boy und einem gemietheten Träger, welche beide ich mit Lebensmitteln
beladen hatte, den Rückweg durch das Gebirge an. Dieses
steigt von der Terrasse, auf der die Mission steht, sehr steil zu
bedeutender Höhe an, von wo aus man dann nach beträchtlichen
Steigungen und Senkungen des Pfades den südlichsten,
parallel mit dem Meere verlaufenden Bergrücken erreicht. Nachdem
man diesem längere Zeit bis oberhalb Traveller’s Rest gefolgt
hat, führt dann ein steiler Absturz nach obgenannter Station
hinunter. Nun war ich etwas spät von Robertsport aufgebrochen
und wurde überdies noch im Missionshause länger als ich wünschte
aufgehalten. Nichtsdestoweniger hoffte ich, da ich mich des
Weges sicher wähnte, in einem guten Marsche noch vor Einbruch
der Nacht Traveller’s Rest erreichen zu können. Oben im Gebirge
angekommen, wurde ich aber plötzlich von einem heftigen Schüttelfrost
überfallen, so dass ich mich kaum weiter schleppen und
auch nicht mehr auf den Pfad achten konnte. Es dauerte nicht
lange, so hatten wir denselben verloren, und während wir in
verschiedenen Richtungen ausgiengen, um uns wieder zurechtzufinden,
wurde ich dermassen vom Fieber ergriffen, dass ich
mich niederlegen musste. Endlich fand einer der boys einen guten
Pfad, und willenlos folgte ich nun demselben bergauf und -ab,
bis wir schliesslich, erst -nach Einbruch der Nacht, in New
Robertsport, etwas oberhalb J ackson’s Wohnhaus, aus dem Walde
herauskamen. Obwohl nur eine Viertelstunde von meiner Station
in Robertsport entfernt, war es mir doch nicht mehr möglich, diese
zu erreichen, und ich zog mich daher in ein nahes, leerstehendes
Haus zurück, wo ich mich in einer alten Bettstelle ohne Bett zum
Schlafen niederlegte. Inzwischen gieng mein Diener zu J ackson’s
Frau hinunter, um dieselbe von meinem Zustande zu benachrichtigen.
Es dauerte nicht lange, so kam dieselbe mit ihrer